Geschöpfe der Nacht
daß die Welt stirbt, dann sind Sie es. Und aus irgendeinem Grund, selbst wenn Sie den Prozeß nicht aktiv fördern, lassen Sie es geschehen, statt gegen die Dinge anzukämpfen. Warum? Wen oder was fürchten Sie?«
»Gott im Himmel!« sagte Forebringer zu Gallot. »Warum hören wir uns das an?«
»Einen Moment«, sagte Pao und hob seine Hand. »Worauf wollen Sie eigentlich hinaus, Harald?«
»Ich habe es Ihnen gesagt. Ich möchte wissen, wo Ab Leesing ist, und wer ihn entführt hat.«
»Aber nicht, warum?«
»Ich weiß, warum«, sagte Rafe. »Ich glaube, Sie wissen es auch. Ab Leesings Arbeit muß ihn zu etwas geführt haben, das dem Projekt aus der Sackgasse helfen würde. Seine Entführung ist also ein Schritt weiter. Man gibt sich nicht bloß damit zufrieden, die Erde sterben zu lassen, sondern man unternimmt Schritte, um den Prozeß zu fördern. Wer von Ihnen hat an seinem Verschwinden aktiv oder passiv mitgewirkt?«
»Ich nicht«, sagte Gallot. »Ich habe keine Zeit für etwas anderes als die Energieerzeugung und die Nahrungsmittelfabriken. Und meine Arbeit wächst mir so schon über den Kopf.« Er blickte zu Forebringer. »Bill?«
Forebringers weißes Gesicht begann rötlich anzulaufen. »Ich habe es nicht nötig, solche Fragen einer Antwort zu würdigen«, grollte er.
»Sie sagen auch nein«, sagte Rafe. »Und einer oder beide von Ihnen lügen.« Er betrachtete sie. Beide Männer bewegten sich unruhig. Forebringer legte seine Hände auf die gepolsterten Armlehnen, als wolle er aufstehen.
»Ich sehe«, sagte Rafe. »Sie möchten dieses Gespräch beenden. Aber lassen Sie sich vorher noch etwas zeigen. Könnten Sie einen von Ihren Leuten an der Tür hereinkommen lassen, so daß ich Ihnen etwas demonstrieren kann?«
»Was wollen Sie demonstrieren?« fragte Forebringer.
»Lassen Sie es sich zeigen, bevor ich mit Erklärungen anfange«, antwortete Rafe.
Sie zögerten.
»Haben Sie die Absicht, ihn zu verletzen?« fragte Gallot.
»Spielt das eine Rolle?«
»Warten Sie, Harald«, fing Gallot an. »Ich sehe nicht ein …«
»Schon gut«, unterbrach Forebringer. Er drückte einen Knopf im Sockel eines Telefons, das auf einem Rauchtisch neben ihm stand, dann nahm er den Hörer ab.
»Schicken Sie Jim herein«, sagte er.
Hinter Rafe wurde die Tür geöffnet. Rafe stand auf und ging dem Geheimdienstmann entgegen. Als der Mann die Tür hinter sich geschlossen hatte, war Rafe bei ihm und nahm ihn beim Arm. »Kommen Sie«, sagte er. »Wir brauchen Sie hier …«
Dann stieß er dem Mann die steifen Finger seiner freien Hand unter das Brustbein. Der andere klappte zusammen. Rafe faßte ihn schnell und hielt ihn aufrecht. Seine Rechte glitt unter die Jacke des Geheimpolizisten und zog eine flache Pistole aus dem Achselhalfter. Er steckte sie in die Hosentasche und schleppte den anderen zu dem Stuhl, wo er selbst gesessen hatte. Dort lud er den Bewußtlosen ab.
»Was ist das?« keuchte Pao Gallot. Er und Forebringer waren aufgesprungen. Sie starrten entgeistert.
»Sie haben es nicht gesehen?« fragte Rafe. Er richtete sich auf und bedrohte die beiden mit der Pistole. »Setzen Sie sich wieder hin.«
Sie stierten die Waffe an und gehorchten.
»Gut«, sagte Rafe. »Wie Sie gesehen haben, sind meine Reflexe ziemlich schnell. Ich kann die Pistole in die Tasche stecken und diesen Mann fesseln – und werde trotzdem schnell genug sein, Sie beide zu erschießen, sollten Sie Ihre Sessel verlassen oder irgendwelche Geräusche machen. Haben Sie mich verstanden?«
»Mr. Harald …«, begann Gallot in beschwörendem Ton.
»Keine Geräusche. Keine Gespräche«, sagte Rafe. Pao Gallot schloß seinen Mund. Rafe steckte die Pistole in seinen Hosenbund. Er knüpfte dem Geheimpolizisten die Krawatte auf und knebelte ihn damit. Dann zog er die schlaffe Gestalt auf den Boden und fesselte Hände und Füße auf den Rücken. Als er mit seiner Arbeit zufrieden war, schleifte er den Mann hinter ein Sofa, wo man ihn nicht leicht sehen konnte.
»Nun«, sagte er, zu Gallot und Forebringer zurückkehrend, »werden wir gemeinsam dieses Haus verlassen. Wir werden die Limousine nehmen, die mich gebracht hat. Sagen Sie denen draußen, daß keiner diesen Raum betreten darf, bis anderslautende Befehle eintreffen. Wir werden Lee mitnehmen, damit sie die Limousine für uns fährt – niemand sonst. Haben Sie mich verstanden?« Sie nickten. »Also vorwärts. Sie gehen vor mir aus der Tür. Denken Sie sich selbst aus, was Sie zu sagen haben, und
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