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Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Titel: Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Simmons
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genau, was er meinte.
    Gedämpftes Geflüster erregte unsere Aufmerksamkeit, und schon schlug mir das Herz wieder bis zum Hals. Chase’ Hand lag sofort in seinem Rücken, dort, wo die Waffe steckte, die Polo ihm gegeben hatte, aber er zog sie nicht.
    Tucker zuckte hinter einem Betonbrocken zu unserer Linken hervor. »Ihr macht mir Angst.« Er trug noch dieselbe Jeans und dasselbe verschwitzte Thermohemd wie zuvor, doch nun fiel mir ein kupferbrauner Streifen auf der linken Seite auf. War das sein Blut oder Caras?
    »Mit wem hast du geredet?«, wollte ich wissen.
    »Mit niemandem«, entgegnete er. »Ich war auf der Suche nach euch.«
    »Wo ist Sean?« Chase gab sich keine Mühe, den anklagenden Ton in seiner Stimme zu unterdrücken.
    »Hält Wache«, antwortete Tucker. »Aber er ist von seiner Runde nicht zurückgekommen. Ich dachte, er wäre vielleicht auf der Suche nach euch.«
    Meine Schultern spannten sich, und ich sah mich um, als müsse Sean auch plötzlich auftauchen, aber da war keine Spur von ihm. Irgendwo nahe dem Herzen der alten Stadt fing es in den Wolken an zu grollen.
    »Und da hast du dir gedacht, es wäre eine gute Idee, deinen Posten auch gleich zu verlassen, was?«, giftete Chase.
    Tucker ließ sich nicht einschüchtern. »Falls du es nicht bemerkt hast, wir sind nicht mehr beim FBR , Jennings. Hier draußen kämpft jeder für sich.«
    »Das stimmt nicht«, sagte ich rundheraus. »Kommt, suchen wir ihn.«
    Chase hielt mich fest und nickte Tucker zu, als wollte er sagen: Nach dir . Tucker zögerte nur einen Moment, ehe er kehrtmachte und forschen Schritts zurück zum Parkhaus ging. Während ich mich die ganze Zeit nach Sean umschaute, ließ Chase, der ständig an meiner Seite blieb, seinen alten Partner keine Sekunde aus den Augen.
    »Glaubst du, Tucker hat die Wahrheit gesagt?«, flüsterte ich Chase zu und tastete wieder einmal in meiner Tasche nach der Patrone. Ich wollte sie Chase zeigen, aber nicht, solange Tucker in der Nähe war.
    »Nein.«
    »Glaubst du, Cara ist wirklich tot?«
    Er nickte knapp.
    Ihren Tod stellte er also nicht infrage, wohl aber die Art, wie sie gestorben war. Ein Schauder erfasste mich. Tucker schien von den Ereignissen, die ihn zu meiner Tür geführt hatten, ehrlich erschüttert gewesen zu sein. Aber was, wenn er gelogen hatte? Was, wenn er uns gemeldet und Cara irgendwie ausgeliefert hatte? Und gleich danach Billy?
    Und jetzt war Sean, wo immer er war, bereit, sein Leben wegen Tuckers angeblicher Kontakte zu der MM aufs Spiel zu setzen. Wenn Chicago keine besseren Möglichkeiten zu bieten hatte – und ich hoffte wirklich, es würde welche geben –, dann würden Chase und ich das ebenfalls tun.
    Wir zogen ernsthaft in Erwägung, unser Wohl in die Hände der Person zu legen, der ich auf dieser Welt am wenigsten traute.
    Wir durchsuchten das Parkhaus und seine Umgebung und riefen, so laut wir es wagten, nach Sean. Je mehr Minuten dahinzogen, desto größer wurde meine Furcht, bis Tucker endlich eingestand, dass er Sean das letzte Mal in der Nähe des Flughafengebäudes gesehen hätte. Chase fluchte und ging dann in die angegebene Richtung. Als ich ihm umgehend folgte, spürte ich, dass Tucker mir an den Fersen klebte.
    Wir überquerten einen Streifen, der einmal eine Straße gewesen war, und umgingen einen größeren Haufen Bauschutt auf der linken Seite. Dort, gleich hinter der Biegung, das Gesicht von uns abgewandt, fanden wir ihn.
    »Sean!«, rief Chase. »Was machst du hier?«
    Sean erschrak. »Ich dachte, ich hätte jemanden gesehen. Da drüben, hinter …«
    Drei Männer in zerlumpter Kleidung tauchten zwischen den Asphalt- und Betondünen auf, gerade sechs Meter von uns entfernt. Zwei waren in den Dreißigern und hielten ihre Waffen auf eine beängstigend selbstsichere Art. Der dritte Mann war jünger und trug einen Baseballschläger auf der Schulter. Er sah ganz aus wie ein Typ, der jeden, der sich ihm in den Weg stellte, unangespitzt in den Boden rammte.
    Widerstand. Sie mussten zum Widerstand gehören. Aber falls sie dazugehörten, dann hatten Marco und Polo recht. Die sahen nicht freundlich aus.
    Chase baute sich demonstrativ vor mir auf.
    »Verirrt, Fremde?«, fragte der vorderste der Männer, der mit einem Gewehr bewaffnet war. Er sprach mit einem spröden großstädtischen Akzent, hatte wirres, dunkles Haar und eine leicht gebückte Haltung, mit der er seine enorme Größe zu verbergen suchte.
    »Das glaube ich nicht«, entgegnete Chase.
    Mein Herz

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