Gesetz der Lust
hätte. Er spielte seine Rolle vorzüglich.
Das Essen lag ihr wie ein Stein im Magen. Die Männer schienen gar nicht zu bemerken, dass Victoria schweigend der Unterhaltung lauschte. Erleichtert atmete sie auf, als die letzten Gerichte abgeräumt wurden und Ragno vorschlug, den Brandy im Salon zu nehmen.
Marc kam um den Tisch herum und nahm ihren Arm, als sie das Esszimmer verließen. Auf dem Marmorfußboden klapperten ihre hohen Absätze laut. Tory war dankbar dafür, dass Marc sie hielt, denn ihre Knie waren weich, und ihr Herz schlug heftig.
“Wie um alles in der Welt konntest du nur ein solches Kleid … um Himmels willen, leg das Haar über deine Brust!”, murmelte Marc zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, während er sie zu dem Sofa führte. “Und lächle, verdammt.”
Es gelang Tory zu lächeln, sie legte ihr Haar so, dass es ihr in den Schoß fiel. Marc setzte sich neben sie und lehnte sich zurück, als gebe es für ihn keine Sorgen. Tory fühlte, wie ihr der Schweiß ausbrach.
Die beiden anderen Männer setzten sich auf das Sofa ihnen gegenüber, Ragno deutete auf das schon etwas angelaufene silberne Kaffeeservice. “Würden Sie bitte eingießen, Miss Jones?”
Tory beugte sich vor, sie zuckte zusammen, als sie Marcs Hand in ihrem Haar fühlte. Erschrocken bemerkte sie, dass er ihr das Haar aus dem Gesicht strich.
“Sie haben wundervolles Haar, Miss Jones. Es wäre schade, wenn es in die Kaffeetasse geraten würde.” Während ihre Blicke einander trafen, war es für Sekunden so, als wären sie die einzigen Menschen in diesem Raum.
Marc spürte dieses wohlbekannte Gefühl der Wärme, als er sie berührte. Es war ein großes Risiko, aber seit sie ins Zimmer gekommen war, hatte er an nichts anderes denken können.
Tory vermied es, ihn anzusehen, als sie ihm die Tasse reichte. Sie war blass. Die Schwellung an ihrem Kinn färbte sich blau und war trotz des Make-ups deutlich zu sehen. Marc schwor sich, den Schuft umzubringen, der sie geschlagen hatte.
Sie war unglaublich schön in diesem eng anliegenden grünen Kleid. Ihr Haar glänzte und fiel in dichten Locken über ihren Rücken. Wie hatte er jemals glauben können, dass sie eine ganz gewöhnliche Frau war?
Er fühlte Hoags Blicke und zuckte mit den Schultern, als wolle er sagen, ich finde sie attraktiv, warum nicht?
Er wusste, dass er ein gefährliches Spiel spielte, doch er musste Lynx hier herausholen. Torys Bruder würde ihm wahrscheinlich mit ein paar gebrochenen Rippen keine große Hilfe sein, doch das Wichtigste war, die beiden hier herauszuholen.
Er betrachtete die beiden Männer und ließ sich alles, was er über sie wusste, noch einmal durch den Kopf gehen. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Victoria immer tiefer in die Kissen sank. Doch dann setzte sie sich mit einem Ruck wieder auf, stellte die Tasse auf den Tisch und reckte sich. Marc hätte beinahe aufgelacht, als sie trotzig das Kinn hob.
Sie musste schrecklich müde sein. Schon seit der Morgendämmerung waren sie unterwegs, und sie hatte kaum etwas gegessen. Dafür hält sie sich erstaunlich gut, dachte er voller Stolz.
“Es scheint, dass Miss Jones beinahe einschläft”, meinte er, zu den beiden anderen gewandt, dann stand er auf und streckte ihr seine Hand hin. “Erlauben Sie, dass ich Sie zu Ihrem Zimmer bringe, meine Liebe?”
Tory klammerte sich an seine Hand, als sei es ein Rettungsring. “Danke … ich habe Kopfschmerzen.”
“Oh, lassen Sie nur, Giorgio wird sie nach oben bringen, Sir Ian, Sie brauchen sich nicht zu bemühen”, unterbrach Ragno die beiden und schnippte mit den Fingern.
Marc wartete, bis Giorgio kam. Dann lächelte er Tory noch einmal zu und setzte sich wieder.
“Eine wunderschöne Frau”, sagte Marc, als sich die Tür hinter Tory geschlossen hatte.
Ragno blickte zu Hoag und dann zurück zu Marc. “Mir scheint, die Anziehungskraft beruht auf Gegenseitigkeit.”
“Finden Sie wirklich, alter Junge? Wie interessant.” Marc zog belustigt eine Augenbraue hoch. “Ich denke, ich werde nach oben gehen und nach Miss Jones sehen … mich um ihre Kopfschmerzen kümmern.”
Ragnos Blick wurde kalt. “Ich würde mich an Ihrer Stelle nicht zu sehr darauf verlassen, dass ich auch willkommen wäre, Sir Ian. Trotz ihres Kleides heute Abend gibt Miss Jones mir nicht den Eindruck, dass sie eine Frau ist, die ihre Gunst einem Mann schenkt, den sie gerade erst kennengelernt hat.” Er sah zu Hoag. “Wir könnten Sir Ian vielleicht eine junge Dame
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