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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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nicht?« drängte sie. »Du weißt es wirklich nicht?«
    Lukas winselte wieder.
    »Weiß nicht«, sagte er. »Ab ist da für mich – nicht da für dich. Kann nicht.«
    »Macht nichts«, sagte sie enttäuscht und streichelte das grobe Haar zwischen seinen Ohren. »Es ist schon gut, Lukas. Ich mußte einfach fragen. Aber es ist gut, jetzt. Mach dir nichts daraus.«
    Sie drehte sich wieder in die Flugrichtung und blickte in die Schwärze jenseits der Frontscheibe. Nach langer Pause sagte sie: »Ab muß wollen, daß ich es nicht weiß.«
    »Schon möglich«, bemerkte Rafe.
    Sie fuhr mit einem Ruck herum.
    »Aber wie sollen wir ihn dann finden?« Ihr Ton forderte ihn heraus.
    »Sie erinnern sich, wie ich meinen Weg zu Lukas fand, obwohl er in den Wäldern untergetaucht war«, sagte Rafe. »Ich sagte Ihnen damals, daß ich unterwegs zu dieser Höhlensiedlung im Gebirge etwas Neues entdeckt hatte. Ich fand, daß ich Lukas fühlen konnte – auf einer tieferen Bewußtseinsebene. Es kam mir vor, als sei er direkt vor mir, während er in Wirklichkeit Hunderte oder Tausende von Kilometern entfernt war. Ich fragte Lukas, ob er mich genauso fühlen könne, und er bejahte es. Ich fragte ihn ob er Ab fühlen könne, und er bejahte das auch. Wahrscheinlich kann er ihn jetzt fühlen, aber ich vermute, daß er ihn nicht lokalisieren kann, solange Ab es ihm nicht zu verstehen gibt.«
    Sie starrte ihn eine Weile an. Dann drehte sie sich wieder um und streichelte den Wolf.
    »Lukas«, sagte sie sanft. »Lukas …«
    »Wir sind gleich da«, sagte Rafe. »Wir müssen uns fertig machen.«
    »Wie weit ist es noch?«
    »Sechzehn Kilometer«, sagte Rafe. »Sind Sie bereit?«
    »Ich brauche nur meine Jacke«, sagte sie.
    »Gut.« Rafe ließ die Maschine langsam niedergehen. Er peilte einen Dorffriedhof an, den er einen halben Kilometer voraus in der Dunkelheit ausgemacht hatte. Drei Minuten später setzte das Flugzeug auf einem Wiesenfleck neben der Friedhofsmauer auf.
    »Helfen Sie mir mit Martin«, sagte Rafe.
    Gemeinsam schleppten sie den Schläfer hinaus und durch die Pforte in den Friedhof, wo sie ihn im Schutz der Mauer auf eine Bank legten. Es ging ein feuchter und kühler Wind, und sie kehrten noch einmal zurück und holten Decken. Eine schoben sie Martin unter den Kopf, zwei weitere breiteten sie über ihn. Schließlich ging Rafe an Bord, stellte den Autopiloten auf automatischen Start und Flug ein, zog eine schwarze Wetterjacke über, die er im Flugzeug gefunden hatte, stieg hinaus und schloß die Tür hinter sich.
    »Alles klar«, sagte er zu Gabrielle und Lukas. »Wir haben eine halbe Stunde, um irgendein Transportmittel zu finden.«
    Sie benötigten volle zwanzig Minuten und waren gezwungen, einige Garagentüren aufzubrechen und die Zündkabel eines altmodischen Lieferwagens kurzzuschließen. Als sie zum Friedhof zurückfuhren, sahen sie das Flugzeug in den Nachthimmel aufsteigen und langsam in vierhundert Metern Höhe ostwärts davonfliegen. Rafe hatte den Autopiloten auf die minimale Fluggeschwindigkeit von zehn Stundenkilometern eingestellt, und so entfernte die Maschine sich träge schwebend wie ein Freiballon bei Windstille. Die schwarze Silhouette war vor dem leicht bezogenen Himmel, in dem eine dünne Mondsichel hing, klar zu sehen. Rafe lenkte den alten Lieferwagen und achtete auf den Weg, während Gabrielle das Flugzeug im Auge behielt. Trotz der geringen Geschwindigkeit ihres fliegenden Wegweisers verloren sie ihn zweimal fast aus den Augen, als er seinen Kurs änderte und sich über Wiesen und Felder von der Straße entfernte, auf der sie fuhren.
    Beim ersten Mal fand Rafe noch rechtzeitig eine Straßenkreuzung, so daß er die Richtung ändern und folgen konnte. Das zweite Mal war er gezwungen, die Landstraße zu verlassen, durchbrach einen Weidezaun und rumpelte über Wiesenflächen, bis er nach dem Durchbrechen eines weiteres Zauns auf einen Fahrweg kam.
    Endlich sahen sie die Maschine für ein paar Sekunden in der Luft stillstehen und dann mit vertikal geschwenkten Triebwerken hinter einer schwarzen Baumkulisse niedergehen. Rafe fuhr noch hundert Meter, hielt am Wegrand und öffnete die Tür.
    »Von hier an zu Fuß«, sagte er.
    Sie ließen den Lieferwagen stehen und gingen querfeldein, um hinter das Gebiet zu kommen, wo das Flugzeug gelandet war. Das Ziel war offenbar irgendein großes altes Haus, umgeben von einem Park. Rückwärts war der schützende Baumgürtel dichter, aber ein Teil des Daches und Schornsteins

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