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Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Titel: Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Simmons
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Moment. Ohne das kleinste Zögern rannte er vom anderen Ende des Gangs auf mich zu. Als er näher war, sah ich die Sorgenfalten auf seiner Stirn. Dann prallte er gegen mich, packte meine Hand und zerrte mich hinter sich her.
    Der Weg war versperrt.
    Abrupt blieb er stehen, und ich glitt erneut aus und konnte mich gerade noch abfangen. Ein Soldat stand gerade drei Meter von uns entfernt vor der Tür. Beklemmung und Furcht spiegelten sich in seinem Gesicht, aber seine Waffe zeigte direkt auf Chase’ Brust. Ich musste gar nicht erst auf das goldene Namensschild sehen, um zu wissen, dass Harper darauf stand.
    Wie der Blitz hatte Chase seine Waffe gezogen und mich hinter sich geschubst.
    Nichts geschah. Niemand schoss.
    Mir war, als würde jeder Teil von mir Wurzeln durch meine Beine und meine Fersen in den schlüpfrigen Linoleumboden treiben. Ich war erstarrt. Versteinert. Es war wie in einem Albtraum, wenn man von einem Monster verfolgt wird und nicht von der Stelle kommt.
    »Ich weiß, wer ihr seid!«, kreischte Harper. »Jennings und Miller. Wir haben euren Fall in der Grundausbildung verfolgt. Legt die Waffen nieder und folgt mir.«
    Er war neu in dem Job; das hatte ich unten bereits angenommen. Wenn er unsere Geschichte während seiner Grundausbildung verfolgt hatte, dann konnte er erst in den letzten paar Wochen auf seinen Posten geschickt worden sein.
    Weitere plärrende Sirenen. Und noch mehr Kirchenmusik. Ich zwang meinen Körper, sich zu bewegen, irgendetwas zu tun, aber es war, als watete ich durch frischen Beton.
    »Wir gehen«, gab Chase zurück. »Du kannst uns gehen lassen. Du kannst uns zu dieser Tür hinauslassen. Niemand muss je davon erfahren.«
    Chase senkte die Waffe um ein paar Millimeter ab. Jeder Herzschlag fühlte sich an, als würde in meiner Brust etwas explodieren.
    Nein, Chase, dachte ich. Trau ihm nicht. Doch der Soldat, der mich aus der Reformschule gerettet hatte, diese kalte, zerrissene Seele, die den Tod allzu gut kennengelernt hatte, war nicht mehr da, und an seiner Stelle war Chase zurückgekehrt – mein Chase –, der Chase, der glaubte, dass Dinge sich ändern konnten.
    Die Hand des Soldaten zitterte merklich. Schweißtropfen bildeten sich an seinem Haaransatz und rannen hinab zu seinem Kinn. Ich sah seinen Adamsapfel hüpfen, als er zu schlucken versuchte. Seine Furcht umgab uns, erstickte uns, machtvoller als meine eigene, die nur Überleben forderte. Seine Furcht wog die Möglichkeiten ab. Wog die Konsequenzen ab, die Chase’ Vorschlag nach sich ziehen konnte.
    Sollte die MM erfahren, dass er uns hatte entkommen lassen, würden sie ihn umbringen.
    »Waffe runter!«, forderte Harper erneut mit sich überschlagender Stimme.
    Ich dachte an Billy und daran, wie sich seine Stimme anhörte, weil er gerade erst vierzehn Jahre alt war, im Stimmbruch. Dieser Soldat war nur ein paar Jahre älter. Er mochte etwa so alt sein wie ich. Wir hätten in der Highschool nebeneinander sitzen können. Wir hätten die gleichen Tests schreiben und in der gleichen Schlange zum Abstempeln unserer Essensgutscheine in der Mensa stehen können. In einem anderen Leben hätten wir Freunde sein können.
    »Es muss nicht so laufen«, beharrte Chase.
    »Runter damit, oder ich erschieße euch!«, brüllte Harper.
    Ein angstvoller Aufschrei schlich sich über meine Lippen. Die Waffe des Soldaten ruckte zu mir herum, und ich sah am Lauf entlang, wie die braunen Regenbogenhäute vollständig im Weiß seiner Augen schwammen.
    Mein Körper fühlte sich hart und fragil an, als wäre er aus Glas. Sollte er feuern, würde ich einfach zerspringen.
    »Sieh mich an«, befahl Chase mit strenger Stimme. »Sieh nicht sie an. Sieh mich an.«
    Ich flehte meinen Körper an, er möge sich regen, versuchte zu atmen und konnte nicht.
    Der Soldat zielte wieder auf Chase’ Brust.
    »Ich nehme euch fest«, sagte er. »Ich gebe dir noch fünf Sekunden, um die Waffe runterzunehmen.«
    »Mich haben die das auch gelehrt«, informierte ihn Chase. »Damals, bei Verhandlungsführung. Ich wurde auch hier ausgebildet, hast du das gewusst?«
    »Vier Sekunden«, sagte der Soldat, dessen Hände nach wie vor zitterten.
    Bebend entwich der Atem meinem Körper. Endlich regten sich meine Füße. Meine Hände ballten sich zu Fäusten. Die Erstarrung war vorbei.
    »Komm mit uns!«, hörte ich mich sagen.
    Sein Blick huschte in meine Richtung, aber Chase verstellte ihm die Sicht.
    »Drei.«
    »Sie hat recht«, schloss sich Chase an, und nun klang

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