Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
sie ergoß. Ich hustete nicht mehr, würgte aber gegen die ätzenden Dämpfe an, die nun allmählich auch die sauberere Luft am Boden durchsetzten, und mir kam der Gedanke, daß ich das hier vielleicht nicht überleben würde.
    Ich versuchte mich daran zu erinnern, wo der Kamin sich in Bezug zum Durchgang zur Diele befand, wand mich um die Ziegelsteine herum und kroch wieder in das Zimmer hinein.
    Es kam mir absurd vor, daß ich nicht den Weg aus diesem Haus fand. Das war keine herrschaftliche Villa, um Gottes willen, kein Schloß, nur ein bescheidenes Gebäude mit sieben Zimmern, keines davon besonders groß, und zweieinhalb Bädern, und nicht einmal der cleverste Grundstücksmakler im Bezirk hätte es so anpreisen können, daß der Eindruck entstanden wäre, es würde genug Platz für den Prinzen von Wales und sein Gefolge bieten.
    In den Abendnachrichten kann man gelegentlich Berichte über Leute sehen, die in brennenden Häusern umkamen, und man kann sich nie so richtig vorstellen, warum sie es nicht zu einer Tür oder einem Fenster geschafft haben, obwohl sie sich nur ein Dutzend Schritte von dem einen oder anderen entfernt befanden. Außer natürlich, sie waren betrunken. Oder high, so töricht, ins brennende Haus zurückzulaufen, um Pussy, das Kätzchen, zu retten. Was undankbar klingen mag, da ich an diesem Abend gewissermaßen von einer Katze gerettet worden war. Aber nun verstand ich, wie diese Leute unter solchen Umständen gestorben waren: Der Rauch und die aufgewühlte Dunkelheit nahmen einem gründlicher die Orientierung als Schnaps oder Drogen, und je länger man die verschmutzte Luft einatmete, desto unbeweglicher wurde der Geist, bis die Gedanken völlig zusammenhanglos wurden und nicht einmal die Panik sie konzentrieren konnte.
    Als ich die Treppe hinaufgegangen war, um zu sehen, was mit Angela passiert war, war ich erstaunt gewesen, wie ruhig und gefaßt ich trotz der unmittelbar drohenden Gewalt war. Mit einem fetten Klacks männlichen Stolzes, der so übersättigend war wie eine Tasse Mayonnaise, hatte ich in meinem Herzen sogar eine beunruhigende Begeisterung für die Gefahr entdeckt.
    Was für einen Unterschied zehn Minuten doch ausmachen können. Nun, da mir auf brutale Weise klar geworden war, daß ich mich in solchen Situationen nicht einmal mit der Hälfte des Aplombs behaupten konnte, den Batman auszeichnete, hatte die Romantik der Gefahr jeden Reiz für mich verloren.
    Plötzlich kroch etwas aus dem trüben Rauch, streifte mich und schmiegte sich gegen meinen Hals, das Kinn: etwas Lebendiges. Im Zirkus meiner Einbildungskraft, dem mit den dreihundert Manegen, stellte ich mir Angela Ferryman vor, von irgendeinem böse Voodoozauber wiederbelebt, wie sie auf dem Bauch über den Boden zu mir kroch und mir mit kalten Lippen einen blutigen Kuß auf die Kehle drückte. Die Folgen des Sauerstoffentzugs wurden allmählich so stark, daß nicht einmal dieses schreckliche Bild mir einen Schock versetzen konnte, der meine Gedanken geklärt hätte, und ich feuerte reflexartig einen Schuß ab.
    Zum Glück hatte ich in die völlig falsche Richtung gezielt, denn noch während der Knall des Schusses durch das Wohnzimmer hallte, erkannte ich die kalte Nase an meinem Hals und die warme Zunge in meinem Ohr als die meines Lieblingshundes, meines treuen Gefährten, meines Orson.
    »He, Kumpel«, sagte ich, aber es kam nur als unverständliches Krächzen heraus.
    Er leckte mir das Gesicht. Sein Atem stank, wie der eines Hundes nun mal stinkt, aber das konnte ich ihm wirklich nicht zum Vorwurf machen.
    Ich blinzelte heftig, um besser sehen zu können, und rotes Licht pulsierte heller denn je durch den Raum. Trotzdem konnte ich nur einen verschwommenen Eindruck des pelzigen Gesichts ausmachen, das sich vor mir auf den Boden drückte.
    Dann wurde mir etwas klar. Wenn er in das Haus hineingekommen war und mich gefunden hatte, konnte er mir auch den Weg hinaus zeigen, bevor wir mit dem Gestank brennenden Jeansstoffs und Fells Feuer fingen.
    Ich sammelte so viel Kraft, daß ich mich zitternd erheben konnte. Dieser starrsinnige Aal der Übelkeit schwamm wieder in meine Kehle hinauf, doch wie zuvor würgte ich ihn herunter.
    Ich kniff die Augen zu, versuchte, nicht an die Welle der intensiven Hitze zu denken, die über mir zusammengeschlagen war, bückte mich und ergriff Orsons dickes Lederhalsband, das ich problemlos fand, da er sich gegen meine Beine drückte.
    Orson hielt die Schnauze dicht über dem Boden, wo er

Weitere Kostenlose Bücher