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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Dschungel, wirksam getrennt von Gabrielle. Und Lukas? Es war nicht klar, was den Wolf zum Verlassen des Flugzeugs bewegt hatte. Und warum war er nicht gekommen, als er ihn gerufen hatte?
    Moment, dachte Rafe. Wenn Ab ihn gerufen hatte, dann würde Lukas dem Ruf ohne Zögern gefolgt sein. Ja, das mußte der Grund gewesen sein …
    Rafe stoppte mitten im Gedanken. Er hatte den wahrscheinlichsten aller möglichen Gründe für Lukas’ Verschwinden vergessen. Ab hatte den Wolf instruiert, sich zu verbergen, wenn Fremde in der Nähe waren. Lukas konnte etwas gewittert oder gehört haben. Tatsächlich war dies die vernünftigste Erklärung für das Verhalten des Wolfes. Was, dachte Rafe, war mit ihm los, daß er nicht sofort darauf gekommen war?
    Etwas lähmte seine Gedankenprozesse, verlangsamte sie auf einen Bruchteil seiner gewöhnlichen Fähigkeiten. Während er keuchend in der tropischen Nacht stand und der Schweiß über sein Gesicht rann und das Hemd an seinen Körper klebte, versuchte Rafe zu erfühlen, was ihn beeinflußte.
    Was konnte er tun, allein in unbekanntem Territorium, getrennt von Lukas und Gabrielle?
    Langsam, so langsam, daß er sich selbst verwünschte, kam die naheliegende Antwort.
    Aus seinem Unterbewußtsein konnte er seine oberflächlichen Denkprozesse verfolgen und sah sie verlangsamt und unbeholfen, wie unter der Wirkung einer starken Droge. Was er hier erfuhr, was eine weitere Verfeinerung der Nebeneffekte drahtloser Energie, nicht mehr. Aber sie hatte ihn in die Zuflucht seines Unterbewußtseins getrieben, und dies war vermutlich besser geeignet, ihn jetzt zu schützen. Es war den alten tierhaften Instinkten näher, und er dachte jetzt instinktiv, wie das gejagte Tier, das er binnen kurzem sein würde – wenn er es nicht schon war.
    Er fühlte nach Lukas, und eine Weile war nichts da, und dann kam das Gefühl von Lukas’ Gegenwart zu ihm – doch ohne einen Anhaltspunkt, wo der Wolf sich aufhielt.
    Er rief, und rief wieder, aber keine Antwort kam, nur der starke Eindruck, daß der Wolf sich des Rufs bewußt war, aber von etwas anderem so in Anspruch genommen wurde, daß ihm für eine Antwort weder Zeit noch Energie übrigblieben.
    Rafe verbannte Lukas aus seinem Überlegungen. Die Aufmerksamkeit des Wolfes war so auf irgend etwas anderes konzentriert, daß er als Hilfsquelle ausschied. Rafe war auf sich selbst gestellt. Als er diese Tatsache erkannte, bekam sein Unterbewußtsein die Situation mühelos in den Griff, und er setzte sich in Bewegung – nicht mehr kopflos rennend, sondern mit schnellem, gleichmäßigem Schritt, soweit das Gelände es zuließ. Zugleich bemühte er sich, das Terrain zu studieren und sich seine Route einzuprägen.
    Eines war klar. Zuerst würde man ihn in der Gegend suchen, wo das Flugzeug zuerst niedergegangen war. Je mehr Raum er zwischen sich und diesen Ort legte, desto sicherer durfte er sich fühlen. Er wanderte parallel zum Ufer, aber er tat dies nur, um in der Dunkelheit sein Richtungsgefühl zu behalten. Nach ungefähr einer halben Stunde sah er, was er gesucht hatte: einen Hügel landeinwärts, der zu entfernteren Höhenrücken überleitete. Er änderte seine Marschrichtung, erreichte ansteigendes Gelände und arbeitete sich hangaufwärts.
    Dieser Teil der Insel war mit urwaldartig wuchernder Vegetation bedeckt, und er brauchte lange – fast zwei Stunden –, bis er auf der baumarmen Kuppe des Hügels stand. Von hier hatte er einen guten Blick über die Hauptmasse der Insel – oder wenigstens ihres nördlichen Teils; im Süden versperrten die waldigen Flanken eines höheren Rückens die Sicht. Er wanderte über einen sich absenkenden breiten Gratrücken weiter und setzte seinen Aufstieg fort. Auf den Höhen war die Sicht besser und der Wald lichter, und er kam nun schnell voran und erreichte nach einer knappen Stunde den ziemlich kahlen Gipfel des zentralen Bergrückens, etwa fünfhundert Meter über dem Meer. Die Insel erstreckte sich als ein unregelmäßiges Oval zu seinen Füßen, dunkel im Kontrast zum stärker reflektierenden Meer, gesäumt vom weißen Rand der Brandung. Und nun sah er, wofür er diesen Aufstieg gemacht hatte. Weniger als fünf Kilometer entfernt unterbrach eine kleine Bucht die sonst ungeschützte Küstenlinie und bildete den einzigen natürlichen Hafen der Insel. Und im inneren Bogen dieser Bucht war ein kleines Gesprengsel winzig flimmernder Lichter, offenbar die einzige Siedlung auf der Insel.
    Zur gleichen Zeit sah er etwas

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