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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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und drehte sich auf ihrem Sitz. »Helfen Sie mir mit dem Zylinder, Rafe. Ich muß ihn holen.«
    Rafe öffnete die Tür zum Fond und hielt die unbequem große Röhre, so daß sie hineingleiten konnte.
    »Was ist los?« fragte er. »Kommt er nicht, wenn Sie rufen?«
    Sie warf ihm einen Blick zu, der beinahe ärgerlich war. »Sie verstehen nicht, Rafe! Er ist ein Wolf, kein Hund. Ab hat ihn so gelassen.«
    »Wo liegt da der Unterschied?«
    »Er ist eine Person – das ist der Unterschied!« Sie steckte jetzt in ihrem Vehikel, und eine Sekunde später stand sie aufrecht und glitt über das kurzgeschnittene Gras. Sie kam zu Lukas, dessen durchdringendes Heulen die stille Nacht zerriß. Sie ergriff etwas in seinem langen, rauhen Nackenpelz – wahrscheinlich ein Halsband – und zerrte daran.
    »Lukas!« sagte sie.
    Der Wolf ließ sich auf alle vier Beine hochziehen. Sein Heulen brach ab. Gabrielle drehte um und fuhr zurück zum Wagen. Er folgte ihr, Kopf und Schwanz am Boden.
    Gabrielle erreichte den Wagen, und Rafe half ihr aus dem Zylinder und auf den Vordersitz, worauf er den Zylinder im Fond verstaute. Sie streckte ihren Arm aus, packte Lukas’ Halsband und zog den Wolf zu sich auf die vordere Sitzbank.
    »Wir können losfahren«, sagte sie.
    Rafe ließ den Wagen auf die Straße rollen, schloß das Tor, kehrte zurück und fuhr davon. Das Summen war wieder in seinem Kopf, aber auch der Scotch. Der Schnaps war wie ein Kissen zwischen einer aufgeschürften Stelle und etwas Hartem, Kratzendem. Die Erleichterung und der Alkohol erzeugten ein angenehmes Hochgefühl. Er warf einen Seitenblick auf Lukas’ breites Fellgesicht und hatte den plötzlichen, unvernünftigen Impuls, das Tier zu streicheln.
    »Gabrielle sagt, du seist eine Person«, sagte er.
    Das wilde Gesicht blickte ihn undurchdringlich an.
    »Ich bin Lukas«, sagte der Wolf.
    Rafe nickte vor sich hin und beobachtete wieder die Straße.
    »Wohin fahren wir?« fragte Gabrielle. »Ich dachte nicht mal daran, mich zu erkundigen.«
    »So weit wir bis Sonnenaufgang fahren können«, antwortete Rafe. »Aber zuerst – es gibt da eine Stelle, wo ich noch einmal nachschauen möchte …« Er berichtete ihr mit dürren Worten von der Straßensperre und seinem Kampf mit den beiden Schlafwandlern.
    »Auf wen warteten sie?« schloß er. »Auf mich? Aber wie konnten sie wissen, daß ich kommen würde? Und wer sonst würde während der toten Zeit herumfahren? Oder führen diese Leute nachts Bandenkriege gegeneinander?«
    »In Grinnell?« sagte Gabrielle. »Ausgeschlossen. Wissen Sie nicht, daß die Schlafwandler – ich meine, alle Menschen mit einer natürlichen oder anerzogenen Immunität gegen den Einschläferungseffekt der drahtlosen Energie – seltener sind als Kälber mit zwei Köpfen? Auf eine Million entfallen weniger als zwei. In der ganzen Region Des Moines kann es höchstens ein halbes Dutzend geben.«
    »In diesem Fall«, sagte Rafe, »bin ich heute nacht allen begegnet.«
    »Aber …« Sie brach ab und schwieg eine Weile. Zuletzt sagte sie kleinlaut: »Ich habe keine Erklärung. Was wissen Sie über Schlafwandler?«
    »Nicht genug«, sagte Rafe grimmig. »Warten Sie …« Sein Scheinwerfer zeigte ihm, daß sie sich der Straßenaufgrabung näherten. Die Stelle schien verlassen, aber er fuhr langsam heran und schwenkte den Scheinwerfer zweimal im Halbkreis herum, bevor er ausstieg.
    Nichts war zu sehen, nur die falsch aufgestellten Barrieren mit ihren Blinklampen. Rafe stieg hinunter in den aufgewühlten Sand der Grube und spähte umher, entdeckte jedoch nichts, das einen Hinweis auf die Identität der zwei Wegelagerer hätte geben können.
    Lukas kam zu ihm und schnüffelte suchend auf dem sandigen Grund der Aufgrabung. Er schnaubte Sand aus seinen Nasenlöchern, dann entfernte er sich in ziemlich gerader Linie.
    »Hier entlang«, sagte er.
    Rafe ging dem Wolf nach, und Lukas folgte der Witterung, die Nase am Boden. Sie überquerten ein Eckgrundstück und kamen in eine schmale Durchfahrt zwischen Gärten. Nach zwanzig oder dreißig Metern bog Lukas um eine hohe, unbeschnittene Weißdornhecke.
    Rafe folgte. Im tiefen Schatten der Büsche stand ein gedrungener Sportwagen, offensichtlich für hohe Geschwindigkeiten gebaut. Rafe öffnete die nächste Tür.
    Im Innern lag ein Mann auf dem schmalen Beifahrersitz, kalt und tot. Neben ihm hing der zweite bewußtlos über der Lenkstange. Rafe durchsuchte ihre Taschen, aber außer wohlgefüllten Geldbörsen hatten sie

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