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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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waren.
    Während ich das Fahrrad schob, fragte ich mich, auf welche Weise sich diese Geschöpfe von normalen Rhesusaffen unterschieden.
    Zumindest dem Aussehen nach war das Tier in Angelas Küche ein ganz normaler, wenn auch ziemlich großer Vertreter seiner Spezies gewesen. Sie hatte nur gesagt, es hätte »schreckliche dunkelgelbe« Augen gehabt, doch soweit ich wußte, war so eine Augenfarbe nicht ungewöhnlich für diese Primatengruppe. Bobby hatte ansonsten nichts Seltsames an dem Trupp erwähnt, der ihn belästigte, von dessen ungewöhnlichen Verhalten und der außergewöhnlichen Größe des schattenhaften Anführers einmal abgesehen: kein mißgebildeter Schädel, kein drittes Auge in der Stirn, keine Schrauben im Hals, die darauf hinwiesen, daß sie im geheimen Labor von Dr. Victor Frankensteins megalomanischer Urururururgroßenkelin Heather Frankenstein zusammengenäht und -geklammert worden waren.
    Die Projektleiter in Fort Wyvern waren besorgt gewesen, daß der Affe in Angelas Küche sie entweder gekratzt oder gebissen hatte. Angesichts dieser Furcht der Wissenschaftler konnte man wohl davon ausgehen, daß die Tiere eine ansteckende Krankheit in sich trugen, die durch Blut, Speichel oder andere Körperflüssigkeiten übertragen werden konnte. Diese logische Annahme wurde durch die ärztlichen Untersuchung gestützt, der man sie unterzogen hatte. Vier Jahre lang hatte man ihr auch jeden Monat eine Blutprobe abgenommen, was bedeutete, daß die Krankheit möglicherweise eine lange Inkubationszeit hatte.
    Biologische Kriegführung. Die politischen Führer aller Länder auf der Erde bestritten, daß sie Vorbereitungen für solch einen abscheulichen Konflikt betrieben. Sie beschworen den Namen Gottes herauf, warnten vor dem Urteil der Geschichte, sie unterzeichneten mit ernsten Gesichtern dicke Verträge, die garantierten, daß sie nie solch monströse Forschungen und Entwicklungen betreiben würden. Derweil brauten alle Nationen jedoch emsig Anthrax-Cocktails zusammen, füllten Beulenpesterreger in Spraydosen und schusterten eine so prächtige Sammlung exotischer neuer Viren und Bakterien zurecht, daß sich in keiner Schlange vor einem Arbeitsamt, ganz gleich, wo auf der Welt, je wieder auch nur ein einziger verrückter Wissenschaftler finden würde.
    Trotzdem war mir nicht klar, wieso sie Angela unter Zwang sterilisiert hatten. Zweifellos vergrößern gewisse Krankheiten die Aussicht, daß der Nachwuchs behindert auf die Welt kommen wird. Angelas Worten zufolge ging ich jedoch nicht davon aus, daß die Leute in Fort Wyvern sie aus Besorgnis um sie oder ein Kind, das sie vielleicht empfangen würde, sterilisiert hatten. Sie schienen nicht von Mitgefühl getrieben worden zu sein, sondern von einer Furcht, die fast schon an Panik grenzte.
    Ich hatte Angela gefragt, ob der Affe eine Krankheit übertrüge. Sie hatte es so gut wie verneint: Ich wünschte, es wäre eine Krankheit gewesen. Wäre das nicht schön? Vielleicht wäre ich jetzt geheilt. Oder tot. Der Tod wäre besser als das, was uns jetzt bevorsteht.
    Aber wenn nicht eine Krankheit, was dann?
    Plötzlich durchdrang wieder so ein verrückter Schrei, wie wir ihn schon einmal gehört hatten, wie von einem Seetaucher nämlich, die Nacht und den Nebel und riß mich aus meinen Gedanken.
    Orson blieb abrupt stehen. Ich ebenfalls, und das Klicken und Ticken des Fahrrads verstummte.
    Der Schrei schien aus Westen oder Süden zu kommen, und einen Augenblick später wurde er von einem beantwortet, der, soweit ich es sagen konnte, aus Norden oder Osten kam. Wir wurden verfolgt.
    Da der Nebel Geräusche auf sehr trügerische Weise weiterleitet, konnte ich nicht genau sagen, wie weit von uns entfernt die Schreie erklungen waren. Ich hätte jedoch einen meiner Lungenflügel darauf verwettet, daß sie ganz in der Nähe ertönt waren.
    Das rhythmische, herzschlagähnliche Pulsieren der Brandung pochte durch die Nacht. Ich fragte mich, welchen Song von Chris Isaak Sasha gerade in den Äther hinausschickte.
    Orson bewegte sich wieder, und ich auch, etwas schneller als zuvor. Zögern half uns nicht weiter. Wir würden erst in Sicherheit sein, wenn wir die einsame Halbinsel verlassen hatten und wieder in der Stadt waren – und vielleicht nicht einmal dann.
    Wir waren kaum drei oder vier Schritte weit gekommen, als erneut dieses unheimliche, wehklagende Heulen erklang. Wie zuvor wurde es beantwortet.
    Diesmal gingen wir weiter.
    Mein Herz raste, und es schlug auch nicht

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