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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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er mir beipflichten.
    »Ich weiß nicht, was hier geschieht, aber ich glaube, ziemlich viele Menschen werden sterben, bevor das vorbei ist – und einige davon sind wahrscheinlich Menschen, die wir lieben. Vielleicht sogar ich. Oder du.«
    Orsons Blick war ernst.
    Ich sah am Friedhof vorbei zu den Straßen meiner Heimatstadt, die plötzlich viel unheimlicher waren als jeder Schindanger.
    »Trinken wir ein Bier«, sagte ich.
    Ich stieg aufs Rad, und Orson tanzte auf dem Friedhofsrasen einen Hundetanz, und dann ließen wir die Toten erst einmal hinter uns.

DREI
    Geisterstunde

1 8
    Das Häuschen ist ein idealer Wohnsitz für einen Surffreak wie Bobby. Es steht auf der südlichen Landzunge der Bucht, weit draußen auf der Spitze, das einzige Gebäude in über einem Kilometer Umkreis. Die höchsten Brecher der Brandung umgeben es.
    Von der Stadt aus scheinen die Lichter von Bobby Halloways Haus so weit von denen an der inneren Krümmung der Bucht entfernt zu sein, daß Touristen annehmen, sie würden ein Boot sehen, das in dem Kanal hinter unseren geschützten Gewässern ankert. Für Leute, die schon lange hier wohnen, ist das Cottage ein weithin sichtbares Erkennungszeichen.
    Das Haus wurde vor fünfundvierzig Jahren errichtet, bevor das Bauen direkt an der Küste noch allzu vielen Beschränkungen unterworfen wurde, und es hat nie Nachbarn bekommen, weil es zu jener Zeit einen Überfluß an billigem Land am Ufer gab, wo der Wind und das Wetter angenehmer waren als auf der Landspitze, und wo es Straßen und eine angenehme Infrastruktur gab. Als schließlich die Ufergrundstücke – und dann die Hügel hinter ihnen – vergeben waren, hatten die von der kalifornischen Küstenkommission erlassenen Vorschriften das Bauen auf den beiden umschließenden Landspitzen der Bucht untersagt.
    Lange, bevor das Haus in Bobbys Besitz gelangte, war seine weitere Existenz durch eine Verfassungsklausel gesichert. Bobby hat vor, an diesem einzigartigen Ort zu sterben, wie er behauptet, eingehüllt vom Klang der brechenden Brandung – aber erst lange nach der Mitte des ersten Jahrhunderts des neuen Millenniums.
    Über die Landspitze führt keine Teer- oder Schotterstraße, nur ein breiter, steiniger Weg, flankiert von niedrigen Dünen, die von hohen, spärlich wachsenden einblütigen Strandlingen unsicher an Ort und Stelle gehalten werden.
    Die hornförmigen Landzungen, die die Bucht umschließen, sind natürliche Formationen, gekrümmte Halbinseln: Sie sind die Überreste des Rands eines gewaltigen erloschenen Vulkans. Die Bucht selbst ist ein Vulkankrater, den Jahrtausende der Ebbe und Flut mit Sand bedeckt haben. In der Nähe des Ufers ist das südliche Horn hundert bis hundertzwanzig Meter breit, an der Spitze jedoch nur noch dreißig.
    Als ich zwei Drittel des Weges zu Bobbys Haus hinter mir gelassen hatte, mußte ich vom Fahrrad steigen und es schieben. Weiche, kaum dreißig Zentimeter hohe Sandverwehungen waren bis auf den steinigen Weg gerutscht. Für Bobbys Jeep mit Allradantrieb stellten sie kein Hindernis dar, doch das Radfahren erschwerten sie.
    Normalerweise war dieser kurze Marsch eine Gelegenheit zur friedlichen, ermutigenden Meditation. Heute war das Wetter über der Landzunge klar, aber sie kam mir so fremdartig wie ein Felsgrat auf dem Mond vor, und ich schaute immer wieder mit der Befürchtung zurück, einen Verfolger zu sehen.
    Das einstöckige Cottage besteht aus Teakholz mit Dach-schindeln aus Zedernholz. Das Material hat sich durch die Witterung zu einem erhabenen Silbergrau verfärbt und empfängt die Liebkosung des Mondlichts wie der Körper einer Frau die Berührung eines Liebhabers. Das Haus wird auf drei Seiten von einer tiefen Veranda umgeben, auf der Schaukelstühle und Hollywoodschaukeln stehen.
    Bäume gibt es hier nicht. Die Landschaft besteht nur aus Sand und wildem Strandgras. Das Auge hat aber sowieso kaum etwas für die nähere Umgebung übrig und zieht den Himmel vor, das Meer, die schimmernden Lichter von Moonlight Bay, die weiter entfernt zu sein scheinen als nur gut einen Kilometer.
    Ich brauchte noch etwas Zeit, um meine Nerven zu beruhigen, lehnte das Fahrrad gegen das Verandageländer und ging an dem Häuschen vorbei zum Ende der Landspitze. Dort stand ich mit Orson auf der Spitze eines Hangs, der zehn Meter tief zum Strand abfiel.
    Die Brandung war so schwach, daß man genau aufpassen mußte, um eine Welle zu sehen. Die Flut würde nicht mehr lange anhalten. Obwohl der Mond in seiner vollen

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