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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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nicht mehr leiden mußte.  Wenn wir allein sind, sagen wir oft viel mit wenigen Worten. Die Leute haben uns nicht nur fälschlicherweise für Brüder gehalten, weil wir uns von der Größe, dem Gewicht und Körperbau her ähneln.
    »Du bist noch rechtzeitig im Krankenhaus gewesen. Also war es cool.«
    »Das war es.«
    Er fragte mich nicht, wie ich damit fertig wurde. Er wußte es.
    »Und nach dem Krankenhaus«, sagte er, »hast du beim Laientheater den Mohr gespielt, bis er seine Schuldigkeit getan hatte.«
    Ich berührte mit einer verrußten Hand mein verrußtes Gesicht. »Jemand hat Angela Ferryman ermordet und ihr Haus angezündet, um es zu vertuschen. Ich hätte fast die große Onaulaloa im Himmel erwischt.«
    »Wer ist der jemand?«
    »Ich wünschte, ich wüßte es. Dieselben Leute haben Dads Leiche gestohlen.«
    Bobby trank einen Schluck Bier und sagte nichts.
    »Sie haben einen Anhalter ermordet und seine Leiche mit der von Dad ausgetauscht. Aber vielleicht willst du lieber nichts davon wissen.«
    Er wägte kurz die Weisheit der Unwissenheit gegen den Sog der Neugier ab. »Ich kann ja noch immer vergessen, daß ich es gehört habe, wenn es mir klug erscheint.«
    Orson rülpste. Von Bier bekommt er meistens Blähungen.
    »Du kriegst nichts mehr, Pelzgesicht«, sagte Bobby, als der Hund mit dem Schwanz wedelte und flehentlich hochschaute.
    »Ich habe Hunger«, sagte ich.
    »Und du bist schmutzig. Geh duschen, und such dir ein paar Sachen von mir raus. Ich werfe ein paar gackernde Tacos in den Ofen.«
    »Ich wollte eigentlich im Meer schwimmen gehen.«
    »Es ist frisch draußen.«
    »Kommt mir vor wie fünfzehn Grad.«
    »Ich spreche von der Wassertemperatur. Glaub mir, du frierst dir den Arsch ab. Eine Dusche ist besser.«
    »Orson braucht auch eine Rundumerneuerung.«
    »Nimm ihn mit unter die Dusche. Ich habe jede Menge Handtücher.«
    »Sehr brüli von dir«, sagte ich. Brüli bedeutet »brüderlich«.
    »Ja, ich bin so christlich, daß ich nicht mehr auf den Wellen reite – ich schreite nur noch auf ihnen.«
    Nach ein paar Minuten im Bobbyland war ich entspannt und bereit, mit meinen Neuigkeiten noch zu warten. Bobby ist mehr als ein geliebter Freund. Er ist ein Beruhigungsmittel.
    Plötzlich trat er vom Kühlschrank weg und hielt lauschend den Kopf schief.
    »Ist was?« fragte ich.
    »Nicht was, sondern wer.«
    Ich hatte außer der ständig schwächer werdenden Stimme des Windes nichts gehört. Bei geschlossenen Fenstern und so schwacher Brandung konnte ich nicht einmal das Meer hören, aber mir fiel auf, daß auch Orson die Ohren spitzte.
    Bobby ging zur Küchentür, um nachzusehen, um wen es sich bei dem Besucher handelte, und ich sagte »Bruder!« und hielt ihm die Glock hin.
    Er betrachtete zuerst zweifelnd die Pistole und dann mich. »Bleib ganz cool.«
    »Dieser Anhalter. Sie haben ihm die Augen rausgeschnitten.«
    »Warum?«
    Ich zuckte die Achseln. »Weil sie es konnten?«
    Einen Augenblick lang dachte Bobby über meine Worte nach. Dann zog er einen Schlüssel aus einer Tasche seiner Jeans und schloß einen Besenschrank auf, an dem sich, soweit ich mich erinnerte, zuvor kein Schloß befunden hatte. Er nahm eine abgesägte Schrotflinte mir Pistolengriff aus dem schmalen Schrank.
    »Die ist neu«, sagte ich.
    »Ein gutes Abschreckungsmittel.«
    Das war nicht das Leben im Bobbyland, wie ich es kannte. Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen: »Bleib cool.«
    Orson und ich folgten Bobby durch das Wohnzimmer auf die vordere Veranda. Der auflandige Wind roch schwach nach Seetang.
    Das Cottage zeigte nach Norden. Auf der Bucht waren keine Boote – oder zumindest keine beleuchteten. Im Osten funkelten die Lichter der Stadt am Ufer und die Hügel hinauf.
    Das Ende der Landzunge, auf der das Cottage lag, war von niedrigen Dünen und Strandgras bedeckt, das das Mondlicht silbern färbte. Niemand war zu sehen.
    Orson trat zur obersten Stufe und stand ganz starr da. Er hatte den Kopf gehoben und vorgeschoben, schnüffelte und fing einen Geruch auf, der interessanter als Seetang zu sein schien.
    Bobby verließ sich vielleicht auf einen sechsten Sinn und sah den Hund nicht einmal an, um eine Bestätigung für seinen Verdacht zu bekommen. »Bleib hier. Wenn ich jemanden aufscheuche, sag ich ihm einfach, wir könnten ihn erst fahren lassen, wenn wir seinen Parkschein überprüft haben.«
    Barfuß ging er die Treppe hinab und durch die Dünen und schaute dann den steilen Hang zum Meer hinab. Jemand hätte auf

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