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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Tiger darauf, ihre Dompteure zu töten, und versteckten alle Clowns unter ihrer weiten Kleidung Fleischermesser und böse Herzen.
    Weiter.
    Noch ein Zimmer. Es überprüfen, den Rücken freihalten und dann sofort die Treppe runter.
    Ich vermied abergläubisch jeden Kontakt mit der Doppelgängerpuppe, machte einen großen Bogen um sie herum und ging zu der offenen Tür des Zimmers gegenüber dem Bad. Ein Gästezimmer, ganz schlicht eingerichtet.
    Ich zog den Mützenschirm herunter und blinzelte gegen das Licht der Deckenlampe an, sah aber keinen Eindringling. Ein Bettkasten beinhaltete Laken und Decken, so daß sich kein Freiraum zwischen Latten und Boden befand.
    Statt eines begehbaren Schranks gab es hier eine Nußbaumkommode mit zahlreichen Schubladen und einen massiven Wandschrank mit zwei Schubladen unten und zwei hohen Türen darüber. Der Raum hinter den Schranktüren war so groß, daß sich darin ein Erwachsener – ob nun mit oder ohne Kettensäge – verbergen konnte.
    Eine weitere Puppe erwartete mich. Sie saß mitten auf dem Bett, die Arme ausgestreckt wie die der Christopher-Snow-Puppe hinter mir, aber in der Dunkelheit, die sie einhüllte, konnte ich nicht sagen, was sie in den rosa Händen hielt.
    Ich schaltete die Deckenlampe aus. Eine Nachttischlampe ließ ich an, damit ich wenigstens etwas sehen konnte.
    Ich trat rückwärts in das Gästezimmer, bereit, auf jeden, der im Korridor auftauchte, mit Schüssen zu reagieren.
    Der Wandschrank kam mir aus den Augenwinkeln riesengroß vor. Falls seine Türen aufschwingen sollten, benötigte ich kein Lasersichtgerät, um ein paar 9-mm-Löcher in sie zu stanzen.
    Ich prallte gegen das Bett und wandte mich lange genug sowohl von der Korridortür als auch vom Schrank ab, um die Puppe zu untersuchen. Auf beiden nach oben gerichteten Händen lag je ein Auge. Keine handbemalten Augen. Keine Glasknopfaugen aus dem Bestand einer Puppenmacherin. Menschliche Augen.
    Die Schranktüren hingen reglos an stummen Scharnieren.
    Im Korridor bewegte sich nur die Zeit.
    Ich war so reglos wie Asche in einer Urne, aber das Leben in mir ging weiter: Mein Herz raste, wie es nie zuvor gerast war, schlug nicht mehr bloß hochtourig, sondern voller Panik im Rad seines Hamsterkäfigs aus Rippen.
    Erneut betrachtete ich das Opfer der Augen, die diese kleinen Porzellanhände ausfüllten – blutunterlaufene braune Augen, milchig und feucht, erschreckend und erschrocken in ihrer lidlosen Nacktheit. Ich wußte, daß sie als eines der letzten Dinge überhaupt einen weißen Lieferwagen gesehen hatten, der als Reaktion auf einen herausgestreckten Daumen angehalten hatte. Und dann einen Mann mit glattrasiertem Schädel und einem Ohrring mit einer Perle.
    Und doch war ich sicher, daß ich es hier und jetzt, in Angelas Haus, nicht mit demselben Glatzkopf zu tun hatte. Diese Spielchen waren nicht sein Stil, dieses Foppen, dieses Versteckspielen. Schnelles, bösartiges, gewalttätiges Zuschlagen war eher nach seinem Geschmack.
    Statt dessen kam ich mir vor, als wäre ich in ein Sanatorium für verhaltensgestörte Jugendliche gestolpert, in denen psychopathische Kinder ihre Wächter brutal überwältigt hatten und, trunken vor Freiheit, sich nun ihren Gelüsten hingaben. Ich konnte fast ihr heimliches Lachen in den anderen Zimmern hören: makabres, schnelles Gekicher, das von kleinen, kalten Händen gedämpft wurde.
    Ich weigerte mich, den Schrank zu öffnen.
    Ich war nach hier oben gekommen, um Angela zu helfen, aber ich konnte ihr nicht mehr helfen, nie mehr. Ich wollte nur noch nach unten, raus, auf mein Fahrrad und weg.
    Als ich zur Tür ging, erloschen die Lampen. Jemand hatte wohl einen Schalter im Sicherungskasten umgelegt.
    Die Dunkelheit war so bodenlos, daß sie nicht einmal mich willkommen hieß. Die Fenster waren schwer verhangen, und der Milch ausschüttende Mond fand keine Lücken, durch die er sich ergießen konnte. Alles war schwarz auf schwarz.
    Blindlings stürmte ich zur Tür. Dann war ich plötzlich überzeugt davon, daß jemand im Korridor lauerte und mich auf der Schwelle mit dem Stoß einer scharfen Klinge empfangen würde, und warf mich scharf zur Seite.
    Ich drückte den Rücken gegen die Schlafzimmerwand und lauschte. Ich hielt den Atem an, konnte mein Herz aber nicht beruhigen, das wie Pferdehufe auf Kopfsteinpflaster klapperte, wie eine ganze Parade durchgegangener Pferde, und ich fühlte mich vom eigenen Körper verraten.
    Trotzdem hörte ich über der donnernden

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