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Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Titel: Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Simmons
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ich beinahe geschrien hätte.
    Ich rannte hinüber, sammelte die kompliziert aussehenden schwarzen Kunststoffschienen und die modifizierten Krücken ein und kehrte zu Rebecca zurück.
    »Wie muss ich dir die anlegen?«, herrschte ich sie an.
    »Becca, sieh mich an«, forderte Sean.
    Eine Schwester, etwa so alt wie ich, kam zur Tür herein.
    »Du liebe Zeit!«, rief sie. »Ist sie gestürzt?«
    »Zurück«, knurrte ich sie an, und sie blieb abrupt stehen.
    »Wir haben eine Feuerübung«, erklärte sie zögernd, als könnten wir das nicht selbst hören. »Wir müssen so viele Leute rausbringen, wie wir können.«
    Ich schauderte beim Gedanken an die Leute, die nicht rausgebracht werden konnten.
    »Wie muss ich ihr die Schienen anlegen?«, fragte ich die Schwester.
    Sean wartete nicht auf eine Erklärung. Er hob Rebecca vom Boden auf und trug sie aus dem Zimmer hinaus.
    »Sie wird in eine andere Einrichtung verlegt«, verkündete ich zähneknirschend. Die Lippen der Schwester formten ein vages O .
    Auf dem Gang war die Sirene viel lauter. Ich klemmte mir Rebeccas Krücken unter den Arm. Mädchen hasteten in Räume und riefen einander Anweisungen zu. Ich versuchte, einen Überblick über das Chaos zu bekommen, überzeugt, dass das nur ein Trick sein konnte, dazu gedacht, uns zu fangen.
    Tucker war nirgends zu sehen.
    »Die Treppe ist dort!«, brüllte der Arzt über den Lärm hinweg. »Die Fahrstühle werden abgeschaltet, wenn Feueralarm gegeben wird!« Er schob einen Mann im Rollstuhl zum Notausgang. Der Patient schrie vor Schmerzen und hielt sich die Ohren zu.
    Mein Atem ging schnell und brannte in meiner Kehle. Wir rannten zum Notausgang und gesellten uns zu einer Gruppe Schwestern, die Amputierten und Rollstuhlfahrern die Treppe hinunterhalfen. Zwei Mädchen hatten ihre Schwesternfassade fallen gelassen und stritten lautstark darüber, wie sie die Gehhilfe eines Patienten aus einer Lücke im Geländer herausbekommen konnten. Ich betete, dass dies nur eine Übung war; zu viele Leute wurden einfach zurückgelassen.
    »Nicht auffallen«, sagte ich unsinnigerweise zu Sean. Ich mochte dazu in der Lage sein, er jedoch nicht. Er war der einzige Soldat in Sichtweite.
    Andererseits war so oder so egal, was ich ihm erzählte. Er hörte gar nicht zu.
    Rebecca verbarg immer noch das Gesicht hinter ihren Händen, benutzte sie als Schild gegen Seans fassungslosen Blick. Ihre Beine hingen über seinem Arm. Der Kloß in meiner Kehle war zu groß, ihn zu schlucken.
    Etwas, das Truck vor der Explosion gesagt hatte, hallte in meinem Schädel wider. Was hätten wir mit ihm machen sollen, nachdem wir ihn rausgeholt hätten? Wir können ihm hier unten nicht die notwendige Versorgung bieten.
    Sie schafft das, redete ich mir ein. Wir bringen sie in Sicherheit. Wir kümmern uns um sie. Alles wird wieder gut.
    Bitte, lass alles gut werden.
    Wir schafften es bis zum Treppenabsatz oberhalb des zweiten Stocks, ehe ich einen anderen Soldaten sah. Dieser rannte die Stufen hinauf und drängte sich gewaltsam durch die Menge der Schwestern in den Korridor im zweiten Obergeschoss.
    Mein Herz setzte aus.
    Chase.
    Wir hatten zu lange gebraucht. Er war gekommen, um nach mir zu sehen. Wahrscheinlich hatte er den Alarm ausgelöst. Und jetzt hatte er keine Ahnung, wo er suchen sollte, und war in die falsche Richtung gelaufen. Ich öffnete den Mund, um ihn zu rufen, aber er war bereits hinter einer schweren, silberfarbenen Tür verschwunden.
    »Wir treffen uns am Wagen«, brüllte ich Sean ins Ohr und warf Schienen und Krücken in Rebeccas Schoß. Ohne ein weiteres Wort drängelte ich mich die letzten Stufen bis zum zweiten Stock hinunter.
    Mein Herz raste, als ich durch die schwere Tür stürmte. Hier sah ich keine Schwestern und auch keine Ärzte, aber ich hörte die geschwächten Rufe eines der Patienten, die in ihren Zimmern zurückgelassen worden waren, und kämpfte den Drang nieder, der Stimme zu folgen.
    »Hallo?«, brüllte ich die Sirene nieder. Ich wollte seinen Namen nicht aussprechen, solange ich nicht musste. Schaurige Gottesdienstmusik ertönte in den Pausen des Sirenengeheuls. Mein Blut brodelte vor Verzweiflung. Wie sollte er mich bei all diesem Lärm bloß hören? Wie sollte ich ihn hören?
    »Hallo!«, rief ich erneut und rannte am Empfang vorbei. Dabei verlor ich auf dem Linoleumboden den Halt, glitt aus, hielt mich an dem runden Tresen fest und fegte die auf ihm liegenden Papiere durch die Luft.
    Wir entdeckten einander im gleichen

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