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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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es leer. Er stellte es auf den Tisch und schaute den Wolf an, der ihn aufmerksam beobachtete.
    »Menschen ohne Geruch, was?« sagte Rafe.
    »Ja«, sagte Lukas.
    Ein Schauer überlief Rafe. Es war etwas Schreckliches an zweidimensionalen Schattengestalten, die anscheinend mühelos in ein verschlossenes, hell beleuchtetes Haus eindringen konnten, um zu töten, und die einfach verschwanden, wenn man sie abwehrte.
    »Aber du sagtest, was von ihnen übrigblieb, sei draußen?« fragte Rafe den Wolf.
    »Alle vier Männer. Tot«, sagte Lukas.
    Rafe dachte einen Moment nach. »Du meinst, was in den Raum hier kam, war nur ein Teil der vier Männer, die du draußen hörtest?«
    Lukas starrte ihn aus seinen Wolfsaugen an.
    »Was hat es zu bedeuten, wenn du nicht antwortest?« fragte Rafe. »Daß du es nicht weißt?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Lukas.
    »Aber du sagtest, die Männer und die Schattengestalten seien dieselben. Woher weißt du das?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Lukas. »Ich weiß nicht wie, aber sie waren dieselben. Ich weiß das. Mensch-Schatten, Schatten-Mensch – alles dasselbe. Für mich, alles eins. Für dich, du weißt nicht. Für Gabrielle, nichts da.«
    Rafe runzelte nachdenklich die Stirn.
    »Sie hat sie wirklich nicht gesehen …«, sagte er, halb zu sich selbst.
    »Nicht gesehen, nicht gefühlt. Und sie haben Gabrielle nicht gesehen, nicht gefühlt. Keine Berührung zwischen ihnen.«
    »Woher weißt du das?« fragte Rafe. »Woher weißt du das alles?«
    »Ich sehe«, sagte Lukas. »Du siehst nicht. Das ist alles. Reden hat keinen Zweck.«
    Der Wolf legte sich nieder und begann an seiner Vorderpfote zu lecken. Rafe trat einen Schritt näher. Das von der nassen Zunge geglättete Fell des Vorderbeins ließ eine Anschwellung und eine Schnittwunde erkennen. Rafe ließ sich auf ein Knie nieder und streckte seine Hand aus, um das Bein zu untersuchen.
    Lukas knurrte. Rafe zog seine Hand zurück.
    »Nein«, sagte der Wolf.
    »Ich wollte mir das nur ansehen, Lukas«, sagte Rafe. »Vielleicht kann ich helfen.«
    »Nein«, sagte Lukas.
    Rafe stand wieder auf.
    Wenige Minuten später kam Gabrielle zurück, eine kleine schwarze Reisetasche in der Hand.
    »Fertig«, sagte sie. »Wir nehmen den Seitenausgang zur Garage. Der Wagen ist da.«
    Rafe und Lukas folgten ihr durch die Küche. Gabrielle öffnete eine Tür und schaltete das Licht ein. Rafe blickte in eine Doppelgarage, in der eine große und eine kleine Zweiradlimousine standen.
    »Wir nehmen lieber den großen Wagen«, sagte sie mit einem Blick zu Rafe. »Fahren Sie?«
    Er nickte.
    Sie stiegen ein, und Rafe fuhr den Wagen vorsichtig aus der Garage. Es war ein gutes, starkes Fahrzeug, das auf ebener Strecke vielleicht dreihundertfünfzig Stundenkilometer erreichen konnte. Sie rollten zum Gartentor und hielten. Gabrielle gab ihm einen Schlüssel, und er sperrte das Tor auf und schob die Flügel zurück. Als er zum Wagen zurückging, sah er eine dunkle Gestalt auf dem Rasen liegen, ungefähr zehn Meter vor dem Haus. Er ging hinüber und beugte sich über die Gestalt.
    Es war der Körper eines Mannes. Die starren, glasigen Augen und das verzerrte Gesicht zeigten deutlich genug, daß der Mann tot war. Rafe konnte keine Verletzung entdecken, aber beide Hände waren zu Fäusten geballt und an seine Kehle gepreßt; und die Arme waren so verkrampft und steif, daß sie nicht nachgaben, als Rafe die Fäuste wegzuziehen suchte. Ein leises Knurren hinter ihm ließ ihn zusammenfahren.
    Lukas schob sich an ihm vorbei und beschnüffelte den Toten, ohne sein Knurren einzustellen. Sein Nackenfell war gesträubt.
    »Das war einer von deinen Gegnern, was?« sagte Rafe und zeigte auf die geballten Fäuste. »Aber welche Magie ließ ihn hier draußen sterben, ohne irgendeine Verletzung?«
    Lukas gab keine Antwort.
    Rafe wandte sich abrupt weg.
    »Zurück zum Wagen«, sagte er. »Wir müssen von hier verschwinden.«
    Aber als er in den Wagen stieg und zurückblickte, sah er Lukas noch immer über dem toten Mann stehen.
    »Lukas!« rief er.
    Der Wolf reagierte nicht. Statt dessen setzte er sich plötzlich auf die Keulen und hob seine Schnauze zum Himmel. Er heulte – ein anhaltendes, unheimliches Geräusch, das durch die halbe Tonleiter ging und Urängste in Rafe auslöste. Er erschauerte.
    »Was hat er, Gabrielle?« fragte er. »Wir müssen fort. Rufen Sie ihn.«
    »Lukas!« rief Gabrielle. »Lukas!«
    Aber Lukas heulte weiter und ignorierte sogar sie.
    »Verdammt!« sagte sie

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