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Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Titel: Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Simmons
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das Lächeln, und ich bestaunte die Ähnlichkeit unserer Münder. Das gefiel mir.
    »Ich habe dich vermisst«, sagte ich.
    Sie war so warm, doch als ich versuchte, mich an sie zu kuscheln, bohrte sich ein Stein in meinen Brustkorb. Was hatte der hier zu suchen? Gerade eben war der Untergrund noch weich gewesen. Ich ließ ihre Hand los, um den Stein zu entfernen, aber obwohl ich die harten Kanten spüren konnte, konnte ich ihn nicht sehen. Ich konnte nicht einmal meine Hand sehen. Alles, was ich sehen konnte, war sie.
    Mein Kopf fing an zu pulsieren, und das Pulsieren steigerte sich zu einem Hämmern am Halsansatz, das sich in Wogen hinter meine Augen ergoss. Etwas war in meiner Hand. Ein flaches, rundes Stück Metall. Es war feucht, und meine Finger taten weh, weil ich es so fest umklammerte.
    »Ich wusste, er würde dich finden. Er war immer ein guter Junge. Der Sohn guter Menschen«, sagte sie.
    Ein scharfer Schmerz explodierte im vorderen Teil meines Hirns. Lichtstreifen erschienen vor meinen Augen und blendeten sie für Sekunden aus.
    Ich erinnerte mich. Ich erinnerte mich an alles. Sein schwarzes Haar, die schwieligen Hände. Seine dunklen Augen, die mich ständig beobachteten.
    Bitte, sei nicht tot. Bitte.
    »Mom, ist er … ?« Ich konnte es nicht laut aussprechen.
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie und legte milde die Stirn in Falten.
    Dieses Stückchen Mimik reichte. Ich war zerrissen. Sauber in zwei Hälften zerlegt. Ich musste herausfinden, ob er tot war, ob er bei uns sein konnte, doch ich konnte sie nicht verlassen. Nicht für eine Sekunde. Nie wieder würde ich sie aus meinen Augen lassen.
    »Ember, Liebling «, tröstete sie mich und zog mich an sich. Aber sie war nicht warm und weich, sie war kalt, und das Licht in ihr verblasste. Als ich nach ihr greifen wollte, war sie nicht mehr da. Meine Finger trafen auf etwas Hartes und Flaches über mir. Splitter bohrten sich in meine Nagelbetten.
    »Nein, warte …« , schluchzte ich. »Mom. Bitte. Bleib.«
    »Du kannst uns nicht beide haben«, erklärte sie mir mit blassem Gesicht. »Aber das ist in Ordnung. Und weißt du, warum?«
    Ich schnappte nach Luft. Schmerz raste von meinem linken Handgelenk hinauf zum Ellbogen.
    »Es ist in Ordnung, weil ich beinahe achtzehn Jahre mit dir hatte. Die besten achtzehn Jahre meines Lebens.«
    »Mom …«
    »Pst. Hör jetzt zu. Ich muss dir ein paar Dinge sagen, die Mütter zu sagen haben.«
    Chase und ich saßen auf dem Heck des Trucks bei East End Auto. Er erzählte mir von seiner Mutter. Von der Geisterwelt. Er hatte recht. Er hatte immer recht.
    »Hör zu, das ist wichtig. Du musst mehr essen – du wirst zu dünn. Und mehr lächeln. Oh, und glaub niemandem, der dir erzählt, er zahlt es dir später zurück; das passiert niemals.«
    Der Schmerz in meinem Arm wütete wie ein Feuer im Knochen. Er peitschte durch meinen Körper bis zur Wirbelsäule, bis zu den Füßen und zu meinem Hinterkopf.
    »Und noch etwas«, sagte sie. »In meinem ganzen Leben habe ich nie irgendetwas so geliebt wie dich. Du warst es wert, für dich zu leben, Ember, und du warst es wert, für dich zu sterben.«
    Und dann war sie weg. Und wie sehr ich weinte, wie sehr ich ihr versicherte, dass ich sie auch liebte, sie anbettelte, nicht zu gehen, sie war einfach weg. Da waren nur noch Schwärze und Schutt und die Wände meiner stillen Gruft.
    Als ich wieder zu mir kam, erkannte ich schlagartig, dass ich allein war. Der Rest kehrte erst langsam zurück – die Tunnel, das Lager, dass ich unter den Tisch gekrochen war, um den Anhänger mit dem heiligen Michael zurückzuholen. Meine Mutter.
    Ich schrie um Hilfe, aber der Laut hallte von den Wänden meines Gefängnisses zurück, bis meine Ohren klingelten. Ich streckte die Hand hoch, fühlte die Unterseite eines flachen Bretts, etwa fünfundzwanzig Zentimeter über meinem Gesicht. Das Brett hing schief über mir und klemmte meine Schienbeine und Fußgelenke ein. In meiner linken Hand brannte ein sengender Schmerz, der meine tauben Finger zum Zucken brachte. Mit der rechten Hand und dem linken Ellbogen stemmte ich mich gegen die Barriere, so gut ich konnte. Sie rührte sich nicht.
    Ich saß in der Falle.
    Okay, dachte ich. Dann zwang ich mich zu atmen und es noch einmal zu versuchen. Aber das Brett gab nicht nach.
    Plötzlich befiel mich Panik. Ich verdrehte mich, warf meine Schulter gegen das Brett. Meine Knie krachten dagegen. Und meinen Schreien antwortete nur Stille.
    Niemand würde

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