Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)
Rinnsalen über sein Gesicht bis zum Kinn, und er warf es sich verärgert über seine Schultern zurück.
» SOS «, erklärte er. »Ein Morsecode.«
Nichts geschah.
Ich rieb Sarahs Arme mit den Händen und versuchte, sie zu wärmen, dennoch hatte sie in der kalten Luft eine heftige Gänsehaut, und ihre Zähne klapperten hinter den blauen Lippen.
Riggins schnappte sich das Statutenposter, das ich aus dem Laden mitgenommen hatte, um Sarah vor dem Regen zu schützen.
»Hey!«, protestierte ich und zog Sarah so dicht wie möglich an das Gebäude heran, um sie vor dem Wetter zu schützen. Noch konnten wir die Fesseln nicht gefahrlos abnehmen; jemand könnte uns sehen. Chase beobachtete besorgt die Gasse, aus der wir gekommen waren.
»Artikel 9«, las Riggins, und ich erstarrte. Als ich das letzte Mal nachgesehen hatte, hatte es nur acht gegeben. Dieser konnte erst vor kurzer Zeit dazugekommen sein.
Er lachte ätzend. »Bürgern, die wissentlich oder unwissentlich jene unterstützen, die gegen die Moralstatuten verstoßen, wird hiermit das Recht auf eine Verhandlung verweigert, und sie werden mit der ganzen Härte des Gesetzes bestraft werden. Na, wenn das nicht eine Ironie ist.«
Mein Magen sackte tiefer. Sarah japste leise nach Luft, und ich konzentrierte mich wieder auf sie, um sie von ihrer Angst abzulenken, auch wenn ich selbst genug davon verspürte.
Ich sagte mir, dass Artikel 9 nicht wichtig wäre. Mein Name war längst unter den fünf Meistgesuchten veröffentlicht worden. Das war nur ein weiterer Scharlachroter Buchstabe. Genau wie Artikel 5. Doch so sehr es mich beschämte, es half auch, daran zu denken, dass jeder von uns genauso in Schwierigkeiten stecken würde wie ich, sollten wir geschnappt werden.
»Mach schon, Tubman!«, brüllte Cara und trat erneut gegen das Tor.
Ehe sie fertig war, wurde das Garagentor hochgezogen und verharrte dann auf Hüfthöhe. Cara verschwand im Inneren, gefolgt von Riggins und Sarah. Chase und ich wechselten einen letzten Blick, ehe wir ebenfalls hineintauchten.
Kaum hatten wir den Sturm hinter uns gelassen, da riss ein dürrer Mann mit tiefbrauner Haut, der ein Hawaiihemd trug, die Metalltür herab und sicherte sie mit einer Kette an einem Stahlhaken im Boden. Er hatte eine krumme Nase, und eine braungraue Narbe führte im Zickzack von seinem rechten Augenwinkel hinab zum Mund. Als er lächelte, sein ganzes Gesicht schien um die krummen weißen Zähne herum breiter zu werden und die Nase flacher, entspannte ich mich ein wenig, aber ich wagte nicht zu atmen, bis er seine Pistole auf einen Werkzeugwagen aus Metall gelegt hatte.
Zwei Fahrzeuge standen in der Garage. Rechts von mir sah ich einen dunkelblauen FBR -Laster, und ich nahm an, dass der Schleuser ihn dazu benutzte, Flüchtlinge in die sichere Zone zu bringen. Daneben, in der Mitte der Werkstatt, stand ein kleinerer Horizons-Lieferwagen, auf dessen blecherner Seitenverkleidung ein munterer, gelber Sonnenaufgang prangte – der Lieferwagen, den unser Team vor zwei Tagen gekapert hatte.
»Hier hast du ihn also gebunkert«, sagte Riggins zu Cara, und sie bedachte ihn mit einem Grinsen.
Nun, da ich zusammen mit einem Haufen Verbrecher neben zwei gestohlenen FBR -Lastern stand, kamen mir meine früheren moralischen Bedenken, als Chase Fahrzeuge kurzgeschlossen hatte, merkwürdig vor. Ich zog das Tuch vom Kopf und schüttelte mir die Hagelkörner aus dem Haar, wohl wissend, dass ich aussehen musste wie ein Hund, der gerade aus einem Schneesturm ins Haus geflüchtet war. Chase hatte Sarah bereits die Kabelbinder abgenommen.
»Hoffentlich hast du dir nichts gezerrt, als du so flink zur Tür gerannt bist«, bemerkte Cara und erinnerte mich so an die Präsenz des fremden Mannes. Sie versetzte ihm einen Faustschlag an den Arm, und er stolperte und tat, als hätte sie ihn schwer verwundet.
»Das ist Tubman«, stellte ihn Cara vor. »Meisterschleuser.«
Er bot mir die Hand dar, und ich ergriff sie, als aber die Erkenntnis in seinen bernsteinfarbenen Augen aufflackerte, lief mir ein angstvoller Schauer über den Leib.
»Dein Fahndungsfoto wird dir nicht gerecht«, bekundete er und hob meine Hand zu einem zögerlichen Kuss an seine Lippen.
Chase räusperte sich. Plötzlich kam es mir in diesem Raum furchtbar heiß vor.
»Großer Bursche«, stellte Tubman fest und ging auf Chase zu. »Ich kenne dich doch. Nein, doch nicht.« Eingehend studierte er Chases Züge. »Hast du Familie an der Küste?«
»Meinen Onkel«,
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