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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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kamen, um meinen Bruder abzuholen. Das war alles.«
    »Wir sahen uns auch bei Abs Promotionsfeier«, sagte Rafe.
    Gabrielle seufzte plötzlich wie jemand, der eine geladene Waffe weglegt, die nicht länger gebraucht wird.
    »Gut«, sagte sie. »Ich bin überzeugt. Sie sind Rafe.«
    »Danke.«
    »Wie sind Sie so schnell hergekommen? Und bei Nacht? Woher wußten Sie, daß Sie während der Sendezeit wach bleiben können?«
    Er lachte, aber es klang etwas zittrig. Seine Erschöpfung machte sich bemerkbar.
    »Können wir uns irgendwo hinsetzen?« sagte er. »Dann erzähle ich Ihnen gern, was Sie wissen wollen. Seit meiner Abreise vom Mond bin ich nicht zur Ruhe gekommen.«
    »Natürlich«, sagte sie.
    Sie kam mit dem gleichen leisen Geräusch, das ihn zuvor an eine schwache Brise erinnert hatte, um den Arbeitstisch – und sie bewegte sich in einem aufrechten Zylinder, in dem sie bis zur Taille steckte und der auf zahllosen winzigen Luftdüsen dahinglitt.
    »Ja«, sagte sie, als sie seinen Blick bemerkte. »Ich bin seit drei Jahren querschnittgelähmt. Aber Ab half mir, damit fertig zu werden. Ich gehörte zu den Unfällen der ersten Nächte.«
    »Unfälle der ersten Nächte?« Er folgte ihr, als sie langsam in den Korridor hinausglitt, eine andere Tür öffnete und ihn in ein Wohnzimmer führte – einen grün tapezierten Raum mit Polstersesseln und einer Couch. Lukas folgte ihnen und rollte sich auf dem Teppich zusammen. Gabrielle glitt bis an den Rand eines Sessels, dann kippte sie ihren Zylinder rückwärts und zog sich heraus und in den Sessel. Erleichtert von ihrem Gewicht, richtete sich der Zylinder wieder auf, und die zwei ruhten wie Schildwachen zu beiden Seiten von ihr – das flüsternde Vehikel und der Wolf.
    Rafe ließ sich ihr gegenüber in einen Sessel fallen. Das Summen in ihm ermüdete ihn wie ein bohrender, nicht enden wollender Schmerz. Er mußte gegen das Verlangen kämpfen, seine Augen zu schließen und dem Einschläferungseffekt nachzugeben.
    »Haben Sie irgendein stimulierendes Mittel?« fragte er.
    Sie sah ihn scharf an. »Dexedrin«, sagte sie. »Aber das wird Ihnen gegen die Ausstrahlung nicht helfen.«
    Er schnitt ein Gesicht und rieb seinen Nacken. »Lassen Sie mich trotzdem etwas davon versuchen.«
    Sie wandte sich dem Wolf zu.
    »Lukas«, sagte sie. »In der Medizinschublade im Labor. Packung Ei/Kartoffel.«
    Lukas stand auf und lief hinaus.
    »Ein erstaunliches Tier«, sagte Rafe, ihm nachblickend. »Das Sprechen ist kompliziert genug. Wie haben Sie ihn dazu gebracht, daß er sich Kodebezeichnungen merkt?«
    »Es ist ein einfacher Kode«, erklärte sie. »Ich reibe die Schachteln und Flaschen mit einer oder mehreren Substanzen ein, die ihm als Küchengerüche vertraut sind. Seine Nase erledigt den Rest.«
    Lukas kehrte mit einer dicken braunen Flasche zurück, die er zwischen den Zähnen hielt. »Gib sie Rafe«, sagte Gabrielle. Lukas trug die Flasche zu ihm und ließ sie auf seinen Schoß fallen. Rafe öffnete sie und nahm ein paar orangefarbene Dragees heraus, die er angeekelt betrachtete. Nach einem Moment tat er alle bis auf eines in die Flasche zurück.
    »Möchten Sie etwas Wasser dazu nehmen?«
    »Nicht nötig, danke.« Er steckte das Dragee in den Mund und schluckte es rasch hinunter.
    »Eins wird Ihnen sowieso nicht helfen«, bemerkte sie.
    »Abwarten«, sagte er. »Wann wird es hell?«
    »In etwa vier Stunden.«
    »Und bei Tagesanbruch stellt der Sender den Betrieb ein?«
    »Bald danach.« Sie blickte ihn neugierig an. »Warum?«
    »Weil Sie und ich bei Tagesanbruch weit von hier entfernt sein müssen. Aber das braucht uns jetzt noch nicht zu kümmern. Sie sagten vorhin, Sie gehörten zu den Unfällen der ersten Nächte. Welcher ersten Nächte?«
    »Haben Sie nicht darüber gelesen?« sagte sie. »Die ersten Nächte nach dem Beginn der drahtlosen Energieversorgung. Man hatte die Bevölkerung gewarnt und aufgefordert, bei Sonnenuntergang die Wohnungen aufzusuchen. Ich gehörte zu denen, die es nicht rechtzeitig schafften. Ich war noch auf der Fahrt hierher, als die Ausstrahlung begann. Am nächsten Morgen wachte ich auf und war noch immer in dem Wrack des Wagens eingeklemmt, mit dem ich zwölf Stunden zuvor verunglückt war. Ein paar Stunden später wurde ich herausgeholt und zusammengeflickt.«
    Das Summen in Rafe wurde schlimmer statt besser. Er verschränkte seine Arme und preßte sie hart gegen seinen Magen.
    »Ist etwas?« fragte Gabrielle. »Sie zittern!«
    Er lächelte

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