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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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daran, ungeschehen zu machen, was passiert ist.«
    »In Fort Wyvern, irgendwo in einer unterirdischen Anlage?«
    »Dort und an anderen Orten, ja. Und wenn sie eine Möglichkeit finden, es zu bekämpfen… dann könnte Wunderbares daraus resultieren.«
    Während er sprach, glitt sein Blick von mir zum Studiofenster weiter.
    »Toby«, sagte ich.
    Manuels Blick richtete sich wieder auf mich.
    »Diese Sache, diese Seuche, was auch immer es ist«, sagte ich. »Du hoffst, daß sie Toby irgendwie helfen kann, falls sie sie unter Kontrolle bringen können.«
    »Auch du müßtest ein Interesse daran haben, Chris.«
    Vom Scheunendach aus stellte eine Eule fünfmal schnell hintereinander ihre klagende Frage, als wollte sie sämtliche Bewohner Moonlight Bays um Antwort bitten.
    Ich atmete tief durch. »Das ist der einzige Grund, wieso meine Mutter biologische Forschungen zu militärischen Zwecken betreiben würde«, sagte ich. »Der einzige. Weil vielleicht eine sehr gute Chance bestand, daß daraus etwas erwuchs, was meine XP heilen kann.«
    »Und vielleicht kommt es tatsächlich dazu.«
    »Es war ein Projekt zur Entwicklung von Waffen?«
    »Mach ihr keine Vorwürfe, Chris. Nur hinter einem Waffenprojekt stecken Milliarden von Dollar. Sie hätte keine Chance gehabt, diese Arbeit aus den richtigen Gründen zu leisten. Sie war zu teuer.«
    Das entsprach zweifellos der Wahrheit. Lediglich ein Projekt zur Entwicklung von Waffen würde über die schier unendlichen Mittel verfügen, die man brauchte, um die komplizierten Forschungen zu betreiben, die der dringlichste Wunsch meiner Mutter notwendig machte.
    Wisteria Jane (Milbury) Snow war theoretische Genetikerin. Das bedeutet, daß sie schwer nachdenken mußte, während andere Wissenschaftler schwer heben mußten. Sie verbrachte kaum Zeit in Laboratorien oder auch nur in dem virtuellen Labor eines Computers. Ihr Labor war der Verstand, und der war bei ihr extravagant ausgerüstet. Sie stellte Theorien auf, die andere dann unter ihrer Leitung zu beweisen versuchten.
    Ich habe schon erwähnt, daß sie außergewöhnlich war, vielleicht aber nicht, daß sie über die Maßen außergewöhnlich war. Denn das war sie. Sie hätte an jeder Universität lehren können. Alle wollten sie haben.
    Mein Vater liebte Ashdon, aber er wäre ihr jederzeit überallhin gefolgt, wohin sie gehen wollte. Er wäre in jeder akademischen Umgebung zurecht gekommen.
    Wegen mir blieb sie am Ashdon. Die meisten wirklich bedeutenden Universitäten befinden sich entweder in großen oder mittelgroßen Städten, in denen meine Möglichkeiten tagsüber nicht beschränkter wären als in Moonlight Bay. Doch dort hätte ich keine Aussicht auf ein erfülltes Nachtleben gehabt. Großstädte sind auch nach Sonnenuntergang hell. Und in den wenigen dunklen Bezirken einer Stadt kann ein Junge auf einem Fahrrad zwischen der Abend-und Morgendämmerung wohl kaum ungefährdet auf Abenteuersuche gehen.
    Damit ich mehr aus meinem Leben machen konnte, machte sie aus ihrem weniger. Sie beschränkte sich auf eine Kleinstadt und war bereit, ihr volles Potential nicht auszuschöpfen, damit ich meines ausschöpfen konnte.
    Zur Zeit meiner Geburt waren Tests, die bei Föten genetische Schäden feststellen konnten, noch sehr rudimentär entwickelt. Wären die analytischen Werkzeuge damals schon so fortgeschritten gewesen, daß man binnen Wochen nach der Befruchtung meine XP entdeckt hätte, hätte meine Mutter sich vielleicht entschieden, mich nicht auf die Welt zu bringen.
    Wie sehr liebe ich doch die Welt in all ihrer Schönheit und Seltsamkeit.
    Doch wegen mir wird die Welt in den kommenden Jahren noch seltsamer werden – und vielleicht weniger schön.
    Wäre ich nicht gewesen, hätte meine Mutter sich bestimmt geweigert, an dem Projekt in Fort Wyvern mitzuwirken, hätte sie ihre Kollegen nie auf neue Forschungswege geführt. Und wir wären vielleicht nie einem dieser Wege zu dem Abgrund gefolgt, an dem wir nun stehen.
    Nachdem Orson zur Seite gegangen war, um Manuel Platz zu machen, trat dieser zum Fenster. Er betrachtete seinen Sohn, und jetzt konnte ich auch, nachdem sein Gesicht nun heller beleuchtet wurde, in seinen Augen kein wildes Licht, sondern nur überwältigende Liebe sehen.
    »Die Intelligenz von Tieren zu vergrößern«, sagte ich. »Was für militärische Anwendungen gibt es dafür?«
    »Was für einen besseren Spion gäbe es als einen Hund hinter den feindlichen Linien, der so klug ist wie ein Mensch? Eine unergründliche

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