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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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diesem Hang liegen und das Cottage aus dieser Deckung beobachten können.
    Dann ging er den Rand der Böschung entlang zur Spitze des Horns, schaute auch dort auf den Strand darunter hinab und drehte sich dabei alle paar Schritte um, um das Gelände zwischen ihm und dem Haus mit Blicken abzusuchen. Er hielt die Schrotflinte mit beiden Händen und vollzog die Suche mit militärisch methodischer Gründlichkeit.
    Offensichtlich hatte er das schon mehrmals getan. Er hatte mir nicht gesagt, daß er von jemandem belästigt oder von Eindringlingen bedroht wurde. Wenn er ein ernstes Problem hatte, teilte er es normalerweise mit mir.
    Ich fragte mich, was für ein Geheimnis er bewahrte.

19
    Nachdem Orson sich von der Treppe abgewandt und die Schnauze zwischen ein paar Geländerpfosten am östlichen Ende der Veranda gesteckt hatte, schaute er nicht nach Westen zu Bobby hinüber, sondern die Landzunge entlang zurück zur Stadt. Er knurrte tief in der Kehle.
    Ich sah ebenfalls in diese Richtung. Selbst bei Vollmond, den die zerrissenen Wolkenfetzen zur Zeit nicht bedeckten, konnte ich niemanden ausmachen.
    Mit der Gleichmäßigkeit eines brummenden Motors hielt das leise Knurren des Hundes ungebrochen an.
    Im Westen hatte Bobby die äußerste Spitze erreicht und ging noch immer auf der Kuppe des Hangs entlang. Obwohl ich ihn sehen konnte, war er kaum mehr als eine graue Gestalt vor dem pechschwarzen Tuch des Meers und Himmels.
    Während ich in die andere Richtung geschaut hatte, hätte jemand Bobby so plötzlich und brutal niederschlagen können, daß er nicht einmal mehr einen Schrei ausstoßen konnte, und ich hätte es nicht gesehen. Diese verschwommene graue Gestalt, die nun die Landspitze umrundete und sich auf der südlichen Flanke des Horns dem Haus näherte, hätte sonst jemand sein können.
    »Du jagst mir richtig Angst ein«, sagte ich zu dem knurrenden Hund.
    Obwohl ich die Augen anstrengte, konnte ich im Osten, auf den Orsons Aufmerksamkeit fixiert blieb, weder eine Person noch eine Bedrohung ausmachen. Die einzige Bewegung war das Schaukeln des hohen, spärlichen Grases. Der schwächer werdende Wind war nicht mal stark genug, um Sand von den fest zusammengepreßten Dünen zu wehen.
    Orson hörte zu knurren auf und lief die Verandatreppe hinab, als verfolgte er eine Beute. Statt dessen schlug er sich nur ein, zwei Meter von der Treppe entfernt nach links in den Sand, wo er einen Hinterlauf hob und die Blase leerte.
    Als er zur Veranda zurückkehrte, durchlief ein deutlich sichtbares Zittern seine Flanken. Er sah wieder nach Osten, knurrte aber nicht mehr; statt dessen winselte er nervös.
    Diese Veränderung seiner Verhaltens verängstigte mich mehr, als hätte er wütend gebellt.
    Ich schlich über die Veranda zur westlichen Ecke des Häuschens und versuchte, gleichzeitig den sandigen Vorderhof als auch Bobby – falls es sich in der Tat um Bobby handelte – so lange wie möglich im Auge zu behalten. Er ging noch immer über den Rand der Böschung im Süden und verschwand dann hinter dem Haus.
    Als mir bewußt wurde, daß Orson nicht mehr jaulte, drehte ich mich zu ihm um und stellte fest, daß er fort war.
    Ich vermutete, daß er irgend etwas in der Nacht hinterhergejagt sein mußte, auch wenn es mir komisch vorkam, daß er so lautlos davongelaufen war. Besorgt ging ich über die Veranda zur Treppe zurück, konnte den Hund aber nirgendwo zwischen den von Mondlicht erhellten Dünen entdecken.
    Dann fand ich ihn an der offenen Haustür; er spähte mißtrauisch hinaus. Er hatte sich ins Wohnzimmer zurückgezogen, gleich hinter die Schwelle. Die Ohren lagen flach am Schädel an. Den Kopf hatte er gesenkt. Seine Nackenhaare sträubten sich, als hätte er einen elektrischen Schlag bekommen. Er knurrte zwar nicht, noch jaulte er, aber das Zittern lief weiterhin durch seine Flanken.
    Orson ist vieles – nicht zuletzt seltsam –, aber feige oder dumm ist er nicht. Wovor auch immer er sich zurückzog, seine Furcht davor mußte berechtigt sein.
    »Was ist los, Kumpel?«
    Der Hund nahm mich nicht einmal mit einem kurzen Blick zur Kenntnis, sondern beobachtete weiterhin die karge Landschaft hinter der Veranda. Er hatte zwar die schwarzen Lefzen von den Zähnen zurückgezogen, schnaubte aber nicht. Er hegte eindeutig keine aggressiven Absichten mehr; statt dessen schienen die entblößten Zähne äußerste Abneigung und Widerwillen zum Ausdruck zu bringen.
    Als ich mich umdrehte, um die Nacht mit Blicken abzusuchen, erhaschte

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