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Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Titel: Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Simmons
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die ganze Basis einladen.
    Billy rückte vom Computer weg und strich sich geistesabwesend das Haar zurück. Ich war abgeschweift, während wir im Zentralcomputer nach weiteren Informationen über Mädchenbesserungsanstalten in Chicago gesucht hatten. Immerhin gab es für mich nicht viel zu tun, während Billy sich in den Server hackte und Sean die Listen durchging.
    »Geh schlafen«, sagte Sean zu mir und blinzelte den Monitor an.
    »Ich bin okay«, entgegnete ich gähnend. »Außerdem bist du nicht mehr mein Boss.«
    Er warf mir über die Schulter einen scharfen Blick zu. »War ich je dein Boss?« Als ich grinste, fügte er hinzu: »Dachte ich doch. Jetzt hau ab, du machst mich müde.«
    Ich tat, wie geheißen, aber nur, weil ich so niemandem eine Hilfe war. Ich nahm eine der Kerzen; in ihrem flackernden gelben Licht sahen die Wände noch baufälliger aus. Als ich mein Zimmer erreicht hatte, hielt ich vor der Tür kurz inne und lauschte auf Chase’ Atem. Die Geräusche im Gang schienen noch lauter geworden zu sein; die Jungs, die vor Beginn der Ausgangssperre rausgegangen waren, kamen gerade zurück. Houston und Lincoln debattierten über ein süßes Mädchen, das sie auf dem Platz gesehen hatten. Jemand sang unter der Dusche. Die Wände waren viel zu dünn.
    Kurz versuchte ich, mir Chase im Bett vorzustellen, aber der Gedanke machte mich nervös. Ich fragte mich, ob ich überhaupt reingehen sollte. Er schlief nicht gut – ich wusste, dass er immer noch unter Albträumen litt, auch wenn er nie darüber sprach. Ich könnte mich auch im Vorratsraum ein bisschen ausruhen, damit er Gelegenheit hatte, etwas von dem dringend benötigten Schlaf nachzuholen.
    Ehe ich es mir endgültig anders überlegen konnte, öffnete ich langsam die Tür und schlüpfte hinein. Dabei schirmte ich vorsichtig die Flamme mit der Hand ab. Als meine Augen sich an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, sah ich, dass er sich in dem mottenzerfressenen Sessel ausgestreckt hatte, der an einem strategisch günstigen Platz vor dem Fenster stand – dem Fenster, durch das ich geflüchtet war, als er mir von meiner Mutter erzählt hatte. Unsere Decke lag immer noch zusammengefaltet am Fußende der durchhängenden Matratze, die leer inmitten unseres winzigen Raums lag.
    Leer, genau wie ich. Verloren ohne meine Mom, ohne eine Spur von Rebecca, ohne hier ein Ziel vor Augen zu haben.
    In dem schwachen gelben Lichtschein konnte ich nicht viel sehen, aber es reichte, um zu erkennen, dass er sich nicht rührte. Kaum atmete. Er lag zu still da, um nicht wach zu sein, und ich tat es ihm gleich, während ich fühlte, wie sein Blick über mich wanderte, und spürte, wie heißes Wachs auf meinen Daumen tropfte.
    Ich blies die Kerze aus.
    Im Dunkeln durchquerte ich den Raum, stellte sie auf den Fenstersims und kletterte, ehe ich wusste, was ich da eigentlich tat, auf seinen Schoß. Meine Handflächen suchten nach seinem Gesicht, meine Daumen glitten über seine stoppeligen Wangenknochen zu seinen offenen, weichen Lippen. Keine Zeit, darüber nachzudenken, wie er reagieren würde oder darüber, dass wir in diesen letzten paar Wochen kaum Körperkontakt hatten. Ich brauchte das, brauchte ihn, und er brauchte mich genauso. Ich küsste ihn, und er erwiderte den Kuss. Seine Lippen pressten sich fest an meinen Mund. Er war lebendig und warm, roch vage nach Schweiß und Zahnpasta, und ich sagte mir, dass seine Berührung auch mir Wärme geben würde.
    Ich kniff die Augen zu und küsste ihn mit einer Vehemenz, die ihn anbettelte, mich vergessen zu lassen, mich etwas fühlen zu lassen jenseits dieses bodenlosen, unüberbrückbaren Loches, das sich in mir aufgetan hatte. Seine Zähne glitten über mein Kinn, nagten an meinem Ohr, und das Stöhnen, das er meiner Kehle entlockte, brachte seinen Atem zum Stocken. Er drückte mich an sich, fester, unglaublich fest, und rutschte über den Rand des Sessels. Ich dachte, er wollte uns zum Bett manövrieren, aber dann hielt er inne, und in diesen schwülen, zittrigen Augenblicken veränderte sich etwas zwischen uns.
    Ich klammerte mich an ihn. Als könnte ein starker Wind ihn einfach davonwehen. Und er muss es gefühlt haben, denn ich konnte spüren, wie sich seine Fäuste in die Rückseite meines Hemds knoteten und sein Atem heiß und stoßweise über meinen Nacken strich.
    »Es tut mir leid«, hörte ich seine angespannte Stimme. Und dann wieder: »Es tut mir leid«, dieses Mal nur noch verzweifelter.
    Er hob mich hoch und

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