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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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die eine solide Basis abgeben würde, um darauf zu operieren …
    Ungefähr eine Stunde später begann die Maschine niederzugehen, hielt in der Luft und machte den Rest der Landung vertikal. Als sie den Boden berührte, fühlte Rafe die bewußte Kontrolle über seinen Körper wie eine Hand aus einem Handschuh und in einen anderen gleiten – wo er frei war. Er blickte umher. Niemand beachtete ihn.
    Versuchsweise setzte er zum Aufstehen vom Sitz an. Seine Muskeln gehorchten mit selbstverständlicher Mühelosigkeit. Der lähmende Druck der unbekannten Sendefrequenz konnte ihn nicht mehr wirksam behindern.
    Er blieb sitzen und wartete. Die kontrollierenden Sendeimpulse waren ihm noch immer bewußt, und er fühlte nach einiger Zeit, wie sie ihn zum Aufstehen und Verlassen des Flugzeugs nötigen wollten. Er stand mit den anderen auf, als wäre er wie sie dem Zwang unterworfen. Zusammen verließen sie das Flugzeug.
    Draußen schien die Sonne, aber fast augenblicklich drängte sich ein Schatten vor das Licht. Aufblickend sah er, daß es der Schatten einer fast senkrechten Klippe aus rötlichem Sandstein war, unter die der metallene Landestreifen mit dem Flugzeug wie eine Zunge eingezogen wurde. Einen Moment später waren Flugzeug und Passagiere im Innern einer mächtigen Höhle, und eine Tür senkte sich herab und verschloß den Eingang.
    Die Höhle war in den Fels gehauen, und von ihr zweigten Gänge und Nebenräume ab, die hell beleuchtet und von einer Höhe und Breite waren, daß sie eher an die Straßen und offenen Plätze einer Stadt gemahnten, als an ein unterirdisches Höhlensystem. Einer der Piloten hielt einen kleinen grünen Kasten von den Abmessungen einer Pfundpackung Butter in der Hand, und er übernahm die Führung. Gabrielle steckte in ihrem Zylinder und folgte dem Mann als erste, ohne ein Wort zu sagen, und Rafe schloß sich ihr an.
    Der Pilot brachte sie in ihre Quartiere, zwei kleine Räume mit einem gemeinsamen Badezimmer. Während der Mann Gabrielle in ihren Raum führte, schloß Rafe sich im Bad ein, um sich zu erleichtern. Dann trat er vor den Spiegel. Das Gesicht, das ihm daraus entgegenstarrte, sah wild aus wie die Wolfsmaske von Lukas. Er fand Haarentferner, Seife und Handtücher und verbrachte die nächste halbe Stunde mit der Restaurierung seiner äußeren Erscheinung.
    Er ging in sein Quartier und öffnete den Kleiderschrank mit der Hoffnung, saubere und passende Kleider darin zu finden, aber es war nichts darin. Darauf machte er sich an eine systematische Durchsuchung des Raumes, doch auch sie blieb ergebnislos. Die Einrichtung war eine billige Massenproduktion, wie man sie in jeder beliebigen Absteige finden konnte, und enthielt keinen Anhaltspunkt, an welchem Ort er sich befand und was diese unterirdische Stadt darstellte. Die Tür war abgeschlossen.
    Er wanderte hinüber zu Gabrielles Zimmer, klopfte und folgte ihrer Aufforderung zum Eintreten. Sie hatte sich ihres Vehikels entledigt und lag auf ihrem Bett. Zu seiner Überraschung begrüßte sie ihn mit einem zufriedenen Lächeln.
    »Wie fühlen Sie sich?« fragte sie.
    »Nicht schlechter als sonst«, sagte er unfroh. »Ich könnte neun Stunden Schlaf gebrauchen, aber wie fühlen Sie sich?«
    Sie lächelte wieder, langte hinter sich – und zog den grünen Kasten hervor, den der Pilot getragen hatte. Mit einem zweiten Griff brachte sie ein Stück zusammengelegten, derben Stoff zum Vorschein, der, als sie ihn aufschlug, zwei Reihen kleine Werkzeuge in eingenähten Schlaufen enthielt.
    Sie berührte ihr Ohr und zeigte warnend zur Decke. Rafe nickte. Wahrscheinlich war der Raum mit Abhörwanzen gespickt. Aber wie war Gabrielle zu dem grünen Steuerkasten gekommen?
    »Der Mann, der uns hierher brachte«, sagte sie wie in beiläufiger Antwort auf seine Frage, »war so freundlich, mir aus meiner Prothese zu helfen und mich aufs Bett zu legen. Anscheinend hatte er mein Gewicht unterschätzt, denn er mußte sich mächtig anstrengen.«
    Also hatte sie ihm in die Taschen gegriffen, als er sie auf das Bett gehoben hatte. Während sie sprach, arbeitete sie mit einem kleinen Schraubenzieher. Dann hob sie den Deckel vom Kasten. Das Innere war eine kompakte Masse von Verdrahtungen, Widerständen und Transistoren.
    »Es war mir unangenehm, so auf seine Hilfe angewiesen zu sein«, fuhr sie fort, während sie etwas wie eine Ahle nahm und damit zwischen den Drähten herumstocherte, »aber ich hatte mich daran gewöhnt, daß Ab mir half. Wußten Sie, daß ich

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