Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
Vom Netzwerk:
den Raum begleitet hatte. Auch Pao Gallot sah den Mann an.
    »Haben Sie ihn durchsucht?« fragte der Leiter des Energieprojekts.
    »Nein, Sir. Er ist einer der Kosmonauten …«
    »Durchsuchen Sie ihn jetzt«, sagte Forebringer. Der Mann kam auf Rafe zu und tastete seine Kleider ab. Hinter ihnen wurde an die Tür geklopft. Lee ging hin und öffnete, kam mit der Aktentasche zurück.
    »Er ist in Ordnung«, sagte der Sicherheitsbeamte.
    »Dies ist auch in Ordnung«, sagte Lee.
    »Dann geben Sie ihm die Tasche zurück«, sagte Pao Gallot. »Und warten Sie beide draußen.«
    Lee und der Mann gehorchten. Als sie die Tür schlossen, trat Rafe zu den beiden Männern am Kamin und nahm einen Stuhl.
    »Wir haben Sie nicht eingeladen, sich zu setzen, Harald«, sagte Forebringer. »Sie wissen, daß Sie wegen Ihres Erscheinens hier mit Ihrer Festnahme rechnen müssen. Mit Ausnahme von Martin Pu-Li ist keiner von Ihnen berechtigt, zur Erde zurückzukehren.«
    »Wo ist Martin?« fragte Gallot.
    »Auf dem Mond«, sagte Rafe.
    »Er hat Sie geschickt?«
    »Nein«, sagte Rafe. »Ich sperrte ihn ein und kam an seiner Stelle.«
    »Und die Fähre brachte Sie ohne Erlaubnis zur Erde?« fragte Forebringer.
    »Ich ließ die Besatzung in dem Glauben, ich sei der Überbringer einer wichtigen Nachricht«, sagte Rafe. »Eines entscheidenden Durchbruchs, einer Lösung des Problems, das unser Projekt seit drei Jahren daran hindert, einen ersten Sternenflug zu machen. Ich ließ sie denken, es gäbe geheime Gründe dafür, daß ich statt Martin die Nachricht überbringe.«
    »Es gibt keine solche Lösung, nicht wahr?« fragte Pao Gallot.
    »Nein«, sagte Rafe.
    »Ich sehe.« Pao Gallot schwieg einen Moment. »Dann sollten Sie uns jetzt erklären, warum Sie hier sind.«
    »Wegen Abner Carmody Leesin«, sagte Rafe. »Er ist ein Biophysiker, den ich vor drei Jahren für die Arbeit am Projekt empfahl, aber ein Prüfungsausschuß entschied gegen ihn. Ich wollte ihn gestern anrufen und konnte ihn nicht sprechen. Man sagte mir, er sei vor acht Tagen verschwunden.«
    Er blickte von einem zum anderen.
    »Und nun?« fragte Forebringer nach einer Weile. »Was ist mit diesem Leesing?«
    »Diese Frage stellte ich Martin, bevor ich ihn einsperrte und seinen Platz in der Fähre einnahm«, sagte Rafe. »Er behauptete, er wisse nichts über Leesings Verschwinden.«
    Forebringer blickte zu Gallot. Gallot hob seine schwarzen Brauen und blickte zurück.
    »Sollen wir es vielleicht wissen?« fragte Forebringer. »Ist es das?«
    »Einer von Ihnen – oder Martin«, sagte Rafe. »Vielleicht Sie alle.«
    »Was zum Teufel denken Sie?« fragte Forebringer ärgerlich. »Bilden Sie sich etwa ein, wir hätten Zeit, jeder vermißten Person auf der Erde nachzuspüren? Wir haben eine Welt zu lenken.«
    »Eine Welt zu begraben«, sagte Rafe leise.
    Hoch im Schornstein seufzte ein Wind, und ein leichter Luftzug kam aus dem offenen Kamin und brachte den Geruch von altem verkohltem Holz und Asche.
    »Was soll das heißen?« fragte Pao Gallot.
    »Sie wissen es«, erwiderte Rafe. »Dachten Sie, Sie könnten ein paar von den besten Gehirnen der Generation zum Mond abschieben, wo sie nichts zu tun haben als nachzudenken? Wir sind dort oben über alle Vorgänge ziemlich gut im Bilde. Seit drei Jahren ist das Projekt ›Ferner Stern‹ an dem Problem der Nervenschäden während des Kältetiefschlafs hängengeblieben. Und ohne Kältetiefschlaf wäre es sinnlos, ein Schiff auch nur bis Alpha Centauri zu schicken. Unterdessen stirbt die Erde.«
    »Stirbt?« sagte Pao Gallot. »Niemand muß heutzutage Hunger leiden. Niemand. Und die Energiegewinnung aus dem Erdinnern versetzt uns in die Lage, alle Welt mit billigem Strom zu versorgen, nicht zuletzt die Nahrungsmittelfabriken. Wir können tausend Jahre aushalten – gar nicht zu reden von den paar Jahren, die Sie vielleicht noch brauchen werden, um das kleine Gefrierproblem zu lösen.«
    »Der Mensch lebt nicht vom Brot allein«, sagte Rafe. »Diese Frau, die mich herbrachte, ist bereits halbtot. Und genauso sieht es mit den meisten anderen aus. Aber das ist es nicht, was mich am meisten beunruhigt. Die Erde liegt im Sterben, und Sie lassen sie vorsätzlich sterben.«
    Gallot grunzte.
    »Sie sind psychotisch«, sagte Forebringer zwischen schmalen Lippen.
    »Das sagte Martin auch zu mir«, antwortete Rafe. »Und als er es sagte, wußte er genau, daß es sich nicht so verhielt. Auch Sie wissen, daß es nicht wahr ist. Wenn überhaupt jemand weiß,

Weitere Kostenlose Bücher