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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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nur durchsuchen, wenn ich in der rechten Hand die Pistole und in der linken die Stablampe hielt. Das wäre aber eine unbeholfene Situation, zeitraubend und gefährlich. Jedesmal, wenn ich einen der Räume betrat, würde, ganz gleich, wie schnell und geduckt ich mich bewegte, das Licht der Stablampe einem vielleicht vorhandenen Angreifer meine Position verraten, lange bevor ich ihn mit dem schmalen Strahl entdecken konnte.
    Die besten Chancen hatte ich, indem ich meine Stärken ausspielte, also die Dunkelheit nutzte und mit dem Schatten verschmolz. Als ich seitlich durch den Korridor ging und abwechselnd in beide Richtungen schaute, machte ich kein Geräusch, und auch niemand sonst im Haus machte eins.
    Die zweite Tür auf der linken Seite stand nur einen Spaltbreit offen, und der schmale Lichtkeil enthüllte kaum etwas von dem Zimmer dahinter. Mit dem Pistolenlauf stieß ich die Tür nach innen auf.
    Das Elternschlafzimmer. Gemütlich. Das Bett war ordentlich gemacht. Ein farbenfroher Perserteppich hing über einem Arm eines Sessels, und auf dem Fußschemel wartete eine zusammengefaltete Zeitung darauf, gelesen zu werden. Auf der Kommode funkelte eine Sammlung alter Parfümfläschchen.
    Eine der Nachttischlampen war eingeschaltet. Die Glühbirne war nur schwach, und der gefältelte Schirm schützte mich vor dem Großteil der Strahlen.
    Angela war nirgendwo zu sehen.
    Eine Schranktür stand offen. Vielleicht war Angela nach oben gegangen, um hier irgend etwas zu holen. Ich sah allerdings nichts außer Kleidern auf Bügeln und Schuhkartons.
    Die Tür zum benachbarten Bad stand einen winzigen Spaltbreit offen, und das Badezimmer war dunkel. Falls sich jemand darin befand, stellte ich ein gut beleuchtetes Ziel für ihn dar.
    Ich näherte mich dem Bad so verstohlen wie möglich und zielte dabei mit der Glock auf den schwarzen Spalt zwischen Tür und Pfosten. Als ich die Tür auf stieß, öffnete sie sich ohne Widerstand.
    Der Geruch hielt mich davon ab, über die Schwelle zu treten.
    Da das Licht der Nachttischlampe kaum etwas von dem Raum vor mir erhellte, fischte ich die Stablampe aus meiner Tasche. Der Strahl fiel funkelnd über eine rote Pfütze auf einem weiß gefliesten Boden. Die Wände waren mit hellroten Blutstropfen bespritzt.
    Angela Ferryman lag zusammengesunken auf dem Boden, den Kopf rückwärts über den Rand der Toilettenschüssel gebeugt. Ihre Augen waren so weit aufgerissen, bleich und flach wie die einer toten Seemöwe, die ich einmal auf dem Strand gefunden hatte.
    Auf den ersten Blick schien ihre Kehle wiederholt mit einem Brotmesser aufgeschlitzt worden zu sein. Ich konnte es nicht ertragen, sie zu genau oder zu lange zu betrachten.
    Es roch nicht nur nach Blut. Als sie starb, hatten offenbar ihre Schließmuskeln sie im Stich gelassen. Ein Windzug badete mich in dem Gestank.
    Ein Flügelfenster war ganz aufgerissen. Es war kein kleines Fenster, wie man es normalerweise in Badezimmern findet, sondern groß genug, um als Fluchtweg für den Mörder gedient zu haben, der buchstäblich reichlich mit dem Blut seines Opfers bespritzt worden sein mußte.
    Vielleicht hatte Angela das Fenster offenstehen lassen. Falls sich das Verandadach darunter befand, hätte der Täter den Raum auf diese Weise betreten und auch wieder verlassen können.
    Orson hatte nicht gebellt – aber andererseits befand dieses Fenster sich in der Vorderseite des Hauses, und der Hund wartete hinten.
    Angelas Hände lagen an ihren Seiten, fast ganz von den Ärmeln der Strickjacke bedeckt. Sie sah so unschuldig aus. Sie sah aus wie zwölf.
    Ihr ganzes Leben lang hatte sie sich dem Dienst am Menschen gewidmet. Nun hatte irgend jemand, völlig unbeeindruckt von ihrer Selbstlosigkeit, ihr brutal alles genommen, was ihr noch geblieben war.
    Gequält, unbeherrscht zitternd, wandte ich mich vom Badezimmer ab.
    Ich war nicht von selbst an Angela herangetreten. Ich hatte sie nicht zu diesem schrecklichen Ende geführt. Sie hatte mich angerufen, und obwohl sie ihr Autotelefon benutzt hatte, hatte jemand gewußt, daß sie schnell und auf Dauer zum Schweigen gebracht werden mußte. Vielleicht waren diese gesichtslosen Verschwörer zum Schluß gekommen, daß ihre Verzweiflung sie gefährlich machte. Sie hatte ihren Job im Krankenhaus gekündigt. Sie war der Ansicht, daß ihr Leben keinen Sinn mehr hatte. Und sie hatte entsetzliche Angst vor dem Werden, was auch immer das bedeuten mochte. Sie war eine Frau, die nichts mehr zu verlieren hatte und

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