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Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Titel: Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Simmons
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setzte mich auf der Bettkante ab, und dann wich er so hastig zurück, dass er über seine Stiefel stolperte. Ich begriff nicht. Alles, was ich wusste, war, dass die Leere in mir sich mit etwas Neuem füllte, einer enormen, undurchdringlichen Traurigkeit. Kalt und unnachgiebig. Sie wuchs nun so schnell, sickerte in jeden Teil meiner selbst.
    In der Dunkelheit konnte ich sein Gesicht nicht sehen, konnte seine Miene nicht ablesen. Viel Zeit blieb mir auch nicht. Eine Sekunde später ging er hinaus und zog die Tür hinter sich zu.
    Ich ließ mich auf das Bett fallen, die Lippen heiß und geschwollen, die Augen brennend vor Tränen, die einfach nicht fließen wollten. Bald zog ich die Knie an die Brust und versuchte, mich so klein wie möglich zu machen. Nach einer Weile zog ich die Decke über den Leib, doch mit Chase hatte auch jegliche Wärme den Raum verlassen.
    Es tut mir leid , hatte er gesagt. Genau wie in jener Nacht, in der er mir gesagt hatte, dass er meine Mutter nicht hatte retten können. Ich erinnerte mich daran, wie gebrochen er da ausgesehen hatte, und als ich nun wach im Bett lag, konnte ich nicht anders, ich musste mich fragen, ob er das immer noch war. Und ob wir uns je wieder davon erholen würden.

K APITEL
    3
    Am nächsten Morgen berichtete Wallace, dass die MM die Einberufungsaktion auf dem Platz für diesen Nachmittag angesetzt hatte.
    Von der Euphorie der vergangenen Nacht war nun nichts mehr zu spüren; was blieb, war gespannte Erwartung. Einige wollten die Soldaten immer noch gewaltsam ausschalten, aber Wallace weigerte sich, ohne Dreis Anweisung in Aktion zu treten. Stattdessen stellte er ein Team – Houston, Lincoln, Cara und drei andere – zusammen, das die Leute davon abbringen sollte, sich den MM anzuschließen. Vereinzelte Stimmen, um gegen die Herrschaft der MM und den Machtmissbrauch Position zu beziehen und den Gesprächsfluss zu lenken. Subtil genug, Wallace keinen Ärger mit Drei einzuhandeln, dennoch aber eine unverkennbare Demonstration des Widerstands.
    In löchrigen Hemden und zerrissenen Jeans gingen sie den langen Korridor hinunter in Richtung Treppe. Ich sah zu, wie sie hinter dem roten Schild über dem Ausgang verschwanden, nicht in der Lage, das Gefühl abzuschütteln, dass etwas Schlimmes geschehen würde. Als wäre das noch nicht übel genug, blieb ausgerechnet Riggins hier, um mit Wallace die Funkgeräte zu bewachen. Von Billy hatte ich erfahren, dass unser paranoider Gangnachbar mich schon wieder im Auge behielt, was albern war, angesichts dessen, was um uns herum los war. Ich ging ihm trotzdem aus dem Weg.
    Wenn so viele Leute vor der Tür herumlungerten, ging es im dritten Stock ziemlich beengt und verkrampft zu. Die Warterei war zu viel für mich, und ehe Riggins mir krumm kommen konnte, flüchtete ich aufs Dach, um etwas frische Luft zu schnappen.
    Ich war nicht die Einzige, die auf diese Idee gekommen war. Chase hockte allein hinter der Feuertreppe auf einer Bank, die dank des fauligen Holzes in der Mitte durchhing. Als er mich sah, stand er auf. Was in ihm vorging, verbarg sich hinter einer lange einstudierten Maske, ein Umstand, den ich einfach hasste; sollte er sie doch für andere aufsparen, wenn er unbedingt wollte, ich konnte gut darauf verzichten. Mein Blick fiel auf das zerfetzte Thermohemd, das sich über seine Brust spannte, und ich strich automatisch mein eigenes Hemd glatt.
    »Ich dachte, du schläfst noch«, sagte ich. »Du hast doch im Moment keinen Auftrag, oder?«
    Er schüttelte den Kopf.
    Vorsichtig ging ich an ihm vorbei und setzte mich auf die Bank. Nach ein paar Sekunden ließ er sich mit einem kleinen Abstand neben mir nieder. Wir starrten die Basis an, makellos weiße Gebäude, die sich zwanzig Meilen entfernt über den Dächern aus dem Vormittagsnebel schälten, und ließen die Minuten dahinziehen.
    »Habe ich etwas falsch gemacht?«, fragte ich irgendwann frei heraus und sah, wie seine Maske fiel.
    »Du? Nein. « Er schüttelte den Kopf. »Nein. Letzte Nacht … ich wollte dir nicht …« Er fuhr sich mit einer Hand durch das schwarze Haar und lachte unbeholfen auf. »Ich hätte nicht gehen sollen.«
    »Warum bist du dann gegangen?«, fragte ich.
    Er beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie. Seine Stiefelabsätze tippten hörbar auf den Betonboden.
    Ich erhob mich, um wieder nach unten zu gehen, aber er ergriff meine Hand.
    »Du trauerst«, platzte er heraus. »Ich wollte nicht, dass du denkst, du weißt schon, ich würde

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