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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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anderes von der Höhe seines Aussichtspunktes – eine helle Linie am östlichen Horizont, das erste Zeichen der Morgendämmerung. Er spähte wieder hinunter zu den Lichtern in der tiefen Dunkelheit der Bucht. Selbst wenn er im dichten Urwald der tieferen Hänge die Richtung verlöre, müßte er irgendwo in der Nähe der Siedjung die Küste erreichen, der er dann nur zu folgen brauchte.
    Als der Entschluß gefaßt war, begann er in einer direkten Linie zu den Lichtern über die Hänge abzusteigen.
    Er ging schnell und hielt sich auf einem breiten Hangausläufer, um den tief eingeschnittenen Bachschluchten in den Falten der Bergflanke auszuweichen, aber umgestürzte Bäume und dichtes Unterholz behinderten sein Vorankommen. Lange bevor er nahe genug war, die ersten Gebäude zu sehen, hatte das Tageslicht ihn eingeholt.
    Als er endlich am Rand einer frisch gemähten Wiese haltmachte und die Siedlung überblickte, sah er, daß die Gebäude alle zu einer großen Anlage zu gehören schienen. Das Ganze wirkte wie eine Kombination von Plantagenbetrieb und Urlaubsort. Niemand war in Sicht. Möglicherweise schliefen die meisten Bewohner noch.
    Von seiner gegenwärtigen Position konnte er kein Zeichen von einem Flugzeug sehen, geschweige denn einen Landeplatz. Er beschloß, die Gebäude im Schutz der Büsche und Bäume zu umgehen, bis er den Landeplatz fände. Vorsichtig begann er sich durch die Kulissen der Bäume und Buschgruppen zu bewegen, die die äußeren Gebäude und Wiesenflächen umgaben. Einmal kam er über ein Gelände, das wie ein kleiner Golfplatz aussah, und statt ihn zu umgehen, riskierte er die offene Überquerung der Rasenflächen, obwohl er bemüht war, Bodenwellen und andere natürliche Deckungen zwischen sich und den Gebäuden zu lassen.
    Endlich kam er zu dem Flugzeuglandeplatz, den er gesucht hatte. Es war eine graue Betonfläche, vielleicht einen halben Hektar groß, und auf ihr standen neun Maschinen verschiedener mittlerer und kleinerer Typen. Unter diesen gab es nur eine fünfsitzige Maschine, und sie war entweder das Flugzeug, mit dem sie gekommen waren, oder ein Zwilling von ihm.
    Rafe legte eine Verschnaufpause ein. Er war wieder schweißdurchnäßt, diesmal von der rasch ansteigenden Temperatur des Tages. Als er an einen Baumstamm gelehnt dastand, hörte unvermittelt der hemmende Sendeeffekt auf, der ihn in sein Unterbewußtsein getrieben hatte. Sein Kopf war plötzlich klar. Dankbar kehrte er in seine obere Bewußtseinsebene zurück. Dann hörte er Rascheln hinter sich und fuhr herum.
    »Lukas …«, sagte er, und verstummte.
    Ihm gegenüber stand nicht Lukas, sondern ein großer deutscher Schäferhund mit einem Ledergeschirr. Er war kaum fünf Schritte entfernt und hatte seine oberen Lefzen über seine Zähne gehoben. Ein leises Knurren kam aus seiner Kehle, während er sich langsam mit kurzen, steifen Schritten näherte, die bernsteinfarbenen Augen unverwandt auf den Mann gerichtet.
    Rafe ließ die Arme an seinen Seiten hängen und vermied jede Bewegung. Wenn der Hund Wachinstinkt hatte und richtig ausgebildet war, dann konnte er für einen unbewaffneten Mann genauso tödlich sein wie Lukas. Diese halb geöffneten Kiefer konnten mehr als dreihundert Pfund Druck hinter die schimmernden Zähne setzen – genug, um die Knochen seines Unterarms zu brechen oder seine Beinmuskeln durchzubeißen. In seiner Weise war der Wachhund nicht weniger ein Profi als Rafe selbst. Dessen einzige Hoffnung war, daß das Tier in Reichweite kommen würde, bevor sein menschlicher Begleiter auftauchte. Dann, wenn er seinen linken Arm opfern wollte, hätte er wenigstens eine faire Chance, mit Stiefelspitze oder Handkante eine verwundbare Stelle am Hund zu treffen, während dieser sich in seinen Arm verbiß.
    Aber das Knurren des Schäferhunds ging eine Tonlage höher und wurde zugleich lauter, und er war noch immer drei Schritte von Rafe, als ein Mann mit einer Maschinenpistole hinter dem Tier durch die Büsche brach.
    »Was hast du, King?« sagte der Mann. »Wieder was für die Küche? Oh, oh – steh still, Freund.«
    »Ich stehe still«, sagte Rafe.
    »Du kennst solche Hunde, wie?« sagte der Mann. »Klug von dir, daß du dich nicht bewegt hast.« Er war kurz und breit, mit einem stoppeligen roten Haarkranz um die gebräunte Glatze. Er hakte eine Leine in das Geschirr des Wachhunds und zeigte mit der Maschinenpistole. »Gut. Wir gehen dort entlang – zum Haupthaus.«
    Rafe ging voraus. Der Schäferhund war still

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