Geschöpfe der Nacht
kurzen Auflachen. »Du brauchtest eine Ewigkeit, bis du zu ihm kamst. Aber dann fielst du auf ihn, und der Thron kippte hintenüber, und ihr landetet beide auf dem Boden. Auf einmal konnten wir uns frei bewegen, und als wir zu euch kamen, hattest du seine Hände an seinem Hals, und er war tot.«
»Hände?« sagte Rafe mit schwacher Stimme und betrachtete sie, wie sie vor ihm auf dem weißen Bettbezug lagen. Sie waren dünner, als er sie je gesehen hatte.
»Wenn er dich zuerst getötet hätte«, sagte Ab, »dann hättest du ihn nach deinem Tod erwürgt. Und das wäre vielleicht doch ein bißchen viel, selbst für einen wie dich.«
Rafe lächelte ein wenig. »Reflexe!« sagte er. »Die schnellsten Reflexe der Welt. Gerade schnell genug, um jemanden zu töten, nachdem ich selbst schon tot war.«
»Du wurdest nicht getötet, und du bist nicht tot«, sagte Ab. »Laß uns endlich mit diesem Gerede aufhören, bevor du mir eine Gänsehaut verursachst. Du liegst hier und sprichst mit uns, nicht wahr?«
»Das macht keinen Unterschied«, sagte Rafe. Er wußte, daß sie nie verstehen würden. »Ich werde bald gehen.«
»Doktor«, sagte Ab zu einem Mann, der sich still im Hintergrund gehalten hatte, »wollen Sie ihm bitte erklären, daß er lebendig ist?«
»Ich gebe Ihnen mein Wort als Arzt«, sagte der Angeredete. »Ihr Körper ist völlig gesund und arbeitet in jeder Hinsicht normal.«
»Ich glaube Ihnen«, sagte Rafe. »Aber es spielt keine Rolle. Was geschehen ist, ist geschehen. Ich habe meinen Kampf mit Shankar verloren. Er tötete mich zuerst, und ich starb.«
»Hören Sie«, sagte Gabrielle heftig, »das ist alles Unsinn und unwichtig.« Sie schwang herum und konfrontierte den Arzt und Ab. »Verstehen Sie? Es ist absolut unwichtig – lebendig oder tot oder was immer!«
Sie wandte sich zurück zu Rafe. »Sie werden nicht gehen. Sie werden bleiben, wo ich Sie im Auge behalten kann!«
Rafe blickte traurig zu ihr auf.
»Es wird niemals funktionieren«, sagte er.
Doch als er die Worte aussprach, fühlte er die ersten schwachen Regungen des Zweifels in sich. Es war wahr, daß er gestorben war – gestorben in einem Sinn, den sie, die es niemals erfahren hatten, nicht begreifen konnten. Aber es braucht nicht unbedingt wahr zu sein, daß der Tod das Ende von allem war. Die Gesetze des Universums konnten nicht unveränderlich sein, wenn das Universum überleben sollte. Sie mußten sich täglich verändern, um eine Anpassung an neue Umstände zu gestatten. Und es mochte vielleicht sein, daß es in seinem Fall ein neues Leben gab, das auf ihn wartete – ein Leben unter Menschen, vielleicht, statt von ihnen abgesondert und irgendwo über ihnen angesiedelt. Es mochte sein, daß Gabrielle für sich selbst und für ihn genug Leben in sich hatte, bis er seinen Weg zurück zu den Lebenden finden konnte.
Es mochte sein …
– Ende –
Als nächstes TERRA-Taschenbuch erscheint:
DIE ÄRZTE
DER GALAXIS
VON JAMES WHITE
Die Mediziner der Galaxis im Einsatz
Hilfe für das größte Lebewesen des Alls
Das riesige Weltraumhospital am Rande der Galaxis steht allen Lebensformen der Milchstraße offen, und die dort tätigen Ärzte sind befähigt, auch den fremdartigsten Patienten wirksame Hilfe zu leisten. Dank der technischen Einrichtungen können sie auch ohne große Schwierigkeiten jede lebensnotwendige Umgebung für die Besucher von fremden Welten erzeugen – seien es Sauerstoff-, Chlor- oder Wasseratmer, zarte, insektenartige Lebewesen oder elefantengroße Riesen.
Doch als die Ärzte des Weltraumhospitals im Zuge einer Expedition auf eine bislang unbekannte Lebensform stoßen, werden sie vor echte Probleme gestellt. Sie sollen einen Patienten operieren, der die Ausmaße eines Kontinents besitzt.
Terra-Taschenbuch Nr. 203 in Kürze überall im Zeitschriften- und Bahnhofsbuchhandel erhältlich. Preis DM 2,80.
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