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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Forebringer. »Wir könnten die Stationen nicht mal für eine einzige Nacht ausschalten! Schon jetzt haben wir Mühe, den Kalorienbedarf der Bevölkerung hinlänglich zu befriedigen. Der Ausfall eine Wochenproduktion unserer Lebensmittelfabriken würde uns so weit zurückwerfen, daß es eine Hungersnot geben würde, bevor wir den Verlust wieder hereinbringen könnten!«
    »Wie können Sie dessen so sicher sein?« sagte Rafe.
    »Weil er recht hat«, sagte Pao Gallot. »Vielleicht glauben Sie es mir. Schließlich ist es meine Aufgabe, die Weltbevölkerung zu füttern.«
    »Außerdem könnten wir die Fabriken nicht mal dann für eine Woche schließen, wenn die Versorgung einigermaßen gesichert wäre«, sagte Forebringer. »Sobald sich herumsprechen würde, daß die Lebensmittelfabriken nicht produzieren, hätten wir eine Revolution am Hals …«
    Die letzten Worte kamen verlangsamt und gingen in einem Gähnen unter. Forebringers Augenlider zuckten, klappten herunter. Sein Gesicht erschlaffte. Pao Gallot, eben noch besorgt und erregt, war bereits eingeschlafen, und sein rundes Gesicht ruhte friedlich auf seinem Doppelkinn.
    Das Innere der Maschine verschwamm vor Rafes Augen. Offensichtlich waren sie im Sendebereich einer Kraftstation, die soeben den Nachtbetrieb eingeschaltet hatte, so plötzlich hatte die Wirkung eingesetzt. Instinktiv spannte sich Rafe gegen den überwältigenden Impuls, seinem Schlafbedürfnis nachzugeben.
    Dann zwang er sich zur Entspannung.
    Nicht dagegen ankämpfen, sagte er sich. Nicht kämpfen. Mitgleiten … ganz sacht … locker bleiben …
    Das »Gleiten« war nur ein bildlicher Ausdruck. Es kam darauf an, zu wissen, was bekämpft werden konnte und was nicht. Er konnte die Energieausstrahlung, die jetzt die Luft um ihn erfüllte, nicht daran hindern, der elektrischen Aktivität seines Gehirns ein charakteristisches – und einschläferndes – Muster von Alphawellen aufzuzwingen. Aber er konnte sich damit abfinden und ein Arrangement mit dem Rest seines Körpers suchen, der dem Einschläferungseffekt nicht unterlag. Es war der gleiche Effekt, der unter die Augen der Frau namens Lee Ringe gemalt und ihrem Gesicht einen Zug von Hoffnungslosigkeit aufgeprägt hatte. Es war der gleiche Effekt, der den größten Teil der Weltbevölkerung während der Nachtstunden lähmte – ausgenommen die »Schlafwandler« mit ihrer natürlichen Immunität, bestimmte Individuen mit Joga-Training und einige wenige andere, die ihre Gehirnströme bewußt kontrollieren konnten.
    Gleiten … mit den Impulsen gehen … Gut, und jetzt umdrehen, über den Strom … ihn ablenken … noch ein wenig …Jetzt!
    Rafe saß mit offenen Augen im Pilotensitz. Bis auf ein seltsames Gefühl, das in ihm summte und gespürt, aber nicht gehört wurde, war sein Befinden völlig normal. Aber dies war nur sein subjektives Urteil.
    Er hob seine linke Hand und beobachtete das Zifferblatt seiner Armbanduhr. Es sah aus wie immer, nur schien der Sekundenzeiger vier- oder fünfmal so schnell zu kreisen wie gewöhnlich, während der Minutenzeiger deutlich wahrnehmbar vorwärts kroch.
    Reflexe, dachte er und lachte beinahe, aber die erheiterte Reaktion drohte seine Anpassung an die Alphawellen der Radioenergie zunichte zu machen. Die Flugzeugkanzel verschwamm wieder vor seinen Augen, und die schwere Hand der Schläfrigkeit legte sich wie die Pranke eines Bären auf ihn und zog ihn nieder. Er lehnte sich zurück und versuchte den Rückfall zu neutralisieren.
    Vorsicht … langsam, sagte er sich. Die Uhr war nur ein Aspekt des Universums. Zeit war relativ. Die Energiewellen des Senders waren ein weiterer Aspekt, nicht mehr. Verzerrte Zeit blieb nichtsdestoweniger Zeit. Diese Dinge waren für ihn nur periphere Erscheinungen. Ich bin der Mittelpunkt meines Universums …
    Er erlangte die Kontrolle über sich selbst zurück. Wieder blickte er auf seine Uhr.
    Langsamer, sagte er zum Sekundenzeiger. Langsamer …
    Eine Weile marschierte der Zeiger weiter, als ob er den Befehl ignorierte. Dann schien er sich allmählich zu verlangsamen, während Rafe ihn beobachtete. Langsamer … langsamer … Schließlich blieb seine Geschwindigkeit konstant, noch immer schneller als normal, aber gut genug.
    Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Maschine.
    Das Flugzeug kreiste über der lichterfunkelnden Stadt und hatte deutlich an Höhe verloren. Das automatische Leitsystem des Flughafens war offensichtlich im Begriff, die Landung einzuleiten. Noch ein

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