Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
Vom Netzwerk:
aus einer versunkenen Zeit, schien völlig lichtlos, ohne Schutz und anscheinend sogar ohne die Gegenwart wachender Bewohner.
    »Sieht zu einfach aus«, sagte Rafe – halb zu sich selbst, halb zu Gabrielle. »Lukas, witterst du jemand? Hörst du etwas? Gibt es irgendein Anzeichen, daß jemand da ist?«
    »Nein«, sagte Lukas.
    »Vielleicht haben wir einfach Glück«, wisperte Gabrielle.
    Rafe schüttelte seinen Kopf in der Dunkelheit. »Kann nicht sein. Die Maschine landete hier vor zwanzig Minuten. Wenn sie nachgesehen haben, dann haben sie sie bereits leer gefunden und wissen, daß etwas nicht stimmt. Und wenn sie nicht nachgesehen haben, warum nicht? Dieser Wächter am Tor war nicht ohne Grund da.«
    Gabrielle antwortete nicht. Lukas war still.
    »Egal«, flüsterte Rafe. »Es spielt keine Rolle. Ich muß so oder so hinein. Gabrielle, warten Sie hier.«
    »Nein«, sagte sie. »Und Sie können mich nicht dazu zwingen.«
    Rafe zuckte ärgerlich die Schultern. »Lukas«, sagte er, »wenn Gabrielle mir nachgehen will, dann wirfst du sie um.«
    »Lukas!« zischte sie. »Du wirst nichts dergleichen tun! Hast du mich gehört?«
    »Ja«, sagte Lukas. »Aber ich werde es tun.«
    »Lukas!« Sie starrte den Wolf an. »Aber ich bin es – ich sage dir, daß du es nicht tun sollst. Warum hörst du auf ihn und nicht auf mich?«
    »Es ist gefährlich dort«, sagte Lukas. »Ich muß auf dich achtgeben.«
    »Wer sagt das?«
    »Ab sagte es«, antwortete der Wolf.
    »Er meinte nicht …«
    Den Rest des geflüsterten Wortwechsels hörte Rafe nicht mehr. Er rannte schon zur Hausecke und die Frontseite entlang zum Schatten des Säulenvorbaus am Portal. Er schaffte es und lehnte sich schnaufend gegen den abbröckelnden Putz der Hauswand. Er kam schneller außer Atem, als er gedacht hatte, und seine Beine waren schwach. Die Wunde – er hatte sie beinahe vergessen – verursachte jetzt einen so bohrenden Schmerz in seiner Brust, daß er nicht tief durchatmen konnte.
    Aber der Schmerz ließ nach. Er atmete wieder normal. Rasch ging er die vier Stufen hinauf und befühlte im Dunkeln die Tür. Sie war alt, aus rissigem Eichenholz und mit Schnitzwerk verziert – und der rechte Türflügel war nicht nur unverschlossen, er stand angelehnt. Rafe drückte ihn behutsam so weit zurück, daß er durchschlüpfen konnte.
    Er fand sich in einer hohen Eingangshalle. Zwischen den Halbsäulen und Stukkaturen der Seitenwände waren Türen, und am Ende der Halle führte eine breite, gebogene Treppe aufwärts in die Dunkelheit. Hinter ihr war ein großes, halbrundes Fenster, das ein wenig schwachen Mondschein in die Halle sickern ließ. Er konnte verhältnismäßig gut sehen. Eine der Türen zu seiner Rechten war halb geöffnet, und hinter ihr war Schwärze. Er näherte sich ihr auf Zehenspitzen, berührte sie aber nicht.
    Ein leises Knarren vom Haupteingang hinter ihm riß ihn herum. Seine Hände waren plötzlich feucht, sein Atem stockte.
    Der rechte Türflügel stand jetzt weit offen, und in der Öffnung waren die undeutlichen Silhouetten einer Gestalt in, wie es schien, zu weiten Overalls, und eines Hundes. Sie kamen auf ihn zu, bevor er sie als Gabrielle und Lukas erkannte.
    »Dachten Sie wirklich, Sie könnten ihn zum Ungehorsam überreden?« flüsterte Gabrielle heftig, als sie bei ihm waren.
    »Sch-h … kommen Sie«, raunte er. Er schob sich durch die offene Tür in die absolute Dunkelheit. »Einen Augenblick, bis ich einen Licht…«
    Die Tür schloß sich von selbst hinter ihnen. Es war stockfinster.
    »Wollen Sie näher treten?« krähte eine Stimme. »Dies ist mein Empfangszimmer.«
    Es war die Stimme eines Kindes, hell, triumphierend und voll Lachen.

 
12
     
    Ringsum flammten Lichter auf. Die Wirkung einer neuen und mächtigen Sendeenergie lähmte sie. Sie standen geblendet und blinzelnd in der grellen Helligkeit, die kindliche Stimme in den Ohren.
    »Bleiben Sie stehen«, sagte sie. »Hundchen? Wo ist das Hundchen? Sie hatten eins bei sich. Hundchen, komm her zu mir. Jetzt! Hörst du, Hundchen?«
    Rafes Augen begannen sich dem Licht anzupassen. Er blickte in einen großen, mit dicken Teppichen ausgelegten und mit alten Möbeln vollgestellten Raum. An den Wänden drängten sich Gemälde in vergoldeten Barockrahmen, die Tische waren mit Lampen, Rauchgarnituren, Kästchen, Statuetten und Tierfiguren aus Gold, Silber, Kristall und Ebenholz überladen. Aus Lampen in allen Ecken und Winkeln der Wände und Decke ergoß sich eine Lichtflut über

Weitere Kostenlose Bücher