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Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Titel: Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Simmons
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Die Beine waren an einem Ende abgebrochen: dort, wo meine Fußgelenke eingeklemmt worden waren. Ich schauderte; ich mochte gar nicht daran denken, was hätte passieren können, hätten die Beine am anderen Ende – die Beine zu beiden Seiten meines Kopfes – nachgegeben.
    Unsere Hälfte des Raums existierte noch, der größte Teil der gegenüberliegenden Wand jedoch war eingestürzt. Diese Seite des Lagers bestand nur noch aus einem Haufen Geröll, darunter einige Stücke, die größer waren als ich.
    Der Ausgang existierte nicht mehr.
    Ein Dutzend Leute waren in der Nähe und halfen Verwundeten oder schaufelten Schutt weg. Ich hörte Weinen. Stöhnen. Einen Schrei. Ich begriff nicht, warum sie nicht flüchteten.
    »Chase?«, fragte ich. Bitte, lass ihn am Leben sein.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
    Ich wirbelte herum und starrte direkt in das Gesicht des mandeläugigen Jungen aus dem Lager, der eine Feldflasche in der Hand hielt. Getrieben von einer Macht, die sich meiner Kontrolle entzog, entriss ich sie ihm.
    Ich wollte nur einen kleinen Schluck trinken, aber die Flüssigkeit besänftigte meine schmerzende Kehle, und ich konnte einfach nicht aufhören. Bald war die Flasche halb leer. Den Jungen schien es nicht zu kümmern, dass ich keuchte und spuckte oder dass die Hälfte des Wassers auf mein Hemd troff.
    Mit der gesunden Hand packte ich seine Schulter und zog mich an sein Ohr heran.
    »Chase Jennings«, flüsterte ich. »Er ist mit mir aus Knoxville gekommen.«
    Der Junge blinzelte.
    »In der letzten Stunde habe ich ihn nicht gesehen, aber er hat die Explosion überlebt.«
    Überlebt. Trotzdem wollte sich der Knoten in meinem Bauch nicht auflösen. Ich war über eine Stunde in diesem Loch gewesen. Wegen einer Explosion . Waren wir bombardiert worden?
    »Wo ist er?«, hauchte ich tonlos.
    »Krankenstation.« Er zeigte in die Richtung, in der der Flughafen lag.
    Immer noch unsicher auf den Beinen, schob ich mich an ihm vorbei. Halb ging, halb rannte ich durch den Schutt und stolperte dabei nur ein einziges Mal, war aber imstande, einen Sturz zu verhindern. Ich schaute in jedes Gesicht, sah aber kein rabenschwarzes Haar. Keine Wolfsaugen. Mein Kopf pochte, und das Licht der Handkurbellaternen und Taschenlampen zog sich kometenhaft durch mein Blickfeld.
    Der Haupttunnel war beinahe verlassen, doch dort, wo immer noch der Waggon mit den medizinischen Materialien stand, konnte ich Lichter sehen. Mein Blick landete auf einer stämmigen, muskulösen Gestalt: Truck .
    Blinzelnd bewegte ich mich auf die Lichter zu und steckte dabei das Medaillon des heiligen Michael, das mir das Leben gerettet hatte, in die Tasche.
    Truck hielt jemanden an den Hüften fest. Er hatte Mühe, den mit den Armen rudernden Mann unter Kontrolle zu halten. Etwas abseits erkannte ich Sean. Er sah so müde aus; seine Hände lagen auf den staubigen Hosenbeinen, und er schüttelte den Kopf.
    Und dann der Mann, mit dem Truck kämpfte. Chase.
    Truck zerrte ihn von den Trümmern fort: von dem Durchgang, in dem die Duschbeutel gehangen hatten und der nun unter einer Betonlawine verschüttet war.
    »Sie ist nicht dort!«, hörte ich Truck schreien.
    Chase wand sich und schlug ihm den Ellbogen seitlich an den Kopf.
    »Chase!«, brüllte Sean. Aber er sah nicht Chase an, sondern mich.
    Chase drehte sich um. Unsere Blicke trafen sich. Die Stimmen, das Knacken des Betons, alles verblasste einfach.
    Ich rannte auf ihn zu, schluchzend, humpelnd, das zertrümmerte Handgelenk an die Brust gedrückt. Er tat drei Schritte in meine Richtung, stolperte und fiel auf die Knie, als hätten seine Beine jegliche Kraft verloren.
    Zentimeter von ihm entfernt fiel auch ich. Blut bedeckte seine Wange. Schmutz und etwas, das aussah wie Öl, befleckte seine Kleidung und seine Haut. Schweiß grub zerklüftete Linien in den Staub auf seinem Kinn. Bis zu diesem Moment hatte ich keinen Gedanken daran verschwendet, wie ich aussehen mochte. Es war mir nicht sonderlich wichtig.
    Langsam reckte sich seine Hand meiner Wange entgegen. Seine Augen wirkten so tief und furchtsam, und seine aufgeplatzten Lippen waren leicht geöffnet. Ich sehnte mich nach der Berührung, wusste, sie würde mich wieder real machen, mich aus meiner Rolle als Mitspieler in meinem schrecklichen Wachtraum befreien. Aber er berührte mich nicht. Er konnte nicht. Als ich zur Seite blickte, sah ich, wie seine blutige Hand zitterte, ehe er sie herunternahm und an seiner Jeans abwischte.
    Beinahe

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