Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
Bestattungsinstituts auszuschwärmen, als hätte Sandy Kirk die Fähigkeit, die Toten aus ihren Gräbern auferstehen zu lassen.
    Ich lief wieder schnell nach unten und stürzte meiner einzigen Hoffnung entgegen, atembarer Luft. Wenn überhaupt würde ich sie an den tiefsten Stellen des Gebäudes finden, denn Rauch und Dämpfe steigen nach oben, während das Feuer gleichzeitig kühlere Luft von den Seiten zu sich hinsaugt, um sich daran zu nähren.
    Jeder Atemzug verursachte einen Hustenanfall, verstärkte das Gefühl, ich würde ersticken, und nährte meine Panik, so daß ich die Luft anhielt, bis ich die Diele erreicht hatte. Dort fiel ich auf die Knie, streckte mich auf dem Boden aus und stellte fest, daß ich dort atmen konnte. Die Luft war heiß und roch sauer, aber da alles relativ war, begeisterte sie mich mehr als alle frischen Brisen, die je vom Waschbrett des Pazifiks gekommen waren.
    Ich blieb aber nicht liegen, um mich einer Orgie des Luftholens hinzugeben. Ich verweilte nur so lange, bis ich mehrmals tief eingeatmet hatte, um meine verklebte Lunge zu säubern, und genug Speichel erzeugt hatte, um etwas von dem Ruß in meinem Mund auszuspucken.
    Dann hob ich den Kopf, um die Luft zu überprüfen und herauszufinden, wie hoch diese kostbare sichere Zone reichte. Nicht hoch. Zehn bis fünfzehn Zentimeter. Trotzdem müßte diese flache Pfütze ausreichen, um mich am Leben zu halten, während ich einen Weg aus dem Haus suchte.
    Doch dort, wo der Teppich brannte, würde es natürlich keine atembare Luft mehr geben.
    Die Lampen waren noch aus, der Rauch war so dicht, daß ich nichts sehen konnte, und ich wand mich auf dem Bauch und robbte hektisch in die Richtung, in der ich die Haustür vermutete, den nächsten Ausgang. Dann stieß ich in dem dunklen Nebel gegen das Sofa – jedenfalls fühlte es sich so an –, was bedeutete, daß ich durch den Durchgang und ins Wohnzimmer gekrochen und mindestens um neunzig Grad von dem Kurs abgekommen war, den ich eigentlich hatte einschlagen wollen.
    Nun pulsierte helles orangefarbenes Licht durch die verhältnismäßig klare Luft dicht über dem Boden und erhellte von unten die dichten Rauchmassen, als wären sie Gewitterwolken, die über eine Ebene zogen. Aus meiner Perspektive – die Augen dicht über dem Teppich – erstreckten sich die beigefarbenen Nylonfasern wie ein riesiges, flaches Feld aus trockenem Gras, das sporadisch von Blitzen erhellt wurde. Dieses flache, lebenserhaltende Reich unter dem Rauch schien eine Parallelwelt zu sein, in die ich gestürzt war, nachdem ich durch eine Tür zwischen den Dimensionen getreten war.
    Bei dem beunruhigenden Flackern des Lichts handelte es sich um Reflexionen des Feuers irgendwo anders im Zimmer, aber sie erhellten die Finsternis nicht so stark, daß ich den Weg hinaus gefunden hätte. Das stroboskopartige Flackern trug nur zu meiner Verwirrung bei und jagte mir eine höllische Angst ein.
    Solange ich das Feuer nicht sehen konnte, konnte ich mir einreden, es sei in einer fernen Ecke des Hauses. Nun hatte ich die Zuflucht dieser Vortäuschung verloren. Es brachte auch keinen Vorteil mit sich, das reflektierte Feuer sehen zu können, denn ich konnte nicht sagen, ob die Flammen nur Zentimeter oder zwei, drei Meter von mir entfernt waren, ob sie sich mir näherten oder sich von mir entfernten, und so verstärkte das Licht meine Angst, ohne zu meiner Orientierung beizutragen.
    Entweder machte der eingeatmete Rauch mir schwerer zu schaffen, als mir bewußt war, und führte auch zu einer verzerrten Wahrnehmung der Zeit, oder aber das Feuer breitete sich mit ungewöhnlicher Schnelligkeit aus. Die Brandstifter hatten wahrscheinlich einen Beschleuniger eingesetzt, vielleicht Benzin.
    Ich mußte unbedingt in die Diele und zur Haustür zurückkehren. Verzweifelt sog ich die Luft ein, die auch dicht über dem Boden immer schärfer wurde, und kroch durch den Raum, grub die Ellbogen in den Teppich, um mich voranzuschleppen, prallte immer wieder gegen Möbel, bis ich mir schließlich gewaltig den Kopf an den vorstehenden Ziegeln des Kamins stieß. Ich war weiter denn je von der Diele entfernt, konnte mir aber nicht vorstellen, daß ich in den Kamin und den Schornstein hinaufkroch wie der Weihnachtsmann auf dem Weg zurück zu seinem Schlitten.
    Ich war wie benommen. Kopfschmerzen spalteten meinen Schädel diagonal von der linken Braue bis zu Haaransatz rechts am Nacken. Meine Augen brannten vom Rauch und dem salzigen Schweiß, der sich in

Weitere Kostenlose Bücher