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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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oder ihn in die Pfote schießen könnte, wenn er mir zu nahe kam.
    Kein Angehöriger des Trupps war mehr im Haus.
    Als ich die Suche beendete, verspürte ich den Drang, einen Eimer mit starkem Salmiakgeist zu füllen und jede Oberfläche abzuwaschen, die der Eindringling – oder die Eindringlinge – vielleicht berührt hatte: Wände, Böden, Treppenstufen, das Treppengeländer, die Möbel. Nicht, weil ich glaubte, sie hätten irgendwelche Mikroorganismen zurückgelassen, die uns infizieren könnten. Vielmehr, weil ich sie in einem zutiefst geistlichen Sinn für unrein hielt, als wären sie nicht aus den Labors von Fort Wyvern gekommen, sondern aus einem Loch in der Erde, aus dem zudem Schwefeldämpfe, ein schreckliches Licht und die fernen Schreie der Verdammten emporstiegen.
    Statt Salmiakgeist zu holen, rief ich vom Telefon in der Küche aus die Studionummer von KBAY an. Bevor ich die letzte Ziffer wählte, fiel mir ein, daß Sashas Sendung zu Ende und sie wahrscheinlich bereits auf dem Nachhauseweg war. Ich legte auf und wählte ihre Handynummer.
    »Hallo, Snowman«, sagte sie.
    »Wo bist du?«
    »Fünf Minuten von zu Hause entfernt.«
    »Hast du die Türen verriegelt?«
    »Was?«
    »Um Gottes willen, hast du die Türen verriegelt?«
    Sie zögerte. Dann: »Jetzt ja.«
    »Halt nicht an. Auf keinen Fall. Auch nicht, wenn du einen Freund siehst oder einen Cop. Ganz besonders nicht, wenn ein Cop es dir befiehlt.«
    »Und was, wenn ich zufällig eine kleine alte Lady überfahre?«
    »Sie wird keine kleine alte Lady sein. Sie wird nur wie eine aussehen.«
    »Du wirst langsam ziemlich gespenstisch, Snowman.«
    »Nicht ich. Der Rest der Welt. Hör zu, ich möchte, daß du am Telefon bleibst, bis du an der Auffahrt bist.«
    » Explorer an Kontrollturm: Der Nebel zieht sich bereits zurück. Sie müssen mich nicht reinbringen.«
    »Ich bringe dich nicht rein. Du bringst mich wieder runter auf den Boden. Ich bin ziemlich mit den Nerven fertig.«
    »Ist mir schon irgendwie aufgefallen.«
    »Ich will deine Stimme hören. Die ganze Zeit über. Bis du zu Hause bist, muß ich deine Stimme hören.«
    »So sanft und ruhig wie die Bucht«, sagte sie, um mich aufzuheitern.
    Ich hielt sie an der Strippe, bis sie ihren Wagen auf den Einstellplatz setzte und den Motor ausschaltete.
    Sonne hin oder her, ich wäre am liebsten hinausgegangen, um sie abzuholen, sobald sie die Fahrertür öffnete. Ich wäre am liebsten mit der Glock in der Hand an ihrer Seite gewesen, während sie um das Haus zur hinteren Veranda ging; diesen Eingang benutzte sie nämlich immer.
    Es schien eine Stunde zu dauern, bis sie endlich zwischen den Tischen mit den Topfkräutern war und ich ihre Schritte auf der Veranda hörte.
    Als sie die Tür aufstieß, stand ich in der weitausholenden Klinge des Morgenlichts, die in die Küche schnitt. Ich zog Sasha in meine Arme, schlug die Tür hinter ihr zu und hielt sie so fest, daß einen Moment lang keiner von uns Luft holen konnte. Dann küßte ich sie, und sie war warm und echt, echt und prächtig, prächtig und lebendig.
    Doch ganz gleich, wie fest ich sie hielt, ganz gleich, wie süß ihre Küsse waren, mich verfolgte noch immer diese Vorahnung, daß mir noch schlimmere Verluste bevorstanden.

SECHS
    Der Tag und die Nacht

3 2
    Nach allem, was in der vergangenen Nacht geschehen war, und bei allem, was uns in der kommenden Nacht bevorstand, konnte ich mir nicht vorstellen, daß wir miteinander schliefen. Sasha konnte sich nicht vorstellen, daß wir nicht miteinander schliefen. Obwohl sie den Grund für mein Entsetzen nicht kannte, war mein bloßer Anblick – die Angst, sie zu verlieren, hatte mich zutiefst erschüttert – offenbar ein Aphrodisiakum, das keinen Widerspruch duldete.
    Als wahrer Gentleman blieb Orson unten in der Küche. Wir gingen nach oben ins Schlafzimmer und von dort aus in die zeitlose Zeit und den raumlosen Raum, in dem Sasha die einzige Energie ist, die einzige Materie, die einzige Kraft im Universum. So überaus strahlend.
    Danach war ich in einer Stimmung, in der mir selbst die apokalyptischsten Dinge, die ich zu berichten hatte, erträglich vorkamen, und erzählte ihr also, was ich von Sonnenuntergang bis zum Morgengrauen erlebt hatte, von den Millennium-Affen und Stevenson, und daß Moonlight Bay nun eine Büchse derPandora sei, in der Myriaden des Übels wimmelten.
    Falls sie mich für verrückt hielt, verbarg sie es gut. Als ich ihr erzählte, wie der Trupp Orson und mich verhöhnt hatte,

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