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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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hinuntergezogen in Bewußtlosigkeit oder etwas Ähnliches …
    Zuerst war es nur wie Ertrinken, aber ein trockenes, erstickendes Ertrinken, in dem sein ganzer Körper gelähmt war, so daß er nicht kämpfen oder um Hilfe rufen konnte. Nach einer Weile ging dies vorbei, und er wurde wieder wach, aber nur so weit, daß ihm klar war, er träumte oder halluzinierte.
    Ihm schien, daß er in einer Serie von sehr schwach beleuchteten Räumen oder Kavernen sei, so tief unter der Erde, daß er wahrscheinlich an Altersschwäche sterben würde, bevor er die Oberfläche erreichte, selbst wenn er den Weg wüßte. Die Räume waren voll von weggeworfenen, zerstörten und zerbrochenen Dingen, und in ihnen herrschte eine bedrückende Atmosphäre, die mehr psychischer als physikalischer Art war, als ob er selbst im Mittelpunkt aller möglichen Pressionen stünde.
    Er fühlte sich wie ein lebendig Begrabener – aber alle Dinge um ihn raschelten und wisperten und versicherten ihm, daß dies die Welt sei, die er immer gekannt habe, aber erst jetzt in ihrer wahren Erscheinung sehe, befreit von allen Dekorationen und Ausmalungen illusionären Aberglaubens, in der nackten Hoffnungslosigkeit der Wahrheit.
    Die zerbrochenen und weggeworfenen Dinge drängten näher und flüsterten, er solle aufgeben und zustimmen, und er griff nach einem Knüppel oder einem Stock, um sie abzuwehren; aber was er auch anfaßte, zerbrach oder zerkrümelte in seinen Händen und war nutzlos. Schließlich floh er, und für eine Weile schienen sie zurückzubleiben.
    Der feindliche, ungreifbare Druck aber blieb, und Rafe glaubte, daß er von dem Ding oder Wesen ausgehen müsse, das hinter all dem Gerümpel war. Er fühlte, daß es irgendwo in seiner Nähe sei, und er suchte es in den unterirdischen Räumen. So gelangte er nach einer Weile in einen Bereich, wo viele Leute tranken, redeten und tanzten; aber all ihr Reden war ein verstohlenes Geflüster, das aufhörte, sobald er in die Nähe kam. Etwas sagte ihm, daß es sinnlos wäre, ihnen Fragen zu stellen, denn er hörte sie hinter seinem Rücken kichern, als ob sie wüßten, was er suchte, und daß er es niemals finden würde.
    Dann bemerkte er allmählich, daß sie alle hohl waren, diese Männer wie Frauen. Sie waren von rückwärts ausgehöhlt, so daß nur die vorderen zwei Drittel ihrer Häute und Haare und Kleider übrig waren – gerade so, daß sie unversehrt erschienen, wenn man sie von vorn betrachtete.
    Als er sich zwischen ihnen bewegte, gelangen ihm immer wieder Blicke in die rückwärtigen Aushöhlungen – trotz der Tatsache, daß sie sehr geschickt darin waren, ihm immer ihre Gesichter und Vorderansichten zuzuwenden –, und sie gemahnten ihn an ausgehöhlte Hummer, aus deren Schalen das Fleisch entfernt war. Ihr Geflüster war wie das Geräusch trockener Wellen an einem ausgetrockneten Strand in völliger Dunkelheit, und es versuchte ihm einzureden, er solle aufgeben und alle Hoffnung fahren lassen.
    Und doch bildete sich in ihm die unlogische Überzeugung, daß es irgendwo, vielleicht sogar hier, eine feste Waffe geben müsse, die nicht zerfallen würde, wenn er sie gebrauchte – könnte er sie nur finden. Und mit einer festen Waffe könnte er sie alle der Lüge überführen und ihre Welt besiegen. Dann war er den hohlen Menschen entronnen und geriet in dunkle Höhlen, durch die er sich tastend seinen Weg suchen mußte und in denen nichts war als felsiger Boden und die unregelmäßigen Wände, die sich in der Dunkelheit hoch über ihm vereinigten.
    Zuletzt fand er seinen Feind, die Kreatur hinter den zerbrochenen Dingen und den ausgehöhlten Menschen, ganz allein in einer riesigen Höhle. Sie kauerte an einer Wand, denn sie war viele Male größer als er selbst, und bewachte einen Thron, auf dem sie einmal gesessen hatte, dem sie aber längst entwachsen war.
    Rafe sah die Kreatur nicht deutlich, denn das Licht war so schwach und hoch über ihm, die Schatten an den Wänden so dicht und tief, daß ein Beobachten fast unmöglich war. Aber auch ohne sie deutlich zu sehen, verstand er plötzlich. Einmal war sie so menschlich wie er gewesen, doch allmählich hatte sie sich zu einem gargantuesken, abnormen Format vergrößert, ähnlich dem geschwollenen Körper einer alten Ameisenkönigin unter den normalen Gestalten der kleinen Bewohner des Ameisenhaufens.
    Nur schien das Wachstum in diesem Fall durch die schalenförmige Aufeinanderfolge von Körperhüllen bewirkt worden zu sein, jede die raschelnde

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