Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)
verdutzt.
»Das FBR bezahlt Höchstpreise für 1 a-U nterhaltung«, sagte die Frau tonlos. »Ich wette, Officer William ist gar nicht in den Sinn gekommen, dass man sie zusammenschlagen könnte.«
Alle neuen FBR -Rekruten unterschrieben einen Vertrag, in dem sie sich der Erneuerung verpflichteten. Es war ihnen nicht gestattet, eine Beziehung zu führen. Das wusste ich aus erster Quelle; es war einer der Verstöße, die sie benutzt hatten, um Chase zu brechen, während wir voneinander getrennt gewesen waren. Aber ich hatte nicht daran gedacht, dass sie andere Möglichkeiten finden würden, um ihre Soldaten bei Laune zu halten.
Ich zwang mich, nicht darüber nachzudenken, ob Chase auch solche Feste besucht haben mochte; es gab wichtigere Dinge, über die wir uns den Kopf zu zerbrechen hatten. Aber die Vorstellung von Chase, einsam, auf der Suche nach jemandem, mit dem er reden konnte, ging mir unter die Haut. Plötzlich fiel mir auf, dass die Frau mich anstarrte.
Ich war erleichtert, als Sean die Hütte betrat. Als er Sarahs Gesicht sah, zuckte er regelrecht zusammen.
Die Frau kniete in der Ecke nieder und stocherte in einem Müllhaufen in der Nähe der Kleider herum. Als sie sich wieder erhob, hatte sie etwas Kleines, Silbernes in der Hand, etwas, das ich zunächst für Schmuggelware hielt, die loszuwerden Cara ihr geraten hatte, bis sie es zwischen Daumen und Zeigefinger in den Feuerschein hielt.
Es war eine Art Medaillon, an dem eine dünne Kette hing. Auf dem Medaillon schwang ein Engel einen Dolch über seinem Kopf. Wenn ich die Augen zusammenkniff, konnte ich darunter noch etwas sehen: einen Dämon mit Hörnern und Schwingen. Das sah nicht aus wie etwas, das zur Amerikanischen Kirche gehört, und da ich nicht mit der Vorkriegsreligion aufgewachsen war, wusste ich nicht, was die Figuren zu bedeuten hatten.
»Ich weiß, wer du bist«, sagte die Frau mit einem angespannten Lächeln zu mir. »Und ich bin froh. Ich bin froh, dass du es bist. Es tut gut zu sehen, dass eine Frau sich wehrt.«
Ich erstarrte. Ich wusste, ich sollte etwas Bestärkendes sagen, vielleicht, dass die Zeit reif sei, aber ich konnte nicht. Mein Mund war knochentrocken. Seans Blick wanderte zwischen uns hin und her. Offenbar war er genauso unsicher wie ich, was er unter diesen veränderten Umständen sagen sollte.
»Es gibt Gerüchte, die besagen, dass du die Soldaten jagst, die dir diesen Artikel 5 verpasst haben. Stimmt das?«, wollte die alte Frau wissen. Neben ihr schrak Sarah vor mir zurück.
Was immer ich an Erleichterung verspürt hatte, erlosch.
»Ich … ich habe niemanden erschossen.« Obwohl ich es hätte tun sollen . Mein Mund klappte zu, als sich Caras Hand um meinen Unterarm schloss und ich spürte, wie sich ihre Fingernägel in mein Fleisch gruben.
»Ja, gewiss.« Ein verschlagenes Funkeln leuchtete in den Augen der Frau auf. Und wenn auch ein Teil von mir wünschte, sie würde begreifen, dass ich unschuldig war, sah doch der Rest von mir das größere Ganze. Das war der Grund, warum Wallace mich rausgeschickt hatte: um die Dinge in Gang zu bringen. Und kaum etwas erregte so viel Aufmerksamkeit wie die Behauptung, man wäre der Sniper.
Ich steckte die Kette, die sie mir gegeben hatte, in meine Rocktasche und murmelte: »Danke.«
»Ich bete für dich«, versprach sie. »Aber sei vorsichtig. Nicht jeder denkt so wie ich. Die Welt ist gnadenlos, heutzutage.«
Chase steckte den Kopf zur Tür herein. »Wir müssen weiter.«
Sean ergriff vorsichtig Sarahs Handgelenke und fesselte sie mit einem neongrünen Kabelbinder – eine notwendige Maßnahme, um kein Misstrauen zu erregen. Soweit es irgendjemanden außerhalb dieser Hütte betraf, führten wir hier eine Festnahme durch. Trotzdem kribbelten meine eigenen Handgelenke bei der Erinnerung an das unbehagliche Gefühl, das diese Fesseln hinterließen, und Seans Miene verfinsterte sich, als er ihren nackten Oberarm ergriff. Ich wusste, er überlegte genau wie ich, wie es Rebecca in den letzten Wochen ergangen sein mochte.
»Gehen wir«, sagte ich, als er fertig war.
Wir verließen die Hütte, und Cara und ich nahmen unsere Gefangene in die Mitte. Sarah ließ den Kopf hängen und schaute die Leute am Straßenrand nicht an, die leise untereinander murmelten. Auch ich hielt den Blick gesenkt, aber ich machte mir derzeit mehr Gedanken über den Sniper als über irgendjemand anderen.
Der Wind war noch schärfer geworden, und plötzlich sauste eine Kunststoffplatte, die einmal
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