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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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nichts bei sich. Rafe steckte das Geld ein und sah sich weiter um. Die Ablagefächer und der Kofferraum waren leer, aber auf dem Beifahrersitz unter dem Toten lag ein Stadtplan von Des Moines. Rafe fühlte unter und zwischen den Sitzen herum und förderte eine Rechnung über zwei Treibstoffzellen zutage, ausgestellt von einer Ladestation mit der Anschrift ›Crazians Corner, Nipigon, Ontark‹.
    Er steckte den Zettel in die Tasche, ging zum Heck des Wagens und warf einen Blick auf das Kennzeichen. Tatsächlich, es war ein kanadisches Nummernschild aus Ontario.
    Er eilte zurück zu Gabrielle und ihrem Wagen. Diesmal sprang Lukas in den Fond und rollte sich auf dem Polster zusammen. Rafe fuhr aus der Stadt und auf die Schnellstraße nach Norden.
    »Sie haben dort etwas gefunden?« fragte Gabrielle, als er den Wagen auf die Fahrspur ohne Geschwindigkeitsbegrenzung gelenkt und den Autopiloten eingestellt hatte.
    Er sagte es ihr.
    »Von Kanada hierher?« sagte sie. »Ich kann keinen Sinn darin sehen.«
    »Und die vier toten Männer vor Ihrem Haus?« sagte er. »Das scheint ebensowenig einen Sinn zu haben. Es kann für beides nur einen Grund geben: Jemand wollte verhindern, daß ich zu Ihnen käme und mit Ihnen spräche. Und nicht einmal Sie wußten, daß ich vom Mond heruntergekommen und unterwegs zu Ihnen war. Wer konnte soviel wissen, daß er diese unheimlichen Kerle postieren konnte?«
    Sie saß mit eingezogenen Schultern, die Arme fest um ihren Oberkörper geschlungen, als ob sie in einem unerwartet kalten Windstoß fröstelte.
    »Der Alte Mann, vielleicht«, sagte sie.
    Er starrte sie an. »Der Alte Mann? Sie meinen den, der angeblich Macht über alle Schlafwandler und Schattengestalten haben soll? Wie wird er genannt – Thebom Shankar?«
    »Thebom Shankar, der Alte Mann, Shaitan«, sagte sie. »Wie immer man ihn nennen will. Er soll tausend Jahre alt und in der Lage sein, Geister und Teufel für sich kämpfen zu lassen – oder solche Gestalten wie die, mit denen Sie und Lukas heute nacht im Haus zu tun hatten.«
    Rafe sah sie verdutzt an. »Sie glauben solches Zeug?« sagte er. »Das sind doch Märchen. Einen solchen Mann kann es nicht geben!«
    »Aber es gibt ihn«, erwiderte sie. »Ab telefonierte mit ihm, einen Tag vor seinem Verschwinden.«

 
6
     
    Niemand sagte etwas. Der Wagen summte durch dunkles, endlos weites Bauernland, wo alle gewöhnlichen menschlichen und tierischen Kreaturen in bleiernem Schlaf lagen.
    »Damit wir uns richtig verstehen«, sagte Rafe schließlich. »Sie sprechen von diesem sagenhaften Typ, der angeblich eine okkulte Macht über alle diejenigen hat, die gegen die Alphawellen der Energieausstrahlung immun sind und sich bei Nacht frei bewegen können?«
    »Ja«, sagte Gabrielle, »Der Alte Man vom Berg.«
    »Der Alte Mann vom Berg«, sagte Rafe ungeduldig, »war das Oberhaupt der sogenannten Assassinen, einer ismailitischen Sekte im Iran des ausgehenden elften Jahrhunderts, dessen Machtzentrum die Burg Alamut in den südkaspischen Bergen war. Aber sein Name war Hasan-e Sabbah, nicht Thebom Shankar oder so.«
    »Ich weiß«, sagte sie. »Ich schlug in den Geschichtsbüchern nach, nachdem Ab mit ihm gesprochen hatte.«
    »Worüber sprachen sie?«
    »Ich weiß es nicht. Ich kam ins Labor, und Ab war am Telefon. Ich konnte das Bild auf der Mattscheibe nicht sehen, und er unterbrach sofort die Verbindung. Ich sagte: ›Wer war das?‹ und fragte zum Spaß. Ich weiß nicht, was mich dazu brachte. ›Der Alte Mann selber?‹ Und Abs Gesicht wurde weiß …«
    »Was sagte er daraufhin?« forschte Rafe.
    »Er sagte einfach ja, als ob er mir die Wahrheit sagen müßte, ob er wollte oder nicht. Aber als ich mehr darüber wissen wollte, konnte ich kein Wort aus ihm herausbringen. Am selben Abend verriegelte er die Haustür und schloß sich für fast vier Stunden mit Lukas im Labor ein.«
    »Mit Lukas?« Rafe blickte über seine Schulter. »He, Lukas«, sagte er. »Was geschah an dem Abend, bevor Ab verschwand? Was tat Ab, als du mit ihm im Labor warst?«
    Lukas hob seinen Kopf und blickte ihn an, aber er antwortete nicht.
    »Es hat keinen Sinn, ihn zu fragen, Rafe«, sagte Gabrielle. »Glauben Sie, ich hätte ihn nicht danach gefragt? Und wenn er es mir nicht sagen will, dann wird er es Ihnen ganz gewiß nicht sagen.«
    »Ich muß bewachen«, sagte Lukas unerwartet. Er gähnte, und seine langen Fänge schimmerten gelblich im schwachen Licht vom Armaturenbrett. »Ab und Gabrielle. Und ich kann

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