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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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noch atmen konnte, aber ich mußte die Luft anhalten und den beißenden Rauch in der Nase ignorieren, während der Hund mich durch das Haus führte. Er wich so vielen Möbelstücken wie möglich aus, und ich habe nicht den geringsten Zweifel, daß er sich inmitten dieser Tragödie und dieses Schreckens köstlich amüsierte. Als ich mit dem Gesicht gegen einen Türpfosten prallte, schlug ich mir keine Zähne aus. Trotzdem dankte ich Gott während dieses kurzen Gangs mehrmals, daß er mich mit XP und nicht mit Blindheit auf die Probe gestellt hatte.
    Gerade, als ich dachte, ich würde ohnmächtig werden, wenn ich mich nicht auf Hände und Knie hinabließ und etwas Luft bekam, fühlte ich einen kalten Luftzug über mein Gesicht streifen, und als ich die Augen öffnete, konnte ich sehen. Wir waren in der Küche, in die das Feuer noch nicht gelangt war.
    Hier gab es auch keinen Rauch, weil die Brise, die durch die offene Hintertür kam, ihn ins Wohnzimmer zurücktrieb.
    Auf dem Tisch standen die Votivkerzen in den rubinroten Ständern, die Likörgläser und die geöffnete Flasche Apricot Brandy. Als ich dieses behagliche Tableau anblinzelte, konnte ich mir fast vorstellen, daß die Ereignisse der letzten paar Minuten nur ein monströser Traum waren und Angela, noch immer wie verloren in der Strickjacke ihres verstorbenen Mannes, jeden Augenblick zurückkommen, sich nachschenken und ihre seltsame Geschichte beenden würde.
    Ich hatte einen so üblen Geschmack im Mund und war so ausgetrocknet, daß ich die Flasche Apricot Brandy beinahe mitgenommen hätte. Bobby Halloway hatte jedoch immer Bier im Haus, und das würde mir besser schmecken.
    Der Riegel an der Küchentür war nun geöffnet. So klug Orson auch sein mochte, bezweifelte ich doch, daß er eine verriegelte Tür geöffnet haben konnte, um zu mir zu gelangen; außerdem hatte er keinen Schlüssel gehabt. Offensichtlich waren die Mörder auf diesem Weg geflohen.
    Draußen hustete ich ein paarmal, um die letzten Spuren des Rauchs aus der Lunge zu bekommen, und schob die Glock in meine Jackentasche. Nervös sah ich mich im Garten nach Angreifern um, während ich die feuchten Hände an den Jeans trocken wischte.
    Die Schatten der Wolken schwammen über den von Mondlicht erhellten Rasen wie Schulen von Fischen unter der versilberten Oberfläche eines Teichs.
    Außer der vom Wind geschüttelten Vegetation bewegte sich nichts.
    Ich ergriff das Fahrrad und schob es über den Hof zum Laubengang. Dabei schaute ich zum Haus hinauf, erstaunt, daß es noch nicht völlig in Flammen aufgegangen war. Von außen wiesen statt dessen nur winzige Anzeichen auf das Feuer hin, das sich von einem Zimmer zum anderen fraß: helle Ranken aus Flammen, die sich an zwei Fenstern im ersten Stock an den Vorhängen hinaufwanden, weiße Blütenblätter aus Rauch, dieaus Öffnungen im Dachgesims erblühten.
    Abgesehen vom Tosen und Poltern des unregelmäßigen Windes war die Nacht übernatürlich still. Moonlight Bay ist zwar keine Großstadt, hat normalerweise aber trotzdem eine deutlich vernehmbare nächtliche Stimme: ein paar Autos, die noch unterwegs sind, ferne Musik aus einer Bar oder ein Heranwachsender, der sich auf einer Veranda im Gitarrespiel übt, ein bellender Hund, das wischende Geräusch der großen Bürsten der städtischen Kehrmaschine, Stimmen von Spaziergängern, Gelächter der Jungs und Mädchen aus der High School, die sich vor der Spielhalle auf dem Embarcadero Way treffen, dann und wann ein melancholisches Pfeifen, wenn sich ein Passagierzug oder ein ellenlanger Güterzug dem Bahnübergang an der Ocean Avenue nähert… Doch nicht in diesem Augenblick, und nicht in dieser Nacht. Wir hätten uns genausogut im totesten Winkel einer Geisterstadt tief in der Mojave-Wüste befinden können.
    Offensichtlich war der Knall des Schusses, den ich im Wohnzimmer abgefeuert hatte, nicht so laut gewesen, daß er die Aufmerksamkeit irgendeines Anwohners erregt hätte.
    Ich ging schnell hinter Orson her durch den Gitterbogen, durch den süßen Duft des Jasmins zum Gartentor. Das Fahrrad schob ich; seine Radlager klapperten leise, mein Herz schlug wesentlich lauter. Der Hund sprang hoch und öffnete das Schloß mit der Pfote, ein Kunststück, das ich schon mehrmals beobachtet hatte. Gemeinsam folgten wir dem Fußweg zur Straße, liefen zügig, ohne zu rennen.
    Wir hatten Glück: keine Beobachter. Auf der Straße herrschte nicht der geringste Verkehr. Auch Fußgänger waren nicht

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