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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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unterwegs.
    Wenn ein Nachbar gesehen hätte, wie ich aus einem Haus lief, das gerade in Flammen aufging, hätte Chief Stevenson das vielleicht als Grund nehmen können, nach mir zu fahnden. Mich zu erschießen, wenn ich bei der Verhaftung Widerstand leistete. Ob ich mich nun widersetzte oder nicht.
    Ich schwang mich auf das Fahrrad, hielt es im Gleichgewicht, indem ich einen Fuß auf dem Pflaster ließ, und schaute zum Haus zurück. Der Wind schüttelte die Äste der großen Magnolien, und durch die Zweige sah ich, wie Feuer an mehreren Fenstern im Erdgeschoß und im ersten Stock leckte.
    Erfüllt von Trauer und Erregung, Neugier und Entsetzen, Leid und dunkler Verwunderung radelte ich über das Pflaster, hin zu einer Straße mit weniger Lampen. Orson lief laut hechelnd neben mir her.
    Wir waren fast schon einen Häuserblock weit gekommen, als ich hörte, daß hinter mir die Fenster im Haus der Ferrymans durch die starke Hitze zerbarsten.

16
    Sterne zwischen Zweigen, von Blättern gefiltertes Mondlicht, riesige Eichen, eine schützende Dunkelheit, der Friede von Grabsteinen – und, für einen von uns, der ewig faszinierende Geruch verborgener Eichhörnchen: Wir waren wieder auf dem Friedhof neben der katholischen Kirche St. Bernadette.
    Mein Fahrrad lehnte an einem Granitstein, auf dem ein Granitengel mit einem Heiligenschein über dem Kopf stand. Ich saß – ohne Heiligenschein – mit dem Rücken an einen anderen Stein gelehnt, auf dessen höchstem Punkt sich ein Kreuz befand.
    Ein paar Häuserblocks entfernt kreischten plötzlich Sirenen in die Stille. Feuerwehrwagen waren beim Haus der Ferrymans eingetroffen.
    Ich war noch nicht zu Bobby Halloways Haus geradelt, weil ein beharrlicher Hustenanfall verhindert hatte, daß ich vernünftig lenken konnte. Auch Orsons Gang war etwas wacklig geworden, während er den hartnäckigen Geruch des Feuers mit ein paar heftigen Niesern loszuwerden versuchte.
    Nun, in Gesellschaft einer Menge, die zu tot war, um Anstoß daran zu nehmen, zog ich dicken, nach Ruß schmeckenden Schleim hoch und spuckte ihn zwischen die knotigen Boden-wurzeln einer Eiche, in der Hoffnung, diesen mächtigen Baum damit nicht umzubringen, der zwei Jahrhunderte der Erdbeben, Stürme, Brände, Insekten, Krankheiten und – in letzter Zeit – der Leidenschaft der modernen USA, an jeder Straßenecke ein Einkaufszentrum mit einem Doughnut-Laden zu eröffnen, überstanden hatte. Der Geschmack in meinem Mund hätte kaum anders sein können, hätte ich Briketts in einer Brühe aus Brennspiritus gegessen.
    Da Orson nicht so lange wie sein unbesonnenes Herrchen in dem brennenden Haus gewesen war, erholte er sich schneller als ich. Bevor ich auch nur halbwegs mit dem Würgen und Spucken fertig war, tapste er schon wieder zwischen den benachbarten Grabsteinen herum, emsig nach auf Bäumen lebenden Nagetieren mit buschigen Schwänzen schnüffelnd.
    Zwischen Husten- und Spuckanfällen sprach ich mit Orson, als stünde er neben mir, und manchmal hob er den edlen Kopf und tat so, als hörte er mir zu und wedelte gelegentlich mit dem Schwanz, um mich zu ermutigen. Meistens konnte er sich jedoch nicht von den Eichhörnchenfährten losreißen.
    »Verdammt, was ist in diesem Haus passiert?« fragte ich. »Wer hat sie getötet, warum haben sie Spielchen mit mir getrieben, was sollte das mit den Puppen, warum haben sie mir nicht einfach die Kehle aufgeschlitzt und mich zusammen mit Angela verbrannt?«
    Orson schüttelte den Kopf, und ich machte mir einen Spaß daraus, seine Antwort zu interpretieren. Er wußte es nicht. War verwirrt. Hatte keine Ahnung. Nicht die geringste. Er wußte nicht, warum sie mir nicht die Kehle aufgeschlitzt hatten.
    »Ich glaube nicht, daß es an der Glock lag. Ich meine, es waren mehr als einer, mindestens zwei, wahrscheinlich drei, also hätten sie mich problemlos überwältigen können, wenn sie es nur gewollt hätten. Und obwohl sie Angela die Kehle durchgeschnitten haben, müssen sie Feuerwaffen dabeigehabt haben. Ich meine, das sind doch gefährliche Killer. Die Arschlöcher meinen es ernst. Die reißen Menschen die Augen aus, nur weil es ihnen Spaß macht. Die schrecken nicht davor zurück, Waffen zu tragen, also lassen sie sich auch von der Glock nicht einschüchtern.«
    Orson hielt den Kopf schräg und dachte darüber nach. Vielleicht lag es an der Glock. Vielleicht auch nicht. Vielleicht aber doch. Wer weiß? Was ist überhaupt eine Glock? Und was ist das für ein Geruch? So ein

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