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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Ihre Hände hoch!«
    Rafe gehorchte.
    Der Wächter trat noch einen Schritt näher zur Innenseite des Tores. »Wer sind Sie? Und was machen Sie hier?«
    »Ich gehöre zu dem Flugzeug, das eben hinter ihnen im Park gelandet ist«, sagte Rafe. »Ich muß mit dem Besitzer dieses Anwesens sprechen. Lassen Sie mich ein.«
    »Nichts da!« Die Mündung der Maschinenpistole stieß durch die Eisenstäbe gegen Rafes Magen. »Wenn Sie hier hereinkommen, dann mit den Füßen voran …«
    »Lukas«, sagte Rafe ruhig.
    »Lukas?« fragte der Wächter. »Wer soll das sein? Ich kenne …«
    Er wurde plötzlich vorwärts gegen das Tor gerammt, und sein Kopf flog zurück. Er sackte zusammen, doch Rafe langte durch das Gitter und hielt ihn fest – ein totes Gewicht, jetzt. Der Kopf des Mannes baumelte unnatürlich und schlaff nach hinten.
    Rafe hielt den Körper aufrecht, schnaufend vor Anstrengung, zuerst mit einem Arm, dann mit dem anderen, während er die Taschen des Wächters durchsuchte. Er fand eine Geldbörse und verschiedene persönliche Kleinigkeiten, aber keinen Schlüssel für das Tor. Er ließ den Körper fallen.
    »Lukas«, sagte er. Der Wolf erschien hinter dem toten Wächter.
    Rafe zeigte zur halb offenen Tür des Wachhauses. »Sieh dich in der Wachstube dort um«, sagte er. »Vielleicht kannst du etwas finden, das wie ein Schlüssel aussieht.«
    Lukas warf sich herum und trottete davon. Die Helligkeit der Tür verbreiterte sich, und Rafe sah den Wolf hineinschlüpfen. Er wartete und trat ein wenig zurück, damit das Licht aus der offenen Tür nicht auf ihn scheine.
    Lukas kam zurück und steckte seine Schnauze durch das Gitter. Er hielt einen großen Schlüssel zwischen den Zähnen.
    »Danke«, sagte Rafe. Er befühlte das altertümlich aussehende Eisengehäuse des Schlosses von beiden Seiten aber seine Finger fanden kein Schlüsselloch. Er gab auf.
    »Lukas«, sagte er leise, »weißt du, wie ein Schlüsselloch aussieht?« Er hielt den Schlüssel gegen die Handfläche seiner Linken und machte die Bewegung des Umdrehens.
    »Ich kann Dinge aufschließen«, sagte Lukas. »Ab zeigte es mir.«
    Rafe gab ihm den Schlüssel zurück. »Geh zurück in die Wachstube«, sagte er. »Sie zu, ob du dort irgendwo ein passendes Schlüsselloch findest.«
    Lukas’ Fänge schlossen sich über den Schlüssel. Er trottete wieder zum Wachhaus.
    Rafe wartete angespannt. Er hörte einen Schritt und ein Rascheln hinter sich und wirbelte herum. Gabrielles schmächtige Gestalt stand vor ihm. Er hatte sie in der Spannung der letzten Minuten vergessen.
    »Gehen Sie die Straße weiter zum Lieferwagen«, flüsterte er ihr zu. »Warten Sie dort.«
    »Nein«, wisperte sie.
    »Ich sage …«
    »Ich sagte nein«, unterbrach sie ihn. »Vielleicht haben sie hier elektronische Fallen oder Alarmanlagen. Sie mögen in manchen Dingen gut sein, aber auf solche Sachen verstehe ich mich besser. Außerdem möchte ich mit Ihnen und Lukas gehen, da ich schon mal hier bin.«
    »Nein!« zischte er.
    »Sie können mich nicht daran hindern. Ich gehe mit …«
    Sie verstummte und blickte an ihm vorbei. Rafe wandte sich um und sah die großen Torflügel aufgehen. Lukas stand ein paar Schritte dahinter. Rafe lief an ihm vorbei und schloß hastig die Tür des Wachhauses. Als er zurückkam, standen Gabrielle und Lukas beisammen in der Einfahrt.
    »Es ist Ihre Beerdigung!« flüsterte er Gabrielle wütend zu. »Los! Gehen wir!«
    Er ging schnell, aber nicht ohne Vorsicht die Einfahrt entlang, immer am Rand des breiten Kieswegs und im Schutz der Alleebäume. Nach zweihundert Metern mündete die Allee in einen weiten, kiesbestreuten Vorplatz mit einem wasserlosen Springbrunnen und verwilderten Rosenbeeten in der Mitte. Sie bewegten sich im Schatten einiger Fliederbüsche weiter, und als sie den Punkt erreichten, wo die Büsche endeten, waren sie ungefähr zwanzig Meter von einer Ecke des Hauses entfernt und vielleicht fünfzig Meter von seinem Hauptportal.
    Das Haus, ein ehemals prächtiger Landsitz, beinahe ein Schloß, stand tot und wie verlassen in der Nacht, gezeichnet von Alter und Vernachlässigung. Seltsamerweise war kein Licht zu sehen, weder innen noch außen. Fast jedes Haus von einigem Wert war heutzutage während der Nachtstunden hell beleuchtet und mit Fernsehkameras ausgestattet, um die Anwesenheit etwaiger schlafwandelnder Besucher aufzuzeichnen – damit man sie später finden und identifizieren konnte. Aber dieser Landsitz, dieses stuckbeladene Überbleibsel

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