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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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das Herz brechen.« Traurigkeit zog ihre Gesichtszüge in die Länge. »Ich glaube, du solltest es wirklich wissen… aber es wird dir das Herz brechen.«
    Als sie sich von mir abwandte und durch die Küche ging, wollte ich ihr folgen.
    Sie hielt mich mit einer Handbewegung zurück. »Um zu holen, was ich dazu brauche, muß ich ein paar Lampen einschalten. Du wartest lieber hier, und ich bringe alles runter.«
    Ich sah ihr nach, wie sie durch das dunkle Eßzimmer ging. Im Wohnzimmer schaltete sie eine einzige Lampe ein, und dann entschwand sie meinem Blickfeld.
    Unruhig schritt ich durch den Raum, auf den ich beschränkt war, und meine Gedanken drehten sich dabei im Kreis. Der Affe war ein Affe und wieder auch nicht, und seine Unrichtigkeit beruhte darauf, daß er gleichzeitig war und nicht war. Das ergab aber nur in einer Welt Sinn, die Lewis Carroll sich ausgedacht hatte, mit Alice ganz unten in einem magischen Kaninchenbau.
    An der Hintertür überprüfte ich den Riegel. Verschlossen.
    Ich zog den Vorhang beiseite und schaute in die Nacht hinaus. Orson konnte ich nicht sehen.
    Bäume bewegten sich. Der Wind war wieder aufgekommen.
    Mondlicht flackerte. Offensichtlich war es über dem Pazifik zu einem Wetterumschwung gekommen. Während der Wind Wolkenfetzen über das Antlitz des Mondes schob, schien ein silbernes Leuchten über die nächtliche Landschaft zu wogen. In Wirklichkeit zogen nur gesprenkelte Schatten über die Wolken, und die Bewegung des Lichts war nur eine Illusion. Trotzdem wurde der Garten in einen winterlichen Bach verwandelt, und das Licht kräuselte sich wie fließendes Wasser unter einer Eisdecke.
    Irgendwo im Haus erklang ein kurzer, wortloser Schrei. Er war genauso dünn und verzweifelt wie Angela selbst.

13
    Der Schrei war so kurzlebig und hohl, daß er genauso unwirklich wie die Bewegung des Mondlichts im Garten hätte sein können, nur der Geist eines Geräusches, der eine Kammer in meinem Kopf heimsuchte. Wie der Affe schien er gleichzeitig vorhanden zu sein und auch wieder nicht.
    Als der Türvorhang durch meine Finger glitt und leise über das Glas fiel, erklang irgendwo anders im Haus ein dumpfer Schlag und zitterte durch die Wände.
    Der zweite Schrei war noch kürzer und dünner als der erste – aber unverkennbar ein Gejammer des Schmerzes und Entsetzens.
    Vielleicht war sie lediglich von einer Trittleiter gefallen und hatte sich den Knöchel verstaucht. Vielleicht hatte ich nur den Wind und die Vögel im Dachgesims gehört. Vielleicht besteht der Mond aus Käse, und der Himmel ist eine Schokoladenmousse mit Zuckersternen.
    Ich rief laut nach Angela.
    Sie antwortete nicht.
    Das Haus war nicht so groß, daß sie mich nicht hätte hören können. Ihr Schweigen war beunruhigend.
    Leise fluchend, holte ich die Glock aus meiner Jackentasche. Ich hielt sie ins Kerzenlicht und suchte verzweifelt nach dem Sicherungshebel.
    Ich fand nur einen einzigen Hebel, bei dem es sich um den Gesuchten handeln konnte. Als ich ihn hinabdrückte, schoß ein heller roter Lichtstrahl aus einem Loch unterhalb der Mündung und malte einen leuchtenden Punkt auf die Kühlschranktür.
    Mein Dad hatte wohl eine auch für friedfertige Literatur-Professoren benutzerfreundliche Waffe haben wollen und zusätzlich für eine Laserzielhilfe bezahlt.
    Ich kannte mich zwar kaum mit Faustfeuerwaffen aus, wußte aber, daß einige Pistolenhersteller sogenannte Safe-Action-Sicherheitssysteme einsetzten, die über interne Vorrichtungen verfügten, welche die Abzugsstange automatisch blockierten, nachdem der Abzug betätigt worden war, und diese erst dann freigaben, wenn man den Abzug wieder voll durchzog. Vielleicht war das eine dieser Waffen. Falls nicht, würde ich keinen Schuß abfeuern können, wenn ich einem Angreifer gegenüberstand – oder voller Panik herumfummeln und mir in den Fuß schießen.
    Obwohl ich für diesen Job nicht ausgebildet war, gab es niemand sonst, der ihn hätte erledigen können. Ich gestehe ein, daß ich daran dachte, einfach hier zu verschwinden, auf das Fahrrad zu steigen, in Sicherheit zu radeln und anonym bei der Polizei anzurufen. Danach wäre ich jedoch nie wieder imstande gewesen, mich im Spiegel zu betrachten – oder auch nur Orson anzusehen.
    Mir gefiel nicht, wie meine Hände zitterten, aber ich konnte wirklich keine Pause einlegen, um Atemübungen oder Meditation zu betreiben.
    Als ich durch die Küche zur offenen Tür zum Eßzimmer ging, zog ich kurz in Betracht, die Pistole wieder

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