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Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Titel: Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Simmons
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aber das ergab durchaus Sinn. Chase wäre ohne das ganze Chaos gar nicht am Empfang vorbeigekommen.
    »Nur zu, danke mir«, gab er zurück.
    Ich tat es nicht. Aber zum ersten Mal spürte ich ihm gegenüber einen Funken von Respekt. Für die Person, die uns in dem Glauben gelassen hatte, Rebecca wäre gesund, und zugleich die Person, die Cara als letzte lebendig gesehen hatte. Für den Mörder meiner Mutter.
    In diesem Moment traf es mich wie ein Schlag. Wir hatten ebenfalls jemanden getötet. Wir hatten heute eine Grenze überschritten – eine, von der es kein Zurück gab.
    Tucker zappelte auf seinem Sitz. »Was für ein Rausch. Schätze, ich begreife langsam, was euch daran gefällt.«
    »Halt’s Maul«, beschied ihm Chase in eisigem Ton.
    »Ach komm, Jennings«, entgegnete er, offenbar unbeeindruckt von der undurchdringlichen Spannung, die sich in dem Wagen bemerkbar machte. »Ich dachte, wir wären wieder Kumpels.«
    »Halt’s Maul«, donnerte Chase. Die Knöchel an den Fingern, die das Lenkrad umspannten, zeichneten sich weiß unter der Haut ab.
    Ich spürte, wie sich ein Schluchzer in meiner Kehle aufbaute.
    Nein. Nicht jetzt.
    Wir passierten eine Reihe von Lieferwagen, alle blau und mit dem Motto und dem Logo des FBR auf der Seite. So viel Blau. Überall Blau. Lauernd, beobachtend.
    »Wo fahren wir hin?« Meine Stimme zitterte.
    »Zum Hafen.« Chase tippte auf das Funkgerät an seinem Gürtel. »Truck wartet auf uns.«
    Mein Herz nahm sich augenblicklich eine Auszeit von der ständigen Furcht. Wenn wir je ein sicheres Haus gebraucht hatten, dann jetzt.
    Graue Wolken hingen hoch am Himmel, und die Luft darunter war kühl. Im Licht des Vormittags war es einfacher, die Zerstörungen zu sehen, die der Krieg zurückgelassen hatte. Größtenteils sah es aus wie auf dem Flugplatz. Schutthaufen, Berge von Mauersteinen, und überall breitete sich der flauschige, an Pfirsichhaut erinnernde Staub aus. Mein Blick wurde von einem dreißigstöckigen Gebäude hinter der Tunnelausfahrt angezogen, das aus irgendeinem Grund noch stand, auch wenn es aussah, als hätte ein riesiges Monster ihm ein Stück aus der Taille gebissen. So ging es Meile um Meile, bis der See am Horizont auftauchte.
    Plötzlich erinnerte ich mich an ein Gespräch mit Chase vor langer Zeit, daran, wie er mir die Geschichte von der Bombardierung Chicagos erzählt hatte. Er war zusammen mit anderen Studenten evakuiert worden und dann per Anhalter zu einer Siedlung jenseits der Stadtgrenze gefahren, um sich dort mit seinem Onkel zu treffen.
    Dem Onkel, der ihn später im Stich gelassen hatte.
    Dem Onkel, den wir bald treffen würden, falls wir es lebend zu dem sicheren Haus schafften.
    Wir alle behielten wachsam die Schatten im Auge, doch niemand war uns von der Basis gefolgt. Es kam mir verrückt vor, dass wir es unbehelligt bis hierher geschafft hatten, andererseits war es relativ einfach, mit der Menge zu verschmelzen, wenn so viele Uniformen das Straßenbild beherrschten.
    Chase bog scharf nach links ab, und der Van rollte hinab in eine dunkle, verlassene Tiefgarage. Die Reifen rollten plätschernd durch das Wasser, das sich auf dem Boden gesammelt hatte. Im Licht der Frontscheinwerfer sah ich den FBR -Zweitonner, der von seiner Fahrt zum Checkpoint in Indiana vergangene Nacht zurück war.
    Nur elf Leute waren übrig geblieben. Truck stand vor dem Wagen und winkte lässig. Jack und der mandeläugige Junge aus dem Vorratsraum waren auch bei den Zurückgebliebenen. Mit Erleichterung stellte ich fest, dass ich keinen von denen sehen konnte, die uns zuvor mit Misstrauen begegnet waren.
    Chase parkte, und ich trat hinaus in das knöcheltiefe, eiskalte Wasser.
    »Sinneswandel, Sniper?«, fragte mich Truck. Die anderen starrten mich mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Sorge an. Der Sanitäter hatte uns gesagt, das Rehazentrum bringe Unglück, und da ich unwillkürlich den Anhänger an meinem Hals berührte, konnte ich dem nichts entgegensetzen. Aberglaube war eine erworbene und verbreitete Eigenschaft im Widerstand.
    »Wir müssen raus aus der Stadt«, forderte Chase, ehe ich antworten konnte.
    Sie fragten uns nicht, ob wir verfolgt worden waren oder warum wir es so eilig hatten. Sie wussten, was es hieß, gejagt zu werden. Mit nüchternem Eifer stiegen sie in den Laderaum des Kleinlasters. Erst da fiel mir auf, dass Sean und Rebecca immer noch in dem Van saßen.
    Ich ging platschend durch das Wasser zurück, direkt gefolgt von Chase. Sie saßen noch da, wie

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