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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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bewegen mußte. Einer der beiden Pilotensitze war leer. Im anderen saß ein massiger, hakennasiger Mann mit ergrauten Haarstoppeln auf dem runden Schädel. Er trug blaue Kapitänsuniform. Als Rafe eintrat, drehte er sich mit seinem Sitz herum.
    »Rafe!« sagte er und lächelte. »Was ist das? Willst du die Reise mit uns machen?«
    »So ist es«, sagte Rafe. Er legte eine Hand an die offene Tür und wollte sie hinter sich schließen, konnte sie aber nicht bewegen. »Wie macht man dieses Ding zu?«
    Charlie Purcell langte hinter sich und drückte auf einen Knopf. Die Tür schloß sich selbsttätig.
    »Was ist los?« fragte Charlie mit einem aufmerksamen Blick in Rafes Augen. »Was Besonderes?«
    »Ja«, sagte Rafe. »Ist deine Sprechanlage ausgeschaltet? Gut. Ich habe hier ein spezielles Paket.« Er hob die Aktentasche.
    Charlies Gesicht erhellte sich plötzlich. Sein Blick ruhte erwartungsvoll auf der Aktentasche, kehrte dann zu Rafe zurück.
    »Ein Durchbruch?« fragte er. »Haben sie endlich das Gefrierfleischproblem gelöst?«
    Rafe schüttelte den Kopf.
    »Ich kann es dir nicht sagen«, antwortete er. »Aber ich bringe das Zeug anstelle von Martin hinunter – aus guten Gründen. Er wird diesmal nicht mitreisen.«
    »Aber warum?« Charlie starrte.
    »Auch das kann ich dir leider nicht sagen«, sagte Rafe. »Es gibt Gründe, diese Sache abweichend vom üblichen Schema anzufassen. Es gibt keinen Befehl für mich, die Reise zu machen. Nichts. Martin sitzt in der Gerätekammer der Turnhalle – mit einer Sitzgelegenheit, Essen und Trinken und Mary Vail als Wache. Nur Mary, du und ich wissen davon.«
    »Gott im Himmel!« sagte Charlie, und etwas von der erwartungsvollen Heiterkeit wich aus seinen Zügen. »Aber was soll ich meiner Besatzung erzählen?«
    »Sag ihnen einfach, Martin habe mich als Stellvertreter geschickt. Die Gründe gehen sie nichts an.« Er lächelte und veranlaßte Charlie, das Lächeln zu erwidern. Wenige Leute konnten ihm widerstehen, wenn er lächelte. Charlie grinste jetzt verständnisinnig zurück. »Natürlich können wir sie nicht daran hindern, Mutmaßungen anzustellen«, fuhr Rafe fort. »Aber sag ihnen, sie sollen nach der Landung auf der Erde nicht herumplappern.«
    »Keine Sorge!« Charlie schwang seinen Sitz in Fahrtrichtung und verriegelte ihn. »Auf meine Leute kann ich mich verlassen.«
    Er begann in die Bordsprechanlage zu reden. Rafe kehrte um und trug die Aktentasche in den Gang zurück, öffnete eine Tür und betrat das Passagierabteil, einen kleinen Raum mit mehreren Reihen hartgepolsterter Sessel. Er wählte einen und schnallte sich an.
    Sekunden später glühte eine Warnlampe auf, es gab eine leichte Erschütterung, und die Beschleunigung preßte ihn in den Sessel zurück. Die Fähre hatte den Mond verlassen.
    Rafe öffnete die Aktentasche und durchsuchte den Inhalt, doch konnte er nichts Wichtiges finden. Er schloß sie wieder und machte es sich so bequem wie möglich. Schon als Junge hatte er sich beigebracht, unter allen Bedingungen zu schlafen, wenn die Gelegenheit sich bot. Auch jetzt schloß er seine Augen und schlief nach wenigen Minuten ein.
    Er erwachte von einer Berührung seiner Schulter.
    »Wir sind unten, Rafe«, sagte Peer Wallaces Stimme. Rafe zog den Vorhang vom dick verglasten Fenster zurück und blinzelte in das gelbliche, strahlend helle Licht eines frühen Nachmittags auf der Erdoberfläche. »Wir sind auf Armstrong Field, Oregon, gelandet. Draußen warten Leute auf dich – das heißt, auf unseren Projektleiter.«
    Rafe nickte, gähnte, reckte sich und stand auf. Er folgte Peer aus der Fähre, etwas unbeholfen und steif nach fünf Stunden Schlaf in sitzender Haltung.
     
    Vor der Luftschleuse war eine zwölf Meter hohe Teleskopleiter, die zum Erdboden hinabführte. Am Fuß der Leiter stand eine schwarze, zweirädrige Limousine. Hinter dem Steuerknüppel saß ein Fahrer, und die Tür zum Fond stand offen. Bei dieser Tür warteten ein Geheimdienstmann und eine schlanke blonde Frau Anfang der Dreißig.
    Rafe stieg zu ihnen hinunter, und die Frau trat ihm am Fuß der Treppe entgegen. Auf ihrer Stirn standen zwei steile Falten.
    »Was hat das zu bedeuten?« sagte sie. »Mr. Pu-Li sagte nichts davon, daß einer der Kosmonauten ihn vertreten würde.«
    »Genau«, antwortete Rafe. »Es hätte die Sache nur kompliziert, wenn die Leute verständigt worden wären.« Er lächelte sie an, aber sie war eine von denen, die ihm widerstehen konnten. Ihr Gesicht blieb

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