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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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ein und suchte den Ordner mit den abgelegten Rechnungskopien. Weil ihm das Lärmen der Alarmklingel lästig wurde, suchte er das Verbindungskabel und riß es aus dem Anschluß. Das gellende Geräusch hörte auf. Als er den Rechnungsordner in einem Schreibtischfach entdeckt hatte, waren Gabrielle und Lukas bereits in das benachbarte Restaurant eingebrochen und machten dort Licht. Rafe blätterte durch die nach Daten geordneten Rechnungsbelegte und fand schließlich den Durchschlag, dessen Original er im Wagen der beiden Schlafwandler bei der Straßensperre in Grinnell entdeckt hatte. Die Unterschrift des Käufers auf dem Durchschlag war kaum lesbar. Nach angestrengtem Studium glaubte er den Namen Darrell Hasken zu entziffern. Er schlug im Telefonbuch nach und fand dort einen Darrell Hasken verzeichnet.
    Er verließ die Station und wollte Gabrielle und Lukas holen, doch wie er das Restaurant betrat, wehte ihm der verlockende Duft von gebratenem Schinken und Spiegeleiern entgegen.
    »Möchten Sie auch etwas?« rief Gabrielle aus der offenen Küchentür.
    Er war ausgehungert.
    Sie waren alle ausgehungert. Zwanzig Minuten vergingen, bevor sie ihre Mahlzeit beendet hatten und hinausgingen. Das erste Licht des neuen Tages war im Himmel, aber zwischen den Bäumen und den Gebäuden waren die Schatten noch tief – so daß er die Angreifer erst sah, als sie über ihm waren. Diesmal waren sie zahlreicher, und sie waren richtige Männer, keine Schattengestalten. Sie bewegten sich müheloser und schneller als alle die Schlafwandler, denen er begegnet war.
    Er hörte Gabrielles Schreien und Lukas’ wütendes Knurren durch die Rufe der Angreifer. Dann fiel etwas wie ein schwerer Stoff über ihn und hüllte ihn ein und erstickte ihn zu Bewußtlosigkeit.

 
8
     
    Seine nächste Wahrnehmung war, daß er in einem Flugzeug saß, das Raum für vielleicht zwölf Passagiere bot, und mit dieser Wahrnehmung begann eine seltsame Periode, während der er nicht vollständig Herr seiner selbst war.
    Die Maschine flog in großer Höhe. Dreimal brachte Rafe soviel Energie auf, aus dem Fenster neben seinem Sitz zu blicken. Das erste Mal sah er eine endlose Wasserfläche, dann eine Landschaft von Eis und Schnee, und schließlich kahle Ebenen, die zu einem Gebirge anstiegen.
    Er fand, daß es ihm nicht möglich war, Besorgnis über seine Lage zu empfinden. Es war nicht, wie wenn er unter Drogeneinfluß gestanden hätte. Sein Geist schien in einem Kokon von Gleichgültigkeit isoliert zu sein. Solange er keine Anstrengung unternahm, sich zu bewegen oder zu denken, saß er durchaus behaglich in einem wohligen, geistesabwesenden Zustand. Aber selbst der Wunsch, seinen Kopf zu drehen und aus dem Fenster zu blicken, erforderte eine Selbstüberwindung, der er kaum gewachsen war.
    Nach unbestimmter Zeit machte er die Anstrengung wieder, und diesmal drehte er seinen Kopf nach links. Auf der anderen Seite des Mittelgangs saß Gabrielle und blickte friedlich geradeaus. Lukas war nicht zu sehen.
    Rafe wandte seinen Kopf wieder in die Flugrichtung – diese Bewegung war leicht, mühelos – und zog sich erneut in seinen Kokon zurück. Er konnte seine Hände auf seinen Knien ruhen sehen. Er war weder gefesselt noch angeschnallt, bis auf diesen Zwang, der Bewegungen und Gedanken schwierig machte.
    Er saß und dachte nicht.
    Nach einer Weile wurde er sich eines quälenden Gefühls bewußt, das irgendwo unter der Ebene der Gleichgültigkeit nagte. Allmählich wurde ihm klar, daß dieses nagende Unbehagen ein Teil seines Verstandes war, der außerhalb seiner behaglichen Gleichgültigkeit geblieben war; und er kämpfte gegen die Wirkung dieser Gleichgültigkeit auf den Rest seines Geistes.
    Er beobachtete die Aktivität des Unbehagens für eine Weile, während die Maschine gleichmäßig durch die obere Atmosphäre summte, und sah schließlich, daß es jener instinktive Teil von ihm war, der niemals hatte zugeben können, daß andere besser waren als er. Jenes Element von ihm, das unfähig war, eine Niederlage hinzunehmen.
    Jetzt konnte es nicht hinnehmen, daß er gegen seinen Willen in einem Zustand geistiger und körperlicher Inaktivität gehalten wurde. Es versuchte weiterzukämpfen. Auf diese Einsicht folgte die Idee, daß er sein Denken vielleicht auf dieser tieferen Ebene fortsetzen könne, wo die Unruhe lebte, ungestört von dem, was ihn gefangenhielt.
    Er probierte es.
    Es war eine seltsame Art zu denken, fand er. Sie erforderte reines Denken – ungefärbt

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