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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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unverminderter Geschwindigkeit vorbeifuhren. Sie berührten Fort William und Port Arthur und fuhren in die kleine schlafende Stadt Nipigon ein, als die Uhr im Armaturenbrett anzeigte, daß bis Sonnenaufgang noch zwei Stunden verblieben.
    Rafe verlangsamte das Tempo. Im Fond des Wagens, wo sie Gabrielle verstaut hatten, raschelte etwas, und er hörte sie sagen: »Oh!«
    Ein paar Sekunden später sprach sie wieder.
    »Wo bin ich?«
    Rafe riskierte einen schnellen Blick über seine Schulter. Sie setzte sich aufrecht. Er lenkte den Wagen zum Straßenrand und hielt. Lukas war schon über die Rückenlehne des Beifahrersitzes gesprungen und versuchte ihr Gesicht zu lecken.
    »Hör auf, Lukas!« Sie schob den Wolf zurück. »Wo sind wir?«
    »Wie fühlen Sie sich?« fragte Rafe.
    »Nicht so gut«, murmelte sie. »Ich weiß nicht, was mit mir – oh, jetzt erinnere ich mich! Diese Leute wollten mir eine Injektion geben!«
    »Haben sie es nicht getan?« fragte Rafe.
    »Doch – ich glaube.« Sie befühlte ihren Arm und nickte.
    »Ja, da ist die Stelle. Aber mein Bruder hat mich gut trainiert.«
    Er sah sie neugierig an. »Wie hat Ab mit Ihnen gearbeitet?«
    »Genauso wie er mit Lukas und den anderen Versuchstieren arbeitete«, antwortete sie. »Er machte Messungen der Gehirnströme und legte danach eine Art Übersichtskarte an. Auf dieser Grundlage trainierte er das Individuum dann für den Gebrauch einer anderen Frequenz – wenn man es so nennen kann.«
    »Wie machte er das. Brachte er an bestimmten Punkten Elektroden ins Gehirn?«
    »In den letzten Jahren nicht mehr«, sagte sie. »Er verwendete eine sehr schwache Sendevorrichtung von ganz geringer Reichweite, aber sonst ähnlich den großen, die die Energie ausstrahlen. Natürlich sind diese nur grobe Energiespeier, während seine kleine Maschine sehr variabel war und selektiv eingesetzt werden konnte.«
    »Wenn das so ist«, sagte er, »warum hat Lukas dann …«
    »Die Vorrichtung auf dem Kopf? Lukas ist ein besonderer Fall. Ein Wolf hat kein natürliches Sprachzentrum in seinem Gehirn. Ab mußte eins für ihn bauen. Es ist das, was Sie sehen. Was Sie nicht sehen können, ist sein künstlicher Kehlkopf, komplett mit künstlichen Stimmbändern und einem Zusatzgerät, das die Arbeit übernimmt, die vom menschlichen Mund und den Lippen geleistet wird – andernfalls könnte er keine verständlichen Geräusche machen, nicht einmal mit dem Sprechzentrum. Tatsächlich spricht Lukas nicht in einem Sinne, wie wir es uns vorzustellen gewohnt sind. Er hat einen chirurgisch eingepflanzten Mikrocomputer im Schädel. Die elektrischen Impulse seines Gehirns lösen bestimmte Sprachmuster aus, und diese steuern vorprogrammierte Sprechimpulse vom Computer, die dem künstlichen Stimmenmechanismus übermittelt werden. Darum kommt es manchmal vor, daß man ihn etwas fragt und keine Antwort erhält. Wenn Sie ihm eine Frage stellen, für die sein Computer nicht programmiert ist, kann er nicht antworten – selbst dann nicht, wenn er die Antwort tatsächlich weiß.«
    Rafe runzelte angestrengt die Stirn. »Wenn ich Sie richtig verstanden habe, dann könnte Lukas also einige Dinge wissen, die für uns wichtig wären, ist aber nicht imstande, sie uns mitzuteilen?«
    »Ja, das ist richtig …« Sie hielt plötzlich inne und wandte sich zu Lukas.
    »Lukas«, sagte sie, »weißt du wirklich, wo Ab ist? Ich meine, du weißt es, kannst es uns aber nicht sagen?«
    Der Wolf winselte und versuchte ihr Gesicht zu lecken. Sie wehrte ab und streichelte ihn.
    »Wir werden ihn finden«, sagte Lukas. »Dann kann ich töten.«
    »Nun?« sagte Rafe skeptisch. »Meinen Sie, daß er es weiß?«
    »Ich bin nicht sicher. Er müßte uns auf diese Frage ein klares Ja oder Nein geben können. Es sei denn, Ab hätte ihm absichtlich eingeprägt, nichts darüber zu sagen.«
    Rafe wandte sich wieder nach vorn. »Wie dem auch sein mag, wir haben nur noch zwei Stunden bis Sonnenaufgang. Sehen wir also zu, daß wir bis dahin Crazians Corner finden.«
    Ein Stück weiter entdeckten sie eine öffentliche Telefonzelle, und Rafe schlug im lokalen Telefonbuch nach. Crazians Corner erwies sich als ein kleiner Gebäudekomplex, bestehend aus einer Ladestation und Reparaturwerkstatt, einem Restaurant, einem Lebensmittelgeschäft und einem Laden für Wegwerfkleidung.
    Rafe schlug die Türscheibe der Ladestation ein. Eine Alarmanlage begann zu schrillen. Ohne sie zu beachten, öffnete er die Tür und ging hinein. Er schaltete das Licht

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