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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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wir uns Gesicht an Gesicht, Auge an mörderischem Auge. Das Geschöpf hatte die Zähne entblößt und fauchte wütend. Sein Atem roch stechend und widerlich. Es war ein Affe, und wiederum keiner, und die zutiefst fremdartige Eigenschaft seines kühnen Blicks war entsetzlich.
    Er riß mir die Mütze vom Kopf, und ich schlug mit dem Lauf der Glock gegen das Tier. Der Affe sprang mit der Kappe in der Klaue zu Boden. Ich trat aus und traf mit dem Fuß das Tier, wobei die Mütze aus seiner Klaue geschleudert wurde. Jaulend taumelte der Rhesusaffe in den Nebel, und verschwand aus meinem Blickfeld.
    Orson bellte und setzte dem Tier nach, er hatte offensichtlich alle Furcht vergessen. Als ich ihn zurückrief, gehorchte er nicht.
    Dann tauchte wieder die größere Gestalt des Truppführers auf, flüchtiger als zuvor, eine geschmeidige Gestalt, die sich wie ein zu Boden fallender Mantel aufblähte und fast so schnell wieder verschwand, wie sie aufgetaucht war, aber lange genug verweilte, um Orson darüber nachdenken zu lassen, ob es klug war, den Rhesusaffen, der versucht hatte, meine Mütze zu stehlen, weiter zu verfolgen.
    » Großer Gott «, entfuhr es mir, als der Hund aufjaulte und von der Verfolgung abließ.
    Ich schnappte mir die Kappe vom Boden, setzte sie aber nicht wieder auf. Statt dessen drückte ich sie zusammen und zwängte sie in eine Innentasche meiner Jacke.
    Zitternd redete ich mir ein, daß mir nichts passiert, ich nicht gebissen worden war. Falls ich gekratzt worden war, spürte ich zumindest kein Brennen, weder an den Händen noch auf dem Gesicht. Nein, ich war nicht gekratzt worden. Gott sei Dank. Falls der Affe eine ansteckende Krankheit in sich trug, die nur durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten übertragbar war, hatte ich sie mir nicht zugezogen.
    Andererseits hatte ich seinen stinkenden Atem gerochen, als wir uns Auge in Auge befanden, den Brodem eingeatmet, den er ausgeatmet hatte. Sollte die ansteckende Krankheit auch durch die Luft übertragen werden können, hatte ich meine einfache Fahrkarte in den Kühlraum schon gelöst.
    Als Reaktion auf ein blechernes Scheppern hinter mir fuhr ich herum und stellte fest, daß mein umgekipptes Fahrrad von irgend etwas, das ich nicht sehen konnte, in den Nebel gezerrt wurde. Es lag flach auf der Seite und kämmte mit seinen Speichen den Sand. Das Hinterrad war der einzige Teil, den ich noch sehen konnte, und es war fast schon im Nebel verschwunden, als ich mit einer Hand hinabgriff und es festhielt.
    Der verborgene Fahrraddieb und ich verstrickten uns in ein kurzes Tauziehen, das ich problemlos gewann, ein Indiz dafür, daß ich es mit ein oder zwei Rhesusaffen und nicht dem viel größeren Truppführer zu tun hatte. Ich richtete das Fahrrad wieder auf, stützte es mit dem Körper ab und hob die Glock.
    Orson kehrte an meine Seite zurück.
    Nervös erleichterte er sich wieder, um sich wohl vom Rest des Bieres zu befreien. Ich stellte verwundert fest, daß ich mir nicht in die Hosen gemacht hatte.
    Eine Weile rang ich heftig nach Luft. Ich zitterte so sehr, daß die Pistole herumzuhüpfen schien, obwohl ich sie mit beiden Händen festhielt. Allmählich wurde ich ruhiger. Mein Herz versuchte nicht mehr so eifrig, mir die Rippen zu brechen.
    Wie die Rümpfe von Geisterschiffen zogen graue Nebelwände vorbei, eine endlose Flottille, die eine unnatürliche Ruhe hinter sich herzog. Kein Schnattern. Kein Kreischen oder Quieken. Keine verrückten Schreie. Kein Seufzen des Windes oder Rauschen der Brandung. Ich kam mir fast so vor, als wäre ich, ohne es zu merken, bei der gerade erfolgten Konfrontation getötet worden, als stünde ich nun in einem frostigen Vorraum außerhalb des Korridors des Lebens und wartete darauf, daß sich eine Tür öffnete, hinter der das Jüngste Gericht tagte.
    Schließlich wurde ersichtlich, daß die Spielchen für eine Weile vorbei waren. Ich hielt die Glock mit nur einer Hand und schob das Fahrrad gen Osten über die Landzunge. Orson lief neben mir her.
    Ich war mir sicher, daß der Trupp uns noch überwachte, wenn auch aus größerer Entfernung als zuvor. Ich sah keine pirschenden Gestalten im Nebel, aber sie waren trotzdem dort draußen.
    Affen. Wiederum aber auch keine Affen. Offensichtlich aus einem Labor in Fort Wyvern entlaufen.
    Das Ende der Welt, hatte Angela gesagt.
    Nicht durch Feuer.
    Nicht durch Eis.
    Etwas Schlimmeres.
    Affen. Das Ende der Welt durch Affen.
    Apokalypse mit Primaten.
    Armageddon. Das Ende, fini , Omega, der

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