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Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Titel: Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Simmons
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genauso. Ich wollte Rebecca holen und von hier verschwinden, aber wir waren nicht darauf vorbereitet. Tucker hatte uns einige Informationen über das Gebäude und die Platzierung der Wachen geliefert, aber für dieses Gebiet war Chicago zuständig. Wir konnten hier nicht einfach eindringen, ohne uns formell vorzustellen; Wallace hätte das als schlechtes Benehmen bezeichnet. Und wenn diese Leute wirklich so ruppig waren, wie Marco und Polo behauptet hatten, dann sollten wir sie besser nicht auf dem falschen Fuß erwischen.
    »Wo ist er?«, fragte ich hektisch. »Wo sind sie ?«, korrigierte ich mich dann.
    Sean deutete zur Ecke, wo Tucker an der Außenmauer des Parkhauses lehnte und mit dem Kinn auf der Brust im Dreck schlief. Der Himmel sah bedrohlich aus; Regen zog auf.
    »Chase«, drängelte ich.
    »Entspann dich. Er hält Wache. Hinter diesem Hügel.« Sean deutete auf einen Felshaufen auf der anderen Seite des Gebäudes. »Er hat mich gebeten, solange ein Auge auf dich zu haben. Ich habe ihm gesagt, ich übernehme die erste Schicht, aber du kennst ihn ja …«
    Allerdings tat ich das. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, konnte ihn niemand davon abbringen. Aber ich spürte, dass etwas nicht stimmte; anderenfalls hätte er sich nicht so weit von Tucker entfernt.
    Ich ging in die Richtung, in die Sean gezeigt hatte. Unterwegs fielen mir all die Betonbruchstücke auf, die uns die Sicht versperrten. Das waren regelrechte Mauern voller Wasserflecken und Anti- MM -Graffiti. Überall auf dem Boden lagen Glasscherben herum. Hunderte von Augen könnten uns hier beobachten, und wir würden nichts davon merken; es gab einfach zu viele Stellen, an denen sich jemand verstecken konnte.
    »Chase?«, rief ich verhalten. Zwar wusste ich, dass diese Umgebung allein meine Stimme dämpfen musste, doch auf diesem fremden Territorium wollte ich nicht lauter sprechen. Mein Puls wurde schneller, als ich ihn nach der ersten Biegung nicht sehen konnte. Hohes Gras überwucherte hier den unebenen Weg und verschluckte meine Schritte.
    Ich hielt den Atem an und lauschte auf jedes Geräusch, das mich zu ihm führen könnte.
    Keuchen, zehn Meter entfernt. Mein Herz krampfte sich zusammen, und ich stürzte Hals über Kopf durch das Grün auf die Laute zu. Ich fand ihn allein und röchelnd auf dem Boden kauernd vor, einen Arm um den Leib geschlungen, als wäre auf ihn geschossen worden.
    »Chase!«
    Ich rannte zu ihm. Er hörte mich und ruckte hoch, aber nur ein Stück weit. Dann winkte er mir zu, zurückzubleiben.
    »Geh zurück zum Wagen«, befahl er.
    Ich hielt inne, zog instinktiv den Kopf ein und musterte die Umgebung. Ich glaubte die Gefahr in der elektrisch aufgeladenen Luft förmlich zu riechen.
    »Geh zurück zum Wagen!«, wiederholte er energischer.
    Ängstlich sah ich mich weiter um, konnte aber nichts entdecken. Ich lauschte, aber nur der Wind im Gras überlagerte meinen Herzschlag. Da waren nur wir beide. Wir waren allein.
    »Ich … ich verstehe das nicht.«
    »Bitte« , flehte er und fiel wieder auf Hände und Knie, wölbte dann den Rücken hoch wie ein sterbendes Tier, und da begriff ich endlich. Die einzige Gefahr hier war er selbst.
    Die Furcht in seiner Stimme war so deutlich, sie erschütterte mich zutiefst. Sonst war er immer so stark, nun aber nicht. Nun brach er einfach zusammen. Wie Wallace auf dem Dach des brennenden Gebäudes stieß nun auch er mich fort.
    Aber ich würde nicht gehen.
    Vorsichtig näherte ich mich, und jeder fieberhafte Atemzug aus seiner Kehle traf mich wie ein Fausthieb.
    Seine Qual schmerzte mich in einer Weise, wie ich es noch nie erlebt hatte. Das war schlimmer als meine eigene Qual. Meine Kraft ließ nach, und bald kam ich mir vollends hilflos vor.
    Ich stellte mir vor, wie er sich im Wagen verhalten haben musste, während ich auf dem Beifahrersitz geschlafen hatte; vollkommen ruhig und gefasst musste er die Panik, die in ihm wütete, verborgen haben, solange ich weg war. Die Gedanken, die er gehegt haben musste, während ich geschwiegen hatte. Meine Mutter, ermordet vor seinen Augen. Die Jagd nach mir, die ihn erst in die Arrestzelle und später in das Feuer im Wayland Inn geführt hatte. Ein ums andere Mal waren wir um Haaresbreite davongekommen, und schließlich hatte alles in der vergeblichen Hoffnung gegipfelt, es könnte doch alles wieder gut werden.
    Chase hatte bis zum Treffpunkt durchgehalten, war leise in seine Zivilkleidung geschlüpft, um mich nicht zu wecken, und

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