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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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nachdem wir Bobbys Haus verlassen hatten, bekam sie eine Gänsehaut und mußte einen Bademantel anziehen. Als ihr allmählich klar wurde, wie furchtbar unsere Lage tatsächlich war, daß wir uns an niemanden wenden und auch nicht davonlaufen konnten, selbst wenn man uns erlauben sollte, die Stadt zu verlassen, daß wir auf gewisse Weise bereits von dieser Wyvern-Seuche befallen waren und uns Auswirkungen bevorstanden, die wir uns nicht vorstellen konnten, zog sie den Kragen des Bademantels fester um den Hals.
    Falls sie davon abgestoßen wurde, was ich mit Stevenson gemacht hatte, verbarg sie auch dieses Gefühl erfolgreich, denn als ich fertig war, nachdem ich ihr sogar von der Scherbe des Puppengesichts erzählt hatte, die ich auf ihrem Bett gefunden hatte, schlüpfte sie aus dem Bademantel, obwohl sie noch immer eine Gänsehaut hatte, und holte mich wieder in ihr Licht.
    Als wir uns diesmal liebten, waren wir leiser als zuvor, bewegten wir uns langsamer, sanfter als beim erstenmal. Obwohl wir auch zuvor zärtlich gewesen waren, waren die Bewegung und der Akt diesmal noch zärtlicher. Da uns ein neues und ergreifendes Verständnis unserer Isoliertheit überkam, klammerten wir uns voller Liebe und Bedürfnis, aber auch Verzweiflung aneinander. Obwohl wir das Gefühl miteinander teilten, zwei Verdammte zu sein, die die Uhr des Henkers unablässig ticken hörten, war unsere Vereinigung seltsamerweise schöner als die vorhergehende.
    Vielleicht ist das aber auch ganz und gar nicht seltsam. Vielleicht entkleidet extreme Gefahr uns jeder Verstellung, aller Anstrengungen, jeglicher Verwirrung, und führt uns zu einer stärkeren Konzentration, als wir sie sonst jemals erreichen, so daß wir uns an das erinnern, was wir normalerweise den größten Teil unseres Lebens über vergessen: daß unser Wesen und der Sinn unseres Lebens stärker als alles andere darin liegt, zu lieben und geliebt zu werden, uns an der Schönheit der Welt zu erfreuen und mit dem Bewußtsein zu leben, daß die Zukunft für keinen von uns so real ist wie die Gegenwart und die Vergangenheit.
    Wenn die Welt, wie wir sie kannten, in diesem Augenblick zugrunde ging, spielten meine Bücher und Sashas Songs keine Rolle mehr. Um abzuwandeln, was Bogart zur Bergman gesagt hat: In dieser verrückten Zukunft, die wie eine Lawine genau auf uns zurast, sind die Wünsche zweier Menschen keinen Pfifferling wert. Wichtig waren nur Freundschaft, Liebe und das Surfen. Die Zauberer von Fort Wyvern hatten mir und Sasha ein Dasein verliehen, das genauso auf das Grundlegende reduziert war wie das Bobby Halloways.
    Freundschaft, Liebe und Surfen. Man muß das Eisen schmieden, solange es noch heiß ist. Man muß sich diesen Dingen widmen, solange es sie noch gibt. Solange man noch so menschlich ist, daß man weiß, wie kostbar sie sind.
    Eine Weile lagen wir schweigend da und hielten einander fest, warteten darauf, daß die Zeit wieder zu fließen anfing. Oder hofften vielleicht darauf, daß das nie geschehen würde.
    Dann sagte Sasha: »Jetzt kochen wir erstmal.«
    »Das haben wir doch gerade getan.«
    »Ich meine Omeletts.«
    »Mmh. Dieses köstliche Eiweiß«, sagte ich und machte mich damit über ihre Neigung lustig, die Prinzipien einer gesunden Ernährung bis zum Äußersten zu treiben.
    »Heute nehme ich auch das Eigelb dazu.«
    »Jetzt weiß ich bestimmt, daß das Ende der Welt bevorsteht.«
    »In Butter gebraten.«
    »Mit Käse?«
    »Jemand muß verhindern, daß die Kühe arbeitslos werden.«
    »Butter, Käse, Eigelb. Also hast du dich entschlossen, Selbstmord zu begehen.«
    Wir taten cool, waren es aber nicht.
    Und beide wußten wir es auch.
    Aber wir machten trotzdem damit weiter, denn sonst hätten wir uns eingestanden, was für eine Angst wir hatten.
    Die Omeletts waren außergewöhnlich gut. Genau wie die Pommes und die dick mit Butter bestrichenen englischen Muffins.
    Während Sasha und ich bei Kerzenschein aßen, kreiste Orson um den Küchentisch, jaulte leise und bedachte uns mit seinem Ich-bin-ein-verhungerndes-Ghettokind-Blicken, wenn wir zu ihm hinabschauten.
    »Du hast schon deinen ganzen Napf leergefressen«, sagte ich zu ihm.
    Er bellte, als sei er erstaunt, daß ich das einfach so behauptete, und winselte Sasha wieder mitleiderregend an, als wollte er ihr versichern, daß ich gelogen und er noch überhaupt nichts zu fressen bekommen hatte. Er tat gnadenlos niedlich, rollte sich auf den Rücken, rutschte herum und scharrte mit den Pfoten an der Luft,

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