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Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Titel: Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Simmons
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in das sichere Haus flüchten wollten. Sie musterten uns mit verschlossenen Mienen und standen dicht an dicht, um einander Halt zu geben.
    »Ganz ruhig, Kinder«, beschied ihnen Tubman und zeigte auf Chase und Riggins. »Die sind nicht echt.«
    Sosehr ich um Haltung bemüht war, zitterte ich nun doch. Ich fror.
    »Ihr redet«, bestimmte Cara, »ich plündere deine Vorräte.« Sie zog eine Schachtel Cracker aus einem Sack am Boden und warf ihn dem Familienvater zu, ehe sie in einer Tüte mit gestohlenen Kleidungsstücken wühlte.
    Tubman saß auf einem Klappstuhl und kippelte auf zwei Metallbeinen zurück. »Die Schnellstraßen sind abgeriegelt, seit der Sniper bei der Rekrutierung zugeschlagen hat. Oder hast du das vergessen?« Er lachte, als wäre daran irgendetwas komisch.
    Wir wechselten knappe Blicke. Offenbar war Tubman über den neuesten Überfall auf dem Platz noch nicht im Bilde.
    »Für Schwestern nicht«, entgegnete Cara und wedelte knicksend mit ihrem Rock. »Und für Soldaten auch nicht. Und unsere beste Chance besteht darin, sofort zu handeln, ehe die Funkgeräte wieder funktionieren und der neueste Anschlag des Snipers durchgegeben wird. Riggins, ausziehen.«
    »Ja, Ma’am«, gab Riggins diensteifrig zurück.
    »Gib Tubman deine Uniform«, fuhr sie fort. »Wir nehmen den blauen Laster.«
    Tubman warf die Hände in die Luft. »Warte, einen Moment, welcher neue Anschlag?«
    »Ein Soldat oder vielleicht auch mehr als einer wurde heute auf dem Platz erschossen«, hörte ich mich sagen. Dabei fiel mir die Frau in der Zeltstadt ein, die angenommen hatte, ich hätte diese Soldaten getötet, und ich schauderte insgeheim. »Wir wissen noch nicht, ob es wirklich der Heckenschütze war«, fügte ich hinzu.
    »Ach, wirklich«, spottete Tubman. »Wer soll es sonst gewesen sein?«
    »Ein Nachahmungstäter«, meinte Riggins, und ich bereitete mich auf irgendeine Provokation vor, die dann doch nicht erfolgte. »Ein Einzelgänger. Sie hat recht. Wir wissen bisher noch gar nichts.«
    Ich wusste nicht, warum er mir plötzlich zustimmte. Das passte nicht zu ihm.
    »Wie auch immer, wie sollen wir Wallace sagen, dass wir seinen Truck nehmen, wenn die Funkgeräte nicht funktionieren?«, fragte Riggins.
    »Wallace und ich haben eine Abmachung«, entgegnete Cara so vielsagend, dass er johlte. Dann wandte sie sich wieder an den Schleuser. »Na komm, Tubman, bitte? Bitte-bitte? Lass mich nicht dreimal fragen.« Sie klimperte mit den Wimpern.
    Tubman lachte trocken, stutzte dann und blinzelte, als wäre ihm gerade etwas eingefallen. »Ja, gut«, sagte er, »wir fahren durch Virginia. Wir behaupten, wir würden Vorräte für die Schwesterninternate liefern, und drücken die Daumen, dass sie den Laderaum nicht durchsuchen. Wenn wir fahren, solange die Funkgeräte nicht arbeiten, können sie jedenfalls ihre Freunde nicht rufen. Morgen Abend könnten wir schon wieder zurück sein.«
    »Und die Ausgangssperre?«, wollte ich wissen.
    »Die gilt auch nicht für Soldaten«, erwiderte Cara, ohne auch nur aufzublicken.
    »Hier geht es um Menschenleben!«, blaffte ich sie an. »Der Schleuser in Harrisonburg ist gestorben, weil er nicht vorsichtig genug war!«
    Ich erinnerte mich an das Gefühl, als ich auf dem Blut ausgerutscht war, das den Küchenboden bedeckt hatte. Daran, wie ich mein Gesicht in Chase’ Arm geborgen hatte, während er mir die Augen zuhielt. Ich erinnerte mich an den kupfernen Geruch in der Luft, den ich immer noch riechen konnte.
    Cara hörte auf, in dem Spendensack herumzuwühlen, legte den Kopf auf die Seite und musterte mich neugierig.
    Die vier Füße von Tubmans Stuhl kamen auf dem Boden zur Ruhe. »Er ist gestorben, weil man ihn erwischt hat«, konstatierte er.
    Die Grube schien zu schrumpfen, und ich verspürte einen schweren Druck auf der Brust. Das Baby weinte – ein leises, klägliches Weinen, das nicht gesund klang. Ich wünschte, die Mutter würde es beruhigen und Sarah würde aufhören, mich mit diesen geschwollenen, furchtsamen Augen anzustarren.
    Wütend stierte ich Cara an. Sie mochte Tubman, Riggins und all die anderen im Wayland Inn um den Finger gewickelt haben, aber nicht mich. Ihre Leichtfertigkeit brachte uns alle in Gefahr, und wenn sie nicht aufpasste, würde ihretwegen noch jemand zu Tode kommen.
    Chase trat näher, stellte sich neben mich und wartete darauf, dass ich mich äußerte. Ich rieb mir die Stirn über den zusammengezogenen Brauen und platzte schließlich heraus: »Wir sollten sie

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