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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Stampede meines Herzens das Ächzen von Scharnieren. Die Schranktüren wurden geöffnet.
    Gott im Himmel.
    Es war ein Gebet, kein Fluch. Oder vielleicht beides.
    Ich hielt die Glock wieder mit beiden Händen und zielte in die Richtung, in der ich den großen Schrank vermutete. Dann überlegte ich es mir anders und schwang die Mündung zehn Zentimeter nach links. Nur, um sie sofort wieder nach rechts zu schwingen.
    Ich hatte in der völligen Finsternis die Orientierung verloren. Auch wenn ich überzeugt war, daß ich den Schrank treffen würde, konnte ich nicht sicher sein, die Kugel mitten in die Fläche über den beiden Schubladen zu schießen. Der erste Schuß mußte sitzen, denn der Mündungsblitz würde meine Position verraten.
    Ich konnte es nicht riskieren, willkürlich zu feuern. Obwohl der Kugelhagel das Arschloch – um wen immer es sich auch handeln mochte – wohl erwischen würde, bestand die Möglichkeit, daß ich den Kerl nur verwundete – und eine kleinere, aber noch immer sehr realistische Chance, ihn zu verfehlen.
    Und wenn das Magazin der Pistole leer war – was dann?
    Was dann?
    Ich schlich zum Korridor, riskierte dort eine Begegnung, aber sie blieb aus. Als ich über die Schwelle trat, zog ich die Tür des Gästeraums hinter mir zu, brachte sie zwischen mich und den, der aus dem Schrank gekommen war – vorausgesetzt, ich hatte mir das Knirschen der Scharniere nicht nur eingebildet.
    Die Lampen im Erdgeschoß hingen anscheinend an einem anderen Stromkreis. Durch das Treppenhaus am Ende des schwarzen Korridors erhob sich Lichtschein.
    Statt abzuwarten, wer – falls überhaupt jemand – aus dem Gästezimmer gestürmt kam, lief ich zur Treppe.
    Ich hörte, daß hinter mir eine Tür geöffnet wurde.
    Keuchend nahm ich zwei Stufen auf einmal und hatte den Treppenabsatz fast erreicht, als mein Kopf in Miniaturausgabe an mir vorbeiflog. Er prallte vor mir gegen die Wand.
    Überrascht riß ich einen Arm hoch, um die Augen abzuschirmen. Porzellansplitter tätowierten mein Gesicht und die Brust.
    Mein rechter Fuß landete auf der Kante einer Stufe und glitt fast von ihr ab. Ich wäre beinahe gestürzt, kippte nach vorn, prallte gegen die Wand des Treppenhauses, verlor aber nicht das Gleichgewicht.
    Auf dem Absatz knirschten die Scherben meines glasierten Gesichts unter meinen Schuhen, als ich zum Angreifer herumwirbelte.
    Der enthauptete Körper der Puppe, dem Anlaß angemessen ganz in Schwarz gekleidet, flog das Treppenhaus hinunter. Ich duckte mich, und er schoß über meinen Kopf hinweg und knallte hinter mir gegen die Wand.
    Als ich hinaufschaute und die Pistole auf die dunklen obersten Stufen der Treppe richtete, war niemand da, auf den ich hätte schießen können – als hätte die Puppe sich selbst den Kopf abgerissen, um ihn nach mir zu werfen, und sich dann ins Treppenhaus gestürzt.
    Im Erdgeschoß gingen die Lampen aus.
    Durch die furchteinflößende Dunkelheit stieg Brandgeruch zu mir hinauf.

15
    Ich tastete durch die undurchdringliche Finsternis und fand schließlich das Treppengeländer. Mit einer schweißnassen Hand umklammerte ich das glatte Holz und machte mich über die untere Treppenflucht hinab auf den Weg ins Erdgeschoß.
    Die Dunkelheit wirkte seltsam spiralförmig, schien sich um mich zu winden und zu zucken, als ich durch sie hinabstieg. Dann wurde mir klar, daß es die Luft und nicht die Dunkelheit war, die ich spürte: gewundene Strömungen heißer Luft stiegen das Treppenhaus hinauf.
    Einen Augenblick später ergossen sich von unten Ranken und dann Tentakel und dann eine große, pulsierende Masse widerlich riechenden Rauchs in das Treppenhaus, unsichtbar, aber spürbar, und umschlang mich, wie eine riesige Seeanemone einen Taucher umschlingen könnte. Hustend, würgend, nach Atem ringend, kehrte ich um, hoffte, durch ein Fenster im ersten Stock fliehen zu können, wenn auch nicht durch das im Badezimmer, in dem Angela lag.
    Ich kehrte zum Absatz zurück, lief drei oder vier Stufen des zweiten Treppenstücks hinauf und blieb dann stehen. Durch vor Rauch brennende und tränende Augen – und durch den Schleier des Rauchs selbst – sah ich über mir ein flackerndes Licht.
    Feuer.
    Zwei Feuer waren gelegt worden, eins oben und eins unten. Diese unsichtbaren psychotischen Kinder betrieben ihr verrücktes Spiel sehr emsig, und es schien nicht wenige von ihnen zu geben. Ich wurde an die beträchtliche Gruppe der Verfolger erinnert, die sich anschickten, vom Gelände des

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