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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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keine Geheimnisse vor mir bewahren kann, nicht auf Dauer, nicht, wenn ich dermaßen dafür gelitten hatte.« »Schließlich hat er Ihnen alles erzählt«, sagte ich. »Ja. Und ich habe ihm verziehen, habe ihm wirklich verziehen, was er mir angetan hat, aber seine Verzweiflung legte sich nicht. Es war mir nicht möglich, sie ihm zu nehmen. Eine so tiefe Verzweiflung… und eine so große Angst.« Nun wurde ihr Zorn von Mitleid und Kummer durchzogen. »Seine Angst war so groß, daß er an nichts mehr Freude hatte. Schließlich hat er sich umgebracht… Und als er tot war, war nichts mehr übrig, was man noch aus mir hätte herausschneiden können.« Sie senkte die Faust. Öffnete sie. Sie starrte das Likörglas an – und stellte es dann vorsichtig auf den Tisch. »Angela, was war los mit dem Affen?« fragte ich. Sie antwortete nicht. Abbilder der Kerzenflammen tanzten in ihren Augen. Ihr ernstes Gesicht war wie ein steinerner Schrein für eine tote Göttin.
    Ich wiederholte die Frage: »Was war los mit dem Affen?«
    Als Angela schließlich antwortete, war ihre Stimme kaum lauter als ein Flüstern: »Es war kein Affe.«
    Ich wußte, ich hatte sie richtig verstanden, und doch ergaben ihre Worte keinen Sinn. »Kein Affe? Aber Sie haben gesagt…«
    »Es schien ein Affe zu sein.«
    »Schien einer zu sein?«
    »Und es war natürlich ein Affe.«
    Ich schwieg verwirrt.
    »War einer und war keiner«, flüsterte sie. »Und genau das  war los damit.« Sie schien mir nicht mehr ganz bei Verstand zu sein. Ich fragte mich allmählich, ob ihre phantastische Geschichte nicht eher der Einbildung entsprungen war, als daß sie der Wahrheit entsprach – und ob sie den Unterschied noch kannte.
    Sie wandte sich von den Votivkerzen ab und sah mir in die Augen. Sie war nicht mehr häßlich, aber auch nicht schön, ihr Gesicht schien aus Asche und Schatten zu bestehen. »Vielleicht hätte ich dich nicht anrufen sollen. Ich war so aufgewühlt, weil dein Dad starb. Ich konnte nicht mehr klar denken.«
    »Sie haben gesagt, ich sollte es wissen… um mich zu verteidigen.«
    Sie nickte. »Allerdings. Das stimmt. Du mußt es wissen. Dein Schicksal hängt an einem so dünnen Faden. Du mußt wissen, wer dich haßt.«
    Ich streckte die Hand nach ihr aus, aber sie ergriff sie nicht.
    »Angela«, sagte ich flehentlich, »ich will wissen, was wirklich mit meinen Eltern passiert ist.«
    »Sie sind tot. Sie leben nicht mehr. Ich habe sie gemocht, Chris, sie wie Freunde geliebt, aber sie sind tot.«
    »Ich will es trotzdem wissen.«
    »Wenn du glaubst, jemand müßte für ihren Tod bezahlen… dann wirst du einsehen müssen, daß es dazu nie kommen wird. Nie im Leben. Ganz gleich, wieviel du von der Wahrheit erfährst, niemand wird dafür bezahlen müssen. Ganz gleich, was du anstellst.«
    Ich merkte, daß ich meine Hand zurückgezogen und auf dem Tisch zur Faust geballt hatte. »Wir werden sehen«, sagte ich nach einer Weile.
    »Ich habe heute abend im Mercy gekündigt.« Als sie diese traurige Nachricht enthüllte, schien sie einzuschrumpfen, bis sie an ein Kind in der Kleidung einer Erwachsenen erinnerte, an das Mädchen, das der behinderten Mutter Eistee, Medikamente und Kissen gebracht hatte. »Ich bin keine Krankenschwester mehr.«
    »Was haben Sie jetzt vor?«
    Sie antwortete nicht.
    »Etwas anderes wollten Sie aber doch nie sein«, sagte ich.
    »Es kommt mir jetzt völlig sinnlos vor. In einem Krieg Verwundete zu verbinden… das ist wichtig. Aber es ist töricht, sich mitten im Armageddon noch um Verletzungen zu kümmern. Außerdem bin ich am Werden. Ich bin am Werden. Siehst du das nicht?«
    Um die Wahrheit zu sagen, ich sah es nicht.
    »Ich bin am Werden. Zu einem anderen Ich. Einer anderen Angela. Zu jemandem, der ich nicht sein will. Etwas, an das ich gar nicht zu denken wage.«
    Ich wußte noch immer nicht, was ich von ihrem apokalyptischen Gerede halten sollte. War es eine rationale Reaktion auf die Geheimnisse von Fort Wyvern oder die Folge einer persönlichen Verzweiflung, die aus dem Verlust ihres Gatten resultierte?
    »Wenn du darauf bestehst, es zu erfahren«, sagte sie, »dann wirst du, nachdem du es erst einmal weißt, nichts anderes tun können, als dich zurückzulehnen, zu trinken, was dir am besten schmeckt, und zu beobachten, wie alles endet.«
    »Ich bestehe trotzdem darauf.«
    »Dann ist es wohl an der Zeit für die große Enthüllung«, sagte Angela mit offensichtlicher Zweideutigkeit. »Aber… ach, Chris, es wird dir

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