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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Situation zu begegnen …
    Ein wölfisches Knurren schnitt durch Shaitans immer noch murmelnde Stimme. Sie verstummte. Plötzlich war das Licht wie zuvor; das Summen und der sonderbare Geruch waren verschwunden. Gabrielle ließ ihre ausgestreckten Arme langsam sinken. Noch auf die Knien, blickte sie verwirrt um sich. Der Blondkopf des kleinen Jungen spähte hierhin und dorthin.
    »Was war das?« verlangte er zu wissen. »Was für ein Geräusch war das?«
    Rafe antwortete nicht gleich, denn in diesem Augenblick wurde ihm klar, daß er das Knurren nicht mit seinen Ohren, sondern mit dem Gefühl seines Unterbewußtseins gehört hatte. Und Shaitan hatte es auch gehört. Aber offenbar nicht deutlich als ein Knurren.
    »Was war was?« fragte Rafe.
    »Sie wissen es! Was war es?«
    »Was hörten Sie? Wenn Sie es beschreiben, kann ich Ihnen vielleicht sagen, was es war. Ich dachte, außer dem Wächter am Tor und Ihnen sei niemand hier?«
    »Niemand«, sagte Shaitan in verändertem Tonfall. »Aber wenn er es war …« Langsam hob sich das Kindergesicht zur schweren Kassettendecke. »War es deine Stimme, Vater?«
    Rafe bückte sich und half Gabrielle auf die Füße. Shaitan hatte sich wieder auf seinen Thron gesetzt, doch immer noch starrte er aufwärts, den kleinen Kopf zwischen die riesigen fetten Schultern gezogen.
    Aber das war nur Stille – wenigstens für Rafes Sinne. Nach einer vollen Minute ging ein Beben durch den enormen Körper.
    »Sie sind ein Dummkopf«, sagte Shaitan, seinen Blick von neuem auf Rafe richtend. »Sie glauben nicht.«
    »Richtig«, sagte Rafe. »Ich glaube nur, was bewiesen werden kann.«
    »Bewiesen werden? Welche weiteren Beweise brauchen Sie? Sie sind hier – wohin ich Sie rief. Ich brachte Sie her.«
    »Nein«, erwiderte Rafe. »Ich glaube, ich habe selbst meinen Weg zu diesem Ort gefunden.«
    Die Kinderstimme lachte hell. »Ich habe Ihnen den Weg bereitet, mein Freund. Sie hörten meinen Ruf und kamen. Und nun müssen Sie lernen, was Sie sind – und was ich bin.«
    »Ich weiß, was ich bin«, sagte Rafe. »Und Sie – Sie sind ein Monstrum …«
    Mit dem letzten Wort katapultierte er sich auf die Plattform und auf die thronende Gestalt, den rechten Arm ausgestreckt, die steifen Finger auf die Verbindungsstelle zwischen dem pyramidenförmigen Hals und dem kindlichen Kopf zielend.
    Es war, als renne er gegen eine massive Wand. Ein schmerzhafter Schock stach durch seinen Arm und nahm ihm den Atem. Seine Fingerspitzen hatten an Shaitans Hals keine Spuren hinterlassen. Nun fand er sich um die Mitte gepackt und wie eine junge Katze in die Luft gehoben.
    Shaitans Hände waren enorm. Zusammen umfaßten sie Rafes Mitte vollkommen, und ihre Kraft reichte hin, ihm die Luft abzudrücken.
    »Wie ich sagte, Sie sind ein Dummkopf«, begann Shaitan. Dann bellte er vor Schmerz und Schreck in seiner mächtigen Baßstimme, seine Hände ließen los, und Rafe fiel zu Boden, als Shaitans schenkeldicker linker Arm kraftlos auf die Lehne des Thronsessels sank. Rafe hatte mit der Handkante hart auf das Ellbogengelenk geschlagen – einen Hieb, der einem normalen Menschen den Arm gebrochen hätte.
    Sofort sprang Rafe am vorübergehend paralysierten Arm vorbei und hinter den Thronsessel. Er hakte seinen rechten Unterarm unter das kindliche Kinn und zog ihn scharf an sich, Shaitans Hals im Würgegriff.
    »Dummkopf …«, schnaufte Shaitan. Wo er die Luft zum Sprechen hernahm, war Rafe ein Rätsel. »Töten Sie mich, und ich werde weiterleben. Verletzen Sie mich, und ich werde Sie verletzen. Können Sie nicht verstehen? Ich bin Shaitan – Shaitan!«
    »Macht nichts«, sagte Rafe grimmig. »Wo ist Ab Leesing?«
    »Töten Sie mich, wenn Sie glauben, daß Sie es können«, kicherte Shaitan. »Ich werde trotzdem nicht sterben. Mein Körper wird verfaulen, aber meine Seele wird in Ihren Körper eindringen, und ich werde in Ihnen wachsen, bis ich Sie übernehme, bis Sie ich werden. Darum werde ich niemals sterben; wer mich tötet, nimmt mich in seinen Körper auf, besiegelt seinen eigenen Tod und gewährt mir ewiges Leben!«
    »Das glauben Sie?« Rafe lachte rauh und hob seine Stimme. »Lukas!«
    Die Tür zur Halle wurde aufgestoßen, und der Wolf kam langsam hereingetrottet, seine gelben Augen auf die Plattform gerichtet. Rafe gab seinen Würgegriff auf und trat vom Thron zurück. Er ging rückwärts, stieg von der Plattform und nahm seinen Platz neben Gabrielle wieder ein. Lukas kam heran.
    »Lukas ist gegen alle Arten

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