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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Moment ins Leere, dann fuhren sie an seine Kehle, um das Gewicht wegzureißen, das sich dort verbissen hatte. Er tat einen schwerfälligen Schritt vorwärts und stürzte vornüber von der Plattform. Rafe sprang zur Seite, aber der Fallende streifte ihn mit einer riesigen Hand und warf ihn zu Boden. Gabrielle schrie durch das wilde Knurren des Wolfes, und Rafe taumelte benommen hoch, drehte sich um – und fiel über den zuckenden Fleischberg auf dem Teppich.
    Shaitan lag still neben ihm, den Kopf auf der Seite, die blauen Kinderaugen bereits glasig und trüb. Der grüne Teppich unter seiner zerrissenen Kehle war naß und dunkel verfärbt. Lukas stand über dem kleinen Kinderkopf und leckte seine blutigen Lefzen.
    Rafe stand auf und ging zu Gabrielle, die heftig zitterte und mit schreckgeweiteten Augen das tote Monstrum anstarrte.
    »Warum?« stammelte sie. »Er – er hätte uns gehen lassen.«
    Rafe schüttelte seinen Kopf. »Er mußte weg. Er hätte uns gefährlich werden können – wenn nicht heute, dann ein anderes Mal. Sie sahen selbst, wie er uns lähmte, wie er Sie hypnotisierte. Er hätte mit uns machen können, was er wollte.«
    »Er hat es nicht getan«, sagte sie. »Er hielt sich zurück. Darin war er humaner als Sie, Rafe.«
    »Ich kann mir kein Risiko leisten«, erwiderte er kalt. »Übrigens war er sowieso halb verrückt. Vielleicht glaubte er wirklich, er sei mehr als ein Mensch und würde weiterleben – selbst wenn er von einem Tier wie Lukas getötet würde.«
    »Sie glauben auch, Sie seien mehr als ein Mensch, nicht wahr?«
    Rafe wandte sich um und betrachtete sie halb erstaunt, halb ärgerlich. »Sie meinen, ich sei auch verrückt?« sagte er. Er zuckte die Achseln. »Sie sollten es besser wissen. Gehen wir.«
    Sie starrte ihn an, ungläubig.
    »Gehen?« sagte sie. »Und ihn einfach so zurücklassen?«
    »Ja«, sagte Rafe.
    Sie blickte von ihm zu Lukas. Lukas winselte und versuchte ihre Hand zu lecken, die sie ihm hastig entzog.
    »Sie …«, sagte sie, »Sie haben vieles gemeinsam. Sie und Lukas.«
    »Finden Sie?« sagte Rafe.
    »Ja.« Sie drehte sich um. Ihre Stimme war tot. »Gut. Gehen wir also.«

 
14
     
    Die Sternbilder, die Rafe über den Britischen Inseln gesehen hatte, waren weit hinauf in den Nordhimmel gerutscht, und an ihre Stelle hatten sich die äquatorialen Konstellationen geschoben, bevor das Flugzeug zum automatischen Landemanöver ansetzte.
    Im schwachen Schein der Armaturenbeleuchtung sah Rafe, daß Gabrielle noch in ihrem zurückgeklappten Sitz lag und schlief. Er öffnete die Tür auf seiner Seite und sprang auf sandigen Boden. Rafe drehte sich um und sagte leise: »Ich werde mich ein wenig umsehen. Bleib bei Gabrielle …«
    Aber noch als er sprach, schlüpfte Lukas aus der Öffnung, sprang auf die Erde und verschwand in der Dunkelheit.
    »Lukas!« rief Rafe in rauhem Flüsterton. »Lukas!«
    Er stand still und wartete. Die Palmwedel raschelten trocken in der warmen Nachtbrise, aber der Wolf antwortete nicht, noch kehrte er zurück.
    Nach einer Minute schloß Rafe die Tür des Flugzeugs und ging langsam durch das Unterholz und unter den Bäumen zu einem etwas entfernten helleren Fleck, der wie eine offene Fläche aussah. Er erreichte die Stelle wenige Sekunden später und blickte umher. Zu seiner Rechten erstreckte sich ein Sandstrand, und die leise zischenden Geräusche einer sanften Brandung mischten sich mit dem trockenen Rascheln der Palmwedel im Wind. Sie waren nahe der Küste gelandet, in einem offenbar unbewohnten Teil der Insel – und dies, dachte Rafe, war sonderbar. Vernünftigerweise hätte der Autopilot die Maschine auf einem regulären Landeplatz und in der Nähe irgendwelcher Gebäude oder Ortschaften landen müssen.
    Es sei denn, der Autopilot war präpariert, mit oder ohne Shaitans Wissen, sie in einer Gegend abzusetzen, wo man sie sofort als unbefugte Eindringlinge erkennen würde.
    Oder vielleicht war die Landung hier Teil der schwarzen Magie, des Übernatürlichen …
    Der Gedanke hatte sich kaum geformt, als er schon umdrehte und durch den Wald zurückrannte.
    Das Flugzeug war fort.
    Er kochte vor Zorn über sich selbst. Gab es eine einfachere Art und Weise, unerwünschte Besucher zu isolieren, als ein ankommendes Flugzeug eine falsche Landung in einer abgelegenen Ecke der Insel machen zu lassen und zu warten, bis die Insassen ausstiegen, bevor man es wieder starten und zum eigentlichen Ziel weiterfliegen ließ?
    Nun steckte er hier im nächtlichen

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